Am Dienstag hat die Branchenorganisation Milch (BOM) im Café des Alpes im Bundeshaus eine Charta und das Logo für «Swissmilk Green» vorgestellt. Beides ist Teil des Branchenstandards für nachhaltige Schweizer Milch und wurde über die vergangenen fünf Jahre Schrittweise entwickelt. Daran beteiligt waren sowohl die Milchproduzenten als auch die Milchverarbeiter und der Detailhandel.
Die BOM, die sich in den letzten fünf Jahren mit dem Projekt befasste, spricht in ihrer Medienmitteilung von der Umsetzung einer grossen Vision. «Ab dem 1. September 2019 können Konsumentinnen und Konsumenten anhand des Swissmilk-Green-Logos erkennen, dass Schweizer Milchprodukte nachhaltig hergestellt sind», schreibt die BOM. Die zum Standard gehörende Charta zeige, dass es die BOM geschafft habe, «viele individuelle Vertreter aus der Milchwertschöpfungskette auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.»
SMP steht hinter Swissmilk Green
Während die BOM also von einem grossen Tag für die Schweizer Milchwirtschaft spricht, sind nicht alle Organisationen so begeistert von dem Standard: die Schweizer Milchproduzenten (SMP) stehen voll und ganz hinter dem Vorhaben, der WWF und die Stiftung für Konsumentenschutz indes ist skeptischer.
So betonen die SMP in ihrer Mitteilung nach der Veröffentlichung der Charta, dass das Vorhaben aus mindestens fünf Gründen zentral sei und letztlich helfe, dass die Milchproduktion in der Schweiz Glaubwürdig bleiben könne. Für die SMP ist mit der Einführung des Logos ein Anfangsschritt getan, «dem eine konsequente Umsetzung folgen muss, damit die Mehrwerte auch am Markt honoriert werden», heisst es der Medienmitteilung.
WWF: Standard müsste ambitionierter sein
Der WWF schreibt in einer Mitteilung, dass ein Standard «aus Sicht des WWF zwar ein Schritt in die richtige Richtung» sei. Allerdings müsste dieser Schritt «viel ambitionierter daherkommen, um die Auszeichnung «green» zu verdienen», heisst es weiter. Zudem dürfe der Standard nur verkaufen, was er auch verspreche. In Bezug auf das Tierwohl mag das aus Sicht des WWFs stimmen; das heutige Vorhaben würde in einen kleinen Schritt in Richtung Verbesserung gehen, so der WWF. In Bezug auf Nährstoffeinträge, Ammoniakbelastung und den hohen Kraftfutterverbrauch indes würde der Standard laut WWF keinen Beitrag zu einer Verbesserung der Situation führen. Ebenso würden die Fragen zur Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz in der Milchproduktion als Teil des Branchenstandards fehlen, obwohl sie in den Berichten des Weltklimarats thematisiert würden.
Dafür steht Swissmilk Green
Swissmilk Green basiert auf der Charta für Schweizer Milch, die bisher von rund 40 Organisationen aus der Land- und Milchwirtschaft unterzeichnet wurde.
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Die Charta von Swissmilk Green legt dar, wie die Milchbranche Schweizer Milch entwickeln möchte.
Die Auszeichnung erfolgt mit einem runden Aufkleber. Die neue Marke Swissmilk Green basiert dabei dem Label «Swissmilk Inside», das von der SMP als Antwort auf die Euro-Schwäche im Frühjahr 2015 lanciert wurde. Das neue Logo symbolisiere mit den roten, grünen und weissen Farben Swissness, Nachhaltigkeit und Natürlichkeit sowie Milch.
Konsumentenschutz: Unnötiges Label
Während der WWF grundsätzlich hinter dem Vorhaben steht und anerkennt, dass es ein Schritt in die richtige Richtung sei, ist das Verdikt des Schweizer Konsumentenschutzes klarer: «Für den Konsumentenschutz eine überflüssige Kennzeichnung, da sie den Konsumentinnen und Konsumenten einen Mehrwert verspricht, der nicht vorhanden ist.» Das schreibt die Stiftung für Konsumentenschutz in einer Medienmitteilung. Für den Konsumentenschutz ist das vorliegende Resultat nicht überzeugend; so gingen die Anforderungen an Swissmilk Green «kaum über die gesetzlichen Standards hinaus.» Zwar verspreche die Milchbranche, den Standard weiterzuentwickeln, «doch es wird vermutlich Jahre dauern, bis überfällige Vorgaben (…) eingehalten werden müssen», so der Konsumentenschutz weiter. Geschäftsleiterin Sara Stalder wird mit den Worten zitiert: «Angesichts des Inhalts, der Aufmachung und der bereits bestehenden unüberschaubaren Labelvielfalt bei Milchprodukten ist auch dieses Label absolut überflüssig und bietet den Konsumentinnen und Konsumenten keinen Mehrwert.»
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