Oftmals ist der Biber nicht gerne gesehen. In Seedorf im Berner Seeland haben sich die Landwirtschaft und der Biber jedoch arrangiert. Und zwar so gut, dass die Gemeinde mit dem Elisabeth-und-Oscar Beugger-Preis 2024 zum Thema «Mehr Fläche für Naturvielfalt» ausgezeichnet wurde, der mit 50 000 Franken dotiert ist. «Die Bautätigkeit des eifrigen Nagers hat am Lobsigensee zur Schaffung eines neuen, 12 Hektaren grossen Naturschutzgebiets geführt, für das Landwirtschaft und Naturschutz erfolgreich zusammengearbeitet haben.» Dies teilte Pro Natura am 19. Juni mit. Für den Stiftungsratspräsidenten der Emanuel-und-Oscar-Beugger-Stiftung, Jörg Felix, ist der Lobsigensee «ein Vorzeigebeispiel dafür, was entsteht, wenn wir Menschen nicht gegen, sondern mit der Natur arbeiten.»
Die Folgen der Drainagen
«Um auf der Ebene zwischen Lobsigen und Seedorf Ackerbau zu betreiben, wurden in der Vergangenheit rund um den See Drainagen verlegt und der Seeabfluss abgesenkt», erzählte Renate Hübscher, Seedorfer Gemeinderätin, anlässlich der Preisverleihung. Der See aber verkleinerte sich und drohte mit nur noch 3,5 Hektaren zu verlanden. 2010 entdeckte der Biber das Gebiet und zog ein. Er staute den Seebach beim Abfluss und so sei die Fläche des Sees grösser geworden. In der Folge habe sich der See erholen können und verschwundene Vogelarten kehrten zurück.
Die Folgen für die Landwirtschaft
Die zunehmende Seefläche hatte jedoch Folgen für die Landwirtschaftsfläche – sie habe von Jahr zu Jahr abgenommen. Eine Lösung musste gefunden werden. Viele Gespräche mit allen Beteiligten sowie einige Landabkäufe und -tausche seien nötig gewesen, bis im Sommer 2023 das 12 Hektaren grosse Naturschutzgebiet Lobsigensee geschaffen werden konnte. Es biete Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, heisst es in der Mitteilung weiter.
Schützen und Nutzen ist beides möglich
Eine kleine Wasserbüffelherde pflegt zudem mit ihrem Besitzer, Landwirt Simon Heimberger, die Pufferzone um das Schutzgebiet. «Es freut mich, mit meinen Tieren dazu beizutragen, dass hier Schützen und Nutzen gemeinsam möglich sind», wird er zitiert. Das Naturidyll zieht viele Besucher an. Das Preisgeld will die Gemeinde für eine gezielte Besucherlenkung einsetzen.