Als man 2008 mit der Bekämpfung der Bovine Virus-Diarrhoe (BVD) begann, hätte wohl niemand gedacht, dass mehr als zehn Jahre später das Virus immer noch nicht ausgerottet ist. Obwohl heute mehr als 99 Prozent der Schweizer Rindviehhaltungen BVD-frei sind, gibt es immer noch Betriebe, welche mit dem Virus zu kämpfen haben und es werden immer wieder neue Fälle entdeckt.
Verbannung ist ein Hosenlupf
2012 schrieben wir in der BauernZeitung, dass BVD nicht ausrottbar sei. Für diese Aussage bekamen wir vom damaligen Bundesamt für Veterinärwesen eine mächtige Schelte. Sieben Jahre später, versucht man immer noch verzweifelt, die letzten Trägertiere ausfindig zu machen. Die Ausrottung der Rinder- seuche BVD gestaltet sich in der Schweiz offenbar schwieriger als zunächst angenommen.
2014 fast verschwunden, tritt die Seuche an einzelnen Orten wieder vermehrt auf. Besonders der Kanton Freiburg ist davon betroffen. Die letzten BVD-Fälle aus der Rinderpopulation der Schweiz zu verbannen, scheint wortwörtlich ein Hosenlupf zu sein.
Tiere sind nicht immun gegen Krankheit
Die Erfahrung zeigt, dass jedem BVD-Verdacht rasch und konsequent nachgegangen werden muss, damit allfällige BVD- Infektionen frühzeitig erkannt und Massnahmen ergriffen werden können. Wäre es vor zehn Jahren nicht sinnvoller gewesen, BVD in den Beständen durchseuchen zu lassen? Die Tiere hätten Antikörper bilden können und wären jetzt dem Virus nicht schutzlos ausgeliefert.
Flächendeckend sind die Tiere heute nicht mehr immun gegen die Krankheit. Wird BVD in der Schweiz tatsächlich einmal ausgerottet sein, braucht es nur ein infiziertes Trägertier aus dem Ausland und ein Flächenbrand in der Schweiz ist vorprogrammiert und die Suche im Heuhaufen fängt wieder von vorne an.
Schuld nicht nur bei Behörden
Das auf 60 Millionen Franken geschätzte Ausrottungsprogramm, an dem sich die Bauern mit einem Drittel in Form einer Sonderabgabe beteiligten, war anfänglich zwar sicher sehr erfolgreich und führte zu einem steten Rückgang der BVD-Fälle. Wie letzte Woche bekannt wurde, werden dieses Jahr wieder alle Schweizer Rinderhaltungen mindestens einmal auf BVD untersucht.
Probeentnahmen im Schlachthof und auf den Betrieben sind die Folgen. Den Behörden aber alleine die Schuld für die Bekämpfungsproblematik zu geben, ist zu kurz gegriffen. Einige Züchter und Unbelehrbare tragen mindestens gleichviel Schuld am Debakel. Denn dank dem Verstellen von Tieren aus nicht BVD-freien Betrieben und das Nichteinhalten von Vorschriften und Regeln von einzelnen Vieh- haltern kam es in den letzten Jahren zu einer Viruseinschleppung und zu Geburten von persistent infizierten Tieren. So können BVD-positive Tiere das Virus exponentiell verbreiten, was unbedingt vermieden werden muss.
Wachsam bleiben
Dies zeigt, wie wichtig es ist, wachsam zu bleiben und als Tierhaltende ein paar einfache Verhaltensregeln zu befolgen. Dazu gehört zum Beispiel die Herkunftskontrolle beim Kauf eines Tieres. Insbesondere im Herbst, wenn viele Tiere von der Alp und von der Sömmerung in die Betriebe zurückkehren, ist eine hohe Wachsamkeit der Tierhaltenden hinsichtlich BVD von grosser Bedeutung. Auch im Frühling, wenn viele Tiere auf die Alp gehen, ist eine Kontrolle wichtiger denn je: Gelangt ein infiziertes Tier auf die Alp, kann es wiederum gesunde Tiere anstecken. Dies ist mit aller Kraft zu verhindern, sonst sind wir in zehn Jahren noch immer mit der BVD-Bekämpfung beschäftigt.
Peter Fankhauser
Mehr in der BauernZeitung. Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000.-. Hier geht es zum Wettbewerb.