Der Brahaman-Muni liegt auf der Wiese und sieht ziemlich fehl am Platz aus. Seine langen Ohren hängen herab und erinnern an einen Hasen – einem solchen Tier begegnet man in der Schweiz selten. Doch an den Zebu-Tagen des Schweizer Rassenclubs ist exotische Vielfalt Programm.
Ein anderer Ursprung als Braunvieh und Holstein
«Zebu ist eine Gattung mit über 600 Rassen», erklärt Christoph Jakob, Präsident des Rassenclubs. Auf seinem Berchtoldshof in Bätterkinden BE stellten verschiedene Landwirt(innen) und Züchter Zebus in diversen Farben und Grössen aus. Man will zeigen, welche Bandbreite die Gattung bietet und welche interessanten Züchtungen möglich sind. «Vor rund 12'000 Jahren haben sich die Linien der Urrinder getrennt in die beiden Gattungen Bos taurus und Bos indicus, also Zebu», fährt Jakob fort. Die Rassen mit Ursprung in Indien und dem Kaukasus sind somit nicht nur zum Anschauen etwas ganz anderes als Braunvieh oder Holstein.
Widerstandsfähig, robust und genügsam
Auf dem Berchtoldshof leben seit 10 Jahren Zebus, seit die Familie aus der Milchproduktion ausgestiegen ist. Nach Christoph Jakobs Erfahrung sind Zebu-Mutterkühe widerstandsfähig gegen Hitze, dies dank der eigentlich überschüssigen Haut, die am Hals eine Wamme bildet. Zebufell ist zudem weniger dicht. Weiter seien die Tiere resistent gegen gewisse Krankheiten und Parasiten wie z. B. Zecken. «Das sind Beobachtungen», konstatiert er, «erforscht bzw. wissenschaftlich erwiesen ist es nicht». Somit würden auch nicht alle glauben, dass die Buckelrinder diese Eigenschaften mitbringen. Um Beweise zu sammeln, werden aber von jedem Schlachttier der Jakobs die Hinterbeine auf Mortellaro untersucht. Bisher sei noch nie ein positiver Befund gemeldet worden.
Was die Fütterung angeht, genügen laut dem Landwirt Heu und Gras, um seine Mutterkuhherde zu versorgen. Auf Kraftfutter könne er verzichten und die eher kleinen Zebus schonen die Grasnarbe.
Weniger domestiziert als übliche Rassen
«Das Fleisch ist sehr gesund, fett- und cholesterinarm», beschreibt der Betriebsleiter. Passend zum weniger domestizierten Wesen der Zebus habe es ausserdem eine leichte Wildnote und eine dunklere Farbe. Der Buckel gilt Kennern als Delikatesse. Anders als bei Kamelen, deren Höcker mehrheitlich aus Fett bestehen, handle es sich beim Zebubuckel um Muskelfleisch. «Dort treffen sieben Muskeln zusammen», erläutert Christoph Jakob. Die Ausbeute sei dank des feingliedrigen Körperbaus des Buckelrinds höher, auch wenn wegen der geringeren Grösse pro Tier insgesamt weniger Fleisch resultiert.
Verglichen mit den üblichen Milch- und Fleischrassen erlebt der Bätterkinder seine Tiere als aufmerksamer. «In der Wildnis sind sie darauf angewiesen, etwa herumstreifende Pumas rechtzeitig zu entdecken.» Er verbringe von Klein auf viel Zeit mit seinen Zebus, «zum Büsele und Bäscherle», damit sie personenbezogen werden.