«Es ist mein Wunsch für die Zukunft unseres Verbandes aber auch für die heutige Versammlung, dass wir untereinander einen respektvollen Umgang pflegen», appellierte Lukas Berger an der DV des Schweizerischen Schafzuchtverbandes in Rothenthurm SZ.

Schafhaltung ist die ökologischste Produktion

Zum ersten Mal führte er als Präsident durch die Versammlung. Die 203 stimmberechtigten Delegierten kamen dem Wunsch des obersten Schäfers nach. Es gab weder kritische Wortmeldungen noch Gegenstimmen zu den Geschäften. Gewohnt engagiert referierte Nationalrat Marcel Dettling, Ybrig SZ. Die Schafhaltung sei die ökologischste Art der Fleischproduktion im Berggebiet, da sie praktisch ohne betriebsfremdes Futter auskomme. Diese naturnahe Produktion sei durch Grossraubtiere gefährdet.[IMG 2]

Über 200 Wölfe lebten in der Schweiz, alle drei Jahre gäbe es eine Verdoppelung. 2022 seien offiziell erstmals über 1000 Nutztierrisse gezählt worden, die effektiven Tierverluste lägen bedeutend höher. Auch Bundesbern habe mittlerweile erkannt, dass der Wolf reguliert werden soll. In der neusten Vernehmlassung zur Verordnungsänderung sei zu entnehmen, dass mehr Geld für geschützte Weidesysteme im Sömmerungsgebiet gesprochen werden soll. Das sei zwar positiv, nicht akzeptabel sei aber, dass diese Zahlungen aus dem Landwirtschaftsbudget abgezweigt werden sollen. «Dass wir Bauern, die den Wolf ja nie wollten, nun mit unserem Geld die vom Wolf verursachten Zusatzkosten berappen müssten, ist nicht richtig, diese Kosten soll das Bafu übernehmen», so Dettling.

Geschäftsführer Christian Aeschlimann informierte über die Verbandstätigkeiten: Der Rückgang der Herdebuchzahlen konnte 2022 gestoppt werden. Mit der Grauen Gehörnten Heidschnucke kam die 15. Rasse dazu. Auf Anfang 2023 wurde das verbandseigene Reglement so angepasst, dass die Proben für die Abstammungskontrollen von den Züchtern selber genommen werden können. Das führe zu schnelleren Proberesultaten.

Herbert Schwitter ist 55 Jahre Zuchtbuchführer

Viel Zeit benötigen die Ehrungen. Und viel Zeit investierten auch die geehrten Personen für die Schafzucht. Speziell Herbert Schwitter aus Churwalden. Er wurde für 55 Jahre als Zuchtbuchführer ausgezeichnet. Zusammen mit fast 50 weiteren langjährige Zuchtbuchführern und -führerinnen wurde der Bündner von Vizepräsident Hans Pernet gerühmt: «Ihr seid das Herz und die Seele der Schafzuchtgenossenschaften.»

Langjährige Zuchtbuchführer
55 Jahre: Herbert Schwitter, Churwalden GR; 45 Jahre: Josef Fässler, Oberiberg SZ; Eliseo Genazzi, Preonzo TI; ­Peter ­Renggli, Schwyz SZ; Johann Städler, Zernez GR; 40 Jahre: Willi Burger,  Grüsch GR; Roman Roth, Steg VS; Philipp Schenk, Oberbalm BE; 35 Jahre: Josette Aeberhard, Henniez VD; Otto Hinrichs, Zihlschlacht TG; Werner Kjaer, Willisau LU; Bernhard Wipfli, Undervelier JU; 30 Jahre: Josef Andres, Unterbäch VS; Bernardo Brunold, Churwalden GR; Peter Röthlisberger, Hindelbank BE; Erwin Wyer, Unterbäch VS; 25 Jahre: Elisabeth Jaun-Otth, Meiringen BE; Sepp Koller, Gunzwil LU; Werner Mischler, Giffers FR; Franz Spichtig, Sachseln OW; Bruno Züger, ­Altendorf SZ; Heinz Zweifel, Schänis SG. reb

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35 Jahre Schafexperte
35 Jahre lang war Bruno Züger aus Altendorf SZ als Experte für den Schafzuchtverband unterwegs, dazu arbeitete er zwölf Jahre im Vorstand, war Mitglied der Oberjury und auch als Expertenausbildner tätig. Der Zuchtfortschritt habe sich in diesem Zeitraum sehr positiv entwickelt, blickt der Schafexperte zurück. Allerdings sei die Schere zwischen den Züchtern, welche auch auf Ausstellungserfolge hinarbeiteten, und den Vollerwerbsschäfern auseinandergegangen. [IMG 3]

Punktierung überdenken
Mit den wirtschaftlichsten Tieren, welche sich vielfach als mittelgrosse und robuste Tiere zeigten, sei es heute kaum mehr möglich, einen Ausstellungserfolg zu feiern. «An interkantonalen Schauen ist die Spitze mittlerweile enorm breit, der grösste Teil der Ausstellungstiere erreicht in der Punktierung das Maximum», so Züger. Diese verbreitet hohen Noten seien zwar für den einzelnen Züchter erfreulich, für die effektive Zuchtarbeit aber nicht förderlich. Entsprechend zeigt Bruno Züger auch Verständnis, dass das bisherige Beurteilungssystem überdacht werden soll. Er sei aber nicht überzeugt, ob die lineare Beschreibung (LBE) das richtige System sein werde.

Finanzierbarkeit fraglich
«Eine LBE benötigt mehr zeitliche Ressourcen. Doch die Zeitspanne, in der Schafe während des Jahres taxiert werden können, ist sehr kurz, da viele Tiere gealpt und dann im Herbst bald wieder geschoren werden.» Auch die Finanzierung einer LBE wäre eine gros­se Herausforderung, so Bruno Züger. Eine Alternative sieht er in der Verfeinerung des bisherigen Systems. Anstelle der Noten eins bis sechs könnte man in den drei Positionen Typ, Fundament und Wolle eine Benotung von eins bis zehn anwenden, womit die Aussagekraft der Beurteilung steigen würde. «Denn auch unter den Tieren mit der Maximalnote sechs gibt es Unterschiede», so der Schafexperte.