«Jetzt sollen jüngere Kräfte übernehmen», sagt Erb zu seinem Rücktritt aus dem Vorstand der Vereinigung der Schweizerischen Kartoffelproduzenten (VSKP). Sie müssen sich nun in der Branchenorganisation Swisspatat für faire Preise einsetzen. Dabei stehen sie einer Phalanx von Handel und Verarbeitern und Konsum gegenüber. «Jeder ist sich selbst der Nächste und schaut für sich – das liegt in der Natur der Sache», sagt Erb. Eigentlich aber sollte es ein Geben und Nehmen sein, so Erb. [IMG 2]

Kampf um faire Preise

AboSwisspatatDie Kartoffel-Preisbänder steigen 2023 in allen SegmentenMontag, 20. März 2023 Seine Haltung wurde in den all den Jahren auf eine harte Probe gestellt. Daniel Erb und der Vorstand argumentierten fundiert. «Wir zeigten die Entwicklung der Produktionskosten auf. Durch die Preisentwicklung für Dünger, Treibstoff, Folien usw. stiegen unsere Produktionskosten um gut 10 %», sagt Erb. Allzu gerne würden der Handel und die Verarbeitung vergessen, dass die Kartoffelproduzenten sie auf vielfältiger Weise unterstützen. So zahlt jeder Produzent ab 2023 Fr. 0.50/dt befristet für ein Jahr (bis anhin Fr. 0.95/dt) in einen Verwertungsfonds ein. Daraus ermöglicht der VSKP die Frischverfütterung und im Notfall den aktiven Veredelungsverkehr bei Überproduktion.

Zurzeit gelten die mittleren Preisbänder und bei den Frühkartoffeln wird der Preis alle 14 Tage anhand von Angebot und Nachfrage festgesetzt. Soll das auf den Kopf gestellt werden? «Hoffentlich nicht», zeigt sich Daniel Erb besorgt, denn am Verhandlungstisch gehe es nicht nur um ein paar Rappen mehr oder weniger, sondern auch um die Preismodelle und die Übernahmebedingungen.

9 ha Frühkartoffeln

Auf seinen Feldern gedeihen auch in dieser Saison seit Februar auf 9 ha die Frühkartoffelsorten Annabelle und Lady Christel. Dank des milden Klimas seines am Rhein gelegenen Betriebs gehören seine Kartoffeln schweizweit zu den Ersten, die im Regal zu finden sind. Der Aufwand dafür ist gross wie zum Teil Handablage beim Setzen, Frost- und Kühlberegnung.

Die übrigen 11 ha Kartoffelfläche sind für Frites-Sorten reserviert und erstmals baut er in diesem Jahr mit SH C 1010 eine Chips-Sorte an. «Diese schnitt bei den Sortenversuchen gut ab und soll trockenheitsresistenter sein.» Die Trockenheit ist in der Tat ein Problem. Während der Vegetationszeit hält das Bewässern Daniel Erb auf Trab. Der Betrieb verfügt über drei Grossregner und auf rund 7 ha sind Rohre verlegt. «Wehe, es spritzt auf die Strasse oder die Bahngeleise», sagt Erb.

Bundesdiktat versus Markt

Neben Kartoffeln hat sich Daniel Erb auf Zuckerrüben, Extensogetreide, Zwiebeln, Karotten und Gemüse im Vertragsanbau spezialisiert. «Aber», hält er fest, «ich möchte mir nicht vom Bundesamt diktieren lassen, was ich anzubauen habe.» Erstmals habe er bei der Strukturdatenerhebung die Kommentarspalte genutzt und kritisch festgehalten, dass Spinat keine Hülsenfrucht sei. «Konservenerbsen machte ich immer herbizidfrei, aber in diesem Jahr sind Erbsen, Bohnen, Pariserkarotten und Spinat unter einem Code zusammengefasst.» Also gibt es für die herbizidfreien Erbsen keinen Beitrag mehr oder Erb dürfte keinen Spinat mehr anbauen, obwohl dazu schon Verträge bestehen.

«Ich möchte mir nicht vom Bundesamt diktieren lassen, was ich anzubauen habe.»

Daniel Erb, Kartoffelproduzent

Bisher konnte er sich an vielen Programmen beteiligen, aber die neuen Beitragsarten sind kultur- und nicht mehr parzellenbezogen. Was ihn auch massiv einschränkt im Zuckerrübenanbau. Einen Teil macht er mit Conviso-Rüben mit wenig Spritzmitteln, auf anderen Flächen baut er vor allem Cercospora-resistente Sorten an. «So habe ich auch hier keinen Spielraum mehr, um anhand der Kultureigenschaften den Anbau zu planen.»

Ob ihn das auch im nächsten Jahr beschäftigen wird? Sicherlich schon, obwohl Erb auf den 1. Januar 2024 den Pachtbetrieb seinem Nachfolger Andreas Rohner übergeben wird. Erb wird auf dem Betrieb noch mitarbeiten und sich in der Erdilo GmbH zusammen mit Sohn Dominique engagieren. Die Erdilo AG gründete Erb 2005. Er sei schon damals jemand gewesen, der gerne etwas anreisst. Das Unternehmen handelt mit Ersatzteilen und hat sich auf Erd-, Rück- und Gartenbau spezialisiert.

Rückzug vom Hof

[IMG 3] Er und seine Frau Jacqueline verlassen auch das Betriebsleiterhaus, das ihnen 28 Jahre lang ein Heimathafen war, und ziehen in ein 600 m entferntes Haus. Damals haben sie den Guetshof Paradies von der Georg Fischer AG übernommen. Während drei Jahren waren Erbs als Verwalter angestellt, dann kam es zur Pachtübernahme. Aufgewachsen ist Daniel Erb gegenüber des Rheins in Dörflingen SH. Von Kindsbeinen wollte er Landwirt werden. «Ich liebte mehr als alles andere die Feldarbeiten. Wehe, mein Vater hatte schon alles geackert, wenn ich nach der Schule heimraste», erzählt Erb.

Ausgleich durch Laufen

Wenn er jetzt beim Joggen oder Laufen an die vergangenen Jahre zurückdenkt, ist er zufrieden mit dem, was er geleistet hat, aber auch etwas wehmütig. Extrem viel habe sich in der Landwirtschaft verändert. Wenn es schon landwirtschaftlichen Schulen (dem Arenenberg wurde die Knospe aberkannt) nicht mehr gelinge, die Vorschriften einzuhalten, wie könnten sich die jungen Bauern in diesem Wirrwarr noch zurechtfinden, fragt er sich. [IMG 4]

In seiner Abschiedsrede an der VSKP-Mitgliederversammlung appellierte Daniel Erb an den Handel: «Halten Sie Sorge zu uns Kartoffelproduzenten. Schlussendlich sitzen wir im gleichen Boot. Wenn keiner mehr rudern kann, ist niemandem geholfen.»

Betriebsspiegel
Hof: Guetshof Paradies, Schlatt TG
LN: Rund 80 ha, davon 20 ha Kartoffeln, Getreide IP-Suisse, Zuckerrüben, Karotten, Zwiebeln, Spinat, Erbsen, Bohnen, Chicorée.
Tierhaltung: Viehlos, aber Betriebsgemeinschaft mit Kurt Studer, der einen Deck- und Wartbetrieb Schweine führt.
Betriebszweig: Erdilo GmbH (Handel mit Ersatzteilen, Erd- und Gartenbau)