Anstelle des satten Grüns, das man auf der Webseite von «Nef-Natur-Buur» sieht, hängen in der Realität an diesem Nachmittag die Wolken tief über dem Betrieb. In der düsteren Küche fällt infolge Neuinstallation der Strom aus. Auch im Leben von Petra Nef hat es das Licht momentan schwer, sich durchzusetzen. Die 54-jährige Frau kennt die Anzeichen eines Burnouts aus der eigenen Geschichte.

Neues Arbeitsfeld

Im Jahr 1999 entschloss sich die Bauernfamilie Nef, die Milchkühