«Taten statt Worte», So lautet der Nachhaltigkeits-Slogan von Coop. Dazu gibt es eine Website mit rund 390 Taten, vom Bio-Kaffee im Coop-Restaurant über IP-Suisse-Produkte unter Eigenmarken bis zu Recyclingplastik und fairer Schokolade. Mit dem Fokus auf Tierwohlprojekte und tierfreundliche Betriebe, die an den Detailhändler liefern, wurde als Beilage zum wöchentlichen Coop-Magazin Ende Juni ein Hochglanz-Heft verschickt. Der Titel «Tatendrang ist tierisch gut zu Tieren» hat nach Meinung von Sentience Politics nicht viel mit der Realität zu tun – es handle sich eher um Worte als Taten.
«Massentierhaltung ist das Tagesgeschäft»
Der Tierrechtsverein kritisiert in einem Blogbeitrag, der Absatz konventioneller Fleischprodukte sei auch bei Coop steigend, der Anteil Bio- und Labelfleisch schweizweit tief. «Massentierhaltung ist das Tagesgeschäft», so die Schlussfolgerung. Darüber liessen die positiven Beispiele im Heft nicht hinwegsehen. Mehrheitlich gelte die Devise, Tierprodukte zu Billigpreisen zu verkaufen und der Detailhandel setze das Labelsortiment aktuell vor allem zu Werbezwecken ein.
Coop kontert auf Anfrage der BauernZeitung, man habe den höchsten Labelanteil, der z. B. beim Kalbfleisch über 75 Prozent betrage.
Nicht mehr verdient an Labelprodukten
Auch den Vorwurf, es gebe eine Querfinanzierung billiger Produkte über übertrieben hohe Verkaufspreise im Labelsortiment, lässt Coop nicht gelten. Man verdiene unter dem Strich nicht mehr an Labelprodukten, schreibt der Detailhändler auf Anfrage. Man setze sich für faire und marktgerechte Preise gegenüber Konsumenten wie auch Produzenten ein. Alle Schritte auf dem Weg in den Laden würden fair abgegolten und die Betriebe für die hohen Anforderung an die Haltung der Tiere mit einem entsprechend höheren Preisen entlöhnt.
Damit reagiert der Detailhändler auch auf die Frage, was gegen eine Senkung der Verkaufspreise von Tierwohlprodukten sprechen würde. Sentience Politics hingegen ist sich sicher, dass der Detailhandel die Macht hätte, über tiefere Aufpreise den Absatz in diesem Bereich zu steigern. Das Problem: Margen werden aus Konkurrenzgründen generell nicht offengelegt.
Kein Appell an die Kundschaft
Im Editorial des Tatendrang-Hefts wird betont, der Kunde habe die Wahl und könne sich beim Einkauf für das Tierwohl entscheiden – oder eben nicht. Trotzdem bestätigt Coop auf Anfrage die Vermutung nicht, die Publikation sei als Appell an Konsumentinnen und Konsumenten zu verstehen. «Mit der Beilage rücken wir das Tierwohl als eines der zentralen Themen des umfassenden Nachhaltigkeits-Engagements von Coop in den Fokus», heisst es stattdessen bei der Medienstelle. Man sei bestrebt, im Rahmen des Nachhaltigkeits-Engagements zu einer ökologisch und sozial verantwortungsvollen Produktion sowie einem nachhaltigen Konsum beizutragen. Somit dürfte Sentience Politics gar nicht so falsch liegen damit, dass es sich in erster Linie um Werbung handelt – wobei solche Bemühungen zur Stärkung des Tierwohls in der Schweizer Landwirtschaft grundsätzlich klar begrüssenswert seien, wie es im Blog heisst.
Coop geht nicht auf die Forderung ein
Zum Schluss des Blogs von Sentience Politics steht die Forderung nach konkreten Taten. So solle Coop z. B. die Margen zwischen konventionellem und Labelfleisch angleichen und einen Ausstiegsplan aus der Massentierhaltung ausarbeiten.
Der Detailhändler geht aber nicht wirklich darauf ein. Stattdessen betont man sein langjähriges Engagement und seine Führungsrolle im Bereich der Tierwohlstandards. Seit über 30 Jahren setze sich Coop dafür ein, nachhaltige und tierfreundlich produzierte Produkte «zu bezahlbaren Preisen einem breiten Publikum zugänglich zu machen.»