Nicht erst seit man in der Migros dank Sammelaktion kostenlos eines bekommen kann, sind Insektenhotels sehr beliebt. Wildbienen sind Sympathieträger, und da rund 45 Prozent der 600 Schweizer Wildbienenarten bedroht sind, möchten viele helfen. Mit dem Aufstellen von Nistgelegenheiten ist es aber nicht getan.
1. Es braucht Futterpflanzen
Zur Unterkunft gehört auch Verpflegung. Wildbienen brauchen sowohl Nektar, als auch Pollen. Ersterer dient laut Bienen Schweiz als Kohlenhydrat-Quelle, Pollen liefern Eiweiss für die Larven. Nicht alle Pflanzen produzieren gleich viel davon und etwa ein Drittel der einheimischen Wildbienenarten ist auf wenige oder sogar eine einzelne Pflanze als Nahrungsquelle angewiesen.
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Im Klartext: Damit es für alle etwas hat, sollte man einheimische und gebietstypische Pflanzenarten bevorzugen. Nicht alles was blüht, ist wertvoll. So bildet etwa das Berufkraut schöne weisse Blüten, ist aber nicht einheimisch und verdrängt andere Arten.
Was sind Wildbienen?
Bei Wildbienen handelt es sich weder um eine Urform der Honigbiene noch um besonders wilde Insekten. Darunter werden alle Bienen zusammengefasst, die keine Honigbienen sind. Dazu gehören auch z. B. Hummeln.
Die Artenvielfalt der einheimischen Wildbienen umfasst gegen 600 Arten in sieben Unterfamilien:
- Seidenbienen nisten im Boden und kleiden ihre Brutzellen mit einem seidigen Material aus.
- Sandbienen erinnern in Grösse und Aussehen an Honigbienen und brüten in wasserdicht gestrichenen teils über einen halben Meter tiefen Gängen in trockenem Boden.
- Furchen- oder Schmalbienen tragen ihren Namen wegen einer Längsfurche auf dem Hinterleib der Weibchen und wegen der sehr schlanken Männchen.
- Sägehorn- oder Hosenbienen sammeln besonders viel Pollen dank ihrer «Hosen». Die Männchen haben gesägt wirkende Fühler.
- Mörtel- oder Blattschneiderbienen schneiden aus Laubblättern ovale oder runde Stücke aus und bauen damit ihre Brutzellen. Mörtelbienen errichten ihr Nest aus Lehm, Sand und Steinchen.
- Pelzbienen sind wie der Name sagt pelzig behaart und graben ihre Nester bevorzugt in grösseren Kolonien.
- Zu den Echten Bienen gehören auch Honigbienen und Hummeln. Sie sind meist hochsozial und haben an den Beinen Körbchen zum Pollensammeln.
Die wenigsten Wildbienenarten bilden Staaten wie die Honigbienen. Meist leben sie als Einzelgänger oder Einsiedler und werden als Solitärbienen bezeichnet.
Flyer vom Bienen Schweiz zu Wildbienen: Wildbienen im Dienst der Natur
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2. Einmal Füttern reicht nicht
Im Frühling entfaltet sich jeweils eine Blütenpracht: Wiesen, Gärten und Obstbäume baden geradezu in Farbe. Ende Mai ist es dann schon fast wieder vorbei mit der Pracht: Die Wiesen sind gemäht, die Rasenflächen zur Monokultur gepflegt, Obstbäume und Sträucher sind verblüht. Jetzt ist das Nahrungsangebot für Wildbienen knapp.
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Dagegen hilft, eine Parzelle gestaffelt zu mähen. So bleibt ein Teil des Grases und der Blumen als Rückzugsort und Verpflegung für verschiedene Insekten zurück. Das lässt sich auch im Garten umsetzen: Dekorative Blumeninseln kann man beim Rasenmähen grosszügig umfahren. Und je mehr verschiedene Pflanzen wachsen, desto unterschiedlicher ihre Blühzeiten und desto länger gibt es Pollen und Nektar zu holen.
