Praktisch der gesamte Biomarkt boomt, nur der Markt für Bioschweine dümpelt seit Jahren dahin. Und nun folgt ein gewaltiger Rückgang der Nachfrage. Die von der Interessengemeinschaft Bioschweine Schweiz (IGBSS) angekündigten Produktionskürzungen von 15 Prozent sind eine Katastrophe. Dabei ist klar: Die Preise für Bioschweine-Fleisch im Laden sind nicht zu hoch. Die Produktionskosten für ein Bioschwein sind massiv höher, die Gründe dafür sind bekannt.
Die alte Leier, dass die Margen der Grossverteiler zu hoch seien, mag ich nicht mehr hören: Jeder Betrieb, der Produkte unserer Bioschweine verkauft, muss seine Kosten decken und wenn möglich etwas Gewinn generieren können. Zu guter Letzt entscheidet der Konsument mit seinem Kaufverhalten, ob ihm ein im Laden an-gebotenes Produkt den angeschriebenen Preis wert ist. Wenn ein Bioschweine-Steak gegenüber dem «normalen» Schweinesteak 50 Prozent teurer ist, so muss für den Käufer ein klarer, deutlicher Mehrwert erkennbar sein. Sonst bleibt das Bio-Steak in der Theke liegen.
Der Vorsrpung ist weggeschmolzen
Der Vorsprung, den Bioschweine-Fleisch beim Mehrwert gegenüber «normalem» Schweinefleisch einmal hatte, ist schneller weggeschmolzen als die Gletscher im Alpengebiet. Die sogenannt «normale» Schweineproduktion, ob mit Label oder konventionell, hat sich in den letzten Jahren massiv in Richtung der Bioschweine-Produktion weiterentwickelt, währenddem die Vorgaben der Bioschweine-Produktion stehen geblieben sind.
Von der Branche ins Feld geführte Argumente betreffend Verbesserungen des Tierwohls der Bioschweine dürfen bei genauer Betrachtung als Alibiübung bezeichnet werden. Wirkliche Verbesserungen für das Tierwohl unserer Tiere wurden keine eingeführt, Bestrebungen in solche Richtungen werden durch die «industrielle» Bioschweine-Produktion konsequent abgeblockt. Dies führt dazu, dass der Konsument nicht mehr bereit ist, den Mehrpreis für Bioschweine-Fleisch zu bezahlen: Er kann schlicht und ergreifend keinen Mehrwert mehr erkennen, der einen solchen Mehrpreis recht-fertigen würde.
Branche lehnte alle Verbesserungen ab
Unerwartete Hilfe wäre im Sommer 2023 gekommen: Das BLW möchte die Mindestflächen pro Tier für Bioschweine vergrössern und damit den geltenden EU-Richtlinien anpassen. Dazu wurde eine Vernehmlassung gestartet, unter Bekanntgabe der geplanten, neuen Mindestflächen für Bioschweine der verschiedenen Gewichtsklassen. Aber die Branche in Form der IGBSS lehnte in der Vernehmlassung alle vom BLW vorgeschlagenen Anpassungen kategorisch ab. Obwohl sich die Branche doch immer gerne selber rühmt, nach den schärfsten Vorgaben überhaupt zu produzieren. Ich hatte die Hoffnung, dass wenigstens die Bio Suisse den vom BLW vorgeschlagenen Anpassungen der Mindestflächen in der Vernehmlassung die Zustimmung geben würde.
Weit gefehlt, ich musste vernehmen, dass der Vorstand der Bio Suisse die Eingabe der IGBSS unterstützt und sich somit gegen mehr Tierwohl stellt. Damit wird eine grosse Chance vertan, wieder einen kleinen Mehrwert der Bioschweine-Haltung gegenüber der normalen Schweinehaltung zu generieren. Deshalb frage ich mich: Wo geht es hin mit der Bioschweine-Haltung?