Die Black-Angus-Mutterkühe sind auf dem schwarzen Kompost kaum zu sehen. Draussen hat der Regen eingesetzt und die Tiere verteilen sich auf der offenen Liegefläche. «Schwarz auf hellem Stroh wäre optisch schöner», gibt Christoph Gehrig zu. Aber für ihn stehe das Tierwohl an erster Stelle. Und er ist überzeugt, seiner Herde einen wahren «Wohlfühlstall» zu bieten.

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Kein Stallgeruch

Am meisten beeindruckt hatte Christoph Gehrig bei seinem ersten Besuch in einem Kompoststall der Geruch – oder besser, dessen Abwesenheit. «Wir waren drei Stunden in dem Stall und anschliessend war im Auto nichts davon zu riechen», erzählt er. Im alten Anbindestall des Hubihofs befindet sich heute eine Fressachse, dahinter eine mit Stroh eingestreute Abkalbebox. An den Gang zum Laufhof grenzt die Liegefläche. Bis zu 80 cm hoch ist die Matratze aus festem Gärgut aus einer regionalen Biogasanlage und Feinmaterial. Letzteres sind Holzstückchen, die bei der Trocknung von Holzschnitzeln ausgesiebt werden und die Feuchtigkeit im Stall regulieren.

«Man muss mit dem Material arbeiten, es lebt», hält Gehrig fest. Je nach Wetter und Jahreszeit variiert er die Mischung. Täglich wird die Einstreu mit der Egge 20 cm tief gelockert, Kot und Urin untergemischt. Etwa alle zwei Wochen kommt der Grubber zum Einsatz für eine Durchmischung bis auf 50 cm, nach Bedarf wird nachgefüllt und einmal im Jahr die ganze Fläche geräumt. «Das machen wir im September nach der Getreideernte», erklärt der Landwirt. Der Kompost sorge für einen hohen Phosphorgehalt, weshalb bei jungen Pflanzen Vorsicht geboten ist.

«Im Auto war nichts zu riechen.»

Christoph Gehrig über die Heimfahrt nach dem Besuch eines Kompoststalls.

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Nährstoffe rasch verfügbar

Gehrigs streuen die gebrauchte Einstreu in stehende Kulturen, etwa Gras nach einem Säuberungs- oder zweiten Schnitt oder im Frühling ins Wintergetreide. Im Gegensatz zu Mist seien die Nährstoffe rasch verfügbar und das Material so fein, dass keine Gefahr von verschmutztem Futter bestehe. Gute Erträge mit hohen Proteingehalten im Biogetreide geben Christoph Gehrig recht in seiner Annahme, hochwertigen Dünger zu nutzen.

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Gülle gibt es auf dem Hubihof nur noch wenig. Gelegentlich bezieht der Hubihof daher Presswasser aus der regionalen Biogasanlage, um etwa die Weideflächen für eine weitere Nutzung zu düngen – soweit es die Suisse-Bilanz zulässt.

Das Eggen der Liegefläche nimmt täglich 10 bis 15 Minuten Zeit in Anspruch, die Kühe sind währenddessen im Fressgitter. Der Tierarzt ist auf dem Hubihof ein seltener Gast. «Unsere Tiere haben keine Gelenkprobleme und genug Platz, um einander auszuweichen», gibt der Landwirt zu bedenken. Das Gehen auf der tiefen Einstreu fordert die kurzbeinigen Angus und Wagyu im positiven Sinn, denn sie sind dadurch gut bemuskelt. Zudem sind die Tiere sauber, da die Einstreu nicht klebt. Bei frisch geborenen Kälbern sieht das anders aus, was der Grund ist für das Stroh in der Abkalbebox.

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Im Sommer nicht zu warm

«Auf der Weide sieht man manchmal, wie die Tiere alle Viere von sich gestreckt daliegen. Wir sehen das jeden Abend im Stall», berichtet Christoph Gehrig. Die Mikroorganismen im Kompost verhindern die Bildung von Ammoniak und wärmen die Matratze auf rund 25 Grad. Gehrig hatte befürchtet, das würde den Kühen im Sommer zu warm. Doch auch dann schienen sie sich wohlzufühlen.

Ein Wermutstropfen ist für Christoph Gehrig die Abhängigkeit von Lieferanten für festes Gärgut und Feinmaterial. Mittlerweile habe er aber gute Kontakte, sagt der Landwirt. Mit 300 bis 350 m3 pro Jahr, wovon zwei Drittel Gärgut und ein Drittel Feinmaterial, ist der Hubihof ausserdem ein Abnehmer mit einem gewissen Gewicht. Die Einstreumischung ist mit Fr. 18.– bis 27.–/m3 nicht billig, aber «für uns geht es auf», meint Christoph Gehrig. Er argumentiert mit Arbeitserleichterung, wegfallenden Investitionen für Liegeboxen und gutem Dünger.

Da in einem Kompoststall die Lüftung zentral ist, haben Gehrigs eine Fensterfront gebaut, die sich vollständig öffnen lässt.

Fenster statt Vorhänge

«Wir haben uns gegen Vorhänge entscheiden, weil die mehr Feuchtigkeit durchlassen», erklärt Christoph Gehrig. Zusätzliche Luft strömt durch das zur Fressachse hin geöffnete Dach ein. Und es ist so, wie Gehrigs es bei ihrem ersten Besuch in einem Kompoststall festgestellt haben: Der typische Stallgeruch fehlt vollkommen.

«Ich sage jeweils, wir schliessen den Kreislauf dreimal», erläutert Christoph Gehrig seine Sicht: In der Biogasanlage wird aus Grünabfällen Strom produziert, das Restmaterial festes Gärgut kommt erst als Einstreu im Stall und dann als Dünger auf seinem Betrieb zum Einsatz. Er verwende nichts, was extra produziert würde. Es handle sich ausschliesslich um Abfallprodukte von Prozessen, betont der Aargauer. Er ist zufrieden mit diesem System – und seineTiere augenscheinlich auch.

 

Betriebsspiegel Hubihof

LN 29 ha
Kulturen 19 ha Grasland, 10 ha Bio-UrDinkel und Bio-Brotweizen
Tiere 25 Mutterkühe und deren Jungtiere (Angus und Wagyu), 7–10 Turopolje-Freilandschweine, 7 Hühner, 2 Zwergziegen
Arbeitskräfte Erika und Christoph Gehrig, Eltern, Aushilfen im Stundenlohn
Betriebszweige Direktvermarktung (Hofladen und Gastronomie), Eventraum