Bienenschutz für Landwirte
Bäuerinnen und Bauern können bei ihrer täglichen Arbeit einige Punkte beachten, um Wild- und Honigbienen, sowie weitere Insekten zu schonen:
3. Hotels sind nicht für jedermann
Insektenhotels sind eine gute Sache: Man kann sie auf jedem Balkon und in jedem kleinen Vorgarten anbringen und dann die geschäftigen Insekten bei der Arbeit beobachten. Die Niströhren sind aber nicht jedermanns Sache. Denn ungefähr 70 Prozent der Schweizer Wildbienen nisten im Boden. Überhaupt ist die Vielfalt der Nistplätze und Baumaterialen erstaunlich. Sie erstreckt sich von morschem Holz über Lehm, Sand, Löss, leere Schneckenhäuschen, Pflanzenstängel, Hohlräume zwischen Steinen, Zweigen, Stämmen oder Felsen. Manche Wildbiene bezieht auch eine Fertig-Wohnung in einem Käferfrassgang in Totholz, Fensterrahmen, Mauerfugen oder Gartenzäunen.
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Fazit: Es braucht mehr Unordnung. Ein Fleck unbewachsener Boden, eine Ecke mit alten Brennesssel-Stauden, eine vertrocknete Königskerze, eine bröckelige Mauer oder ein morsches Brett im Garten – das alles ist wertvoll und kein Zeichen der Nachlässigkeit des Gartenbesitzers.
Und was ist mit den Honigbienen?
In den letzten Jahren stieg das Interesse an Honig- und Wildbienen. Laut dem Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz Bienen Schweiz ist der Rückgang der Honigbienenvölker aus den letzten Jahrzehnten mittlerweile gestoppt. Der Bestand der Honigbienen sei gesichert. Jetzt gelte es, ihren Lebensraum zu erhalten, Futterpflanzen zu sichern und gerade im Privatgarten auf Pflanzenschutzmittel zu verzichten.
4. Insektenhotels können zur Todesfalle werden
Selbst röhrenbewohnende Wildbienenarten profitieren nicht immer von den populären Insektenhotels. Ein Kassensturz-Test mit einer Fachjury zeigte, dass manche Konstruktionen sogar zu Todesfallen für die empfindlichen Larven werden können, weil sie sich die feine Haut an vorstehenden Splittern verletzen.
Wichtig für ein gutes Insektenhotel:
- Röhren hinten abgeschlossen
- Trockenes Hartholz statt Weich- oder Tannenholz
- Seitlich ins Holz gebohrte Löcher (keine Jahrringe sichtbar)
- Röhrendurchmesser zwischen 3 und 9 Millimeter, gute Verteilung
- Röhrenlänge 5 bis 10 Zentimeter
- Lochziegel, Tannenzapfen, Baumscheiben und Schneckenhäuser bringen nichts. Schneckenhaus-bewohnende Arten leben an Waldrändern, Schutthalden oder Trockenrasen und würden ihre Häuschen nicht in Insektenhotels suchen.
Empfehlenswert sind laut Kassensturz die Hotels von Wildbiene und Partner.
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5. Wildbienen sind effizienter als Honigbienen
Honigbienen werden gezielt gezüchtet und sind daher Nutztiere. Dank ihrer schieren Artenvielfalt sind Wildbienen je nach geografischer Region, Landschaftstyp, Wetterbedingungen oder Blütenbau die effizienteren Bestäuber. In der Landwirtschaft bekannt sind etwa Mauerbienen, die anders als ihre Honig-produzierenden Verwandten auch bei kühleren Temperaturen oder leichtem Wind fliegen. Manche Blütenpflanzen werden auch nur von Wildbienen bestäubt.
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Mehr dazu: FiBL-Faktenblatt Wildbienen und Bestäubung oder FiBL-Merkblatt Mauerbienen las Bestäuber pflegen und vermehren
6. Gestochen wird möglichst nicht
Der Einsatz des Stachels ist für Wildbienen buchstäblich das letzte Mittel zur Verteidigung: Einen Stich überleben sie nämlich nicht. Die kleineren Arten können die menschliche Haut nicht durchstechen, grössere wie etwa Hummeln hingegen schon. Auch ihr Nest verteidigen die Insekten kaum mit ihrem Stachel. Sie wissen, dass sie als einzelne Biene keine Chance gegen einen grösseren Gegner haben.
Das Treiben am Insektenhotel oder eine Biene beim Blütenbesuch kann man somit ohne Angst beobachten.