Jedes Jahr kürt die Organisation Pro Natura ein «Tier des Jahres». Im aktuellen Jahr macht ausgerechnet ein ganz langsames Tierchen das Rennen: die Hain-Schnirkelschnecke kriecht auf den ersten Podestplatz. Gemeinsam mit einer Vielzahl von anderen kleinen Lebewesen schaffe sie wortwörtlich die Grundlage unserer Existenz, nämlich einen gesunden Boden, schreibt Pro Natura in einer aktuellen Mitteilung. 

In einem schönen Häuschen daheim

Die kleine Schnecke mit dem etwas sperrigen Namen ist in der ganzen Schweiz beheimatet und lebt bevorzugt in lichten Wäldern (Haine, daher ihr Name), Hecken, Gärten und Parks. Auffällig ist ihr Häuschen: Es misst im Durchmesser rund 2.5 cm und kann von cremig-weiss bis pastellrot verschiedene Farben aufweisen. Damit zählt es zu den grössten und vielfältigsten der heimischen Schneckenwelt. 

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Wie Pro Natura weiter schreibt, ist auch die Biologie der Hain-Schnirkelschnecke bemerkenswert: Die Weichtiere sind zweigeschlechtlich und können somit sowohl Spermien als auch Eizellen produzieren. Nach einem innigen «Liebestanz» tauschen die Tiere demnach ihre Spermienpakete aus und legen einige Zeit darauf mehrere Dutzend Eier in selbstgegrabene Löcher ab. Nach etwa drei Wochen schlüpft der Nachwuchs – Häuschen inklusive. 

Keine Bedrohung für den Garten – im Gegenteil

Gärtnerinnen und Gärtneer brauchen die Hain-Schnirkelschnecke gemäss Pro Natura nicht zu fürchten. Wie die meisten der 254 einheimischen Schneckenarten ernährt sie sich hauptsächlich von abgestorbenen Pflanzen. Damit ist sie Teil einer der wichtigsten Produktionsketten der Welt, nämlich der Bodenproduktion. Ohne die «Arbeit» dieser Bodenlebewesen wäre der Planet meterhoch mit Totholz, Kadavern und Exkrementen bedeckt. 

Böden und damit Tiere besser schützen

Wie Pro Natura weiter schreibt, schaffen die Hain-Schnirkelschnecke und ihre «Kollegen» pro Jahr rund 0.1 Millimeter neuen Boden. Das reicht vielerorts aber nicht aus, denn durch starke Wetterereignisse oder Trockenperioden mit viel Wind können jährlich bis zu 5 Millimieter Boden verloren gehen. Zusätzliche Bodenfläche schwindet durch unsachgemässe (landwirtschaftliche) Bearbeitung und nicht zuletzt durch das Wachstum der Siedlungsgebiete.

Pro Natura schreibt mit Nachdruck, dass rund 40 Prozent der Schweizer Schneckenarten bedroht seien: «Als wenig mobile Weichtiere reagieren sie stark auf Umweltverschmutzung, Lebensraumzerstörung und Klimaveränderung.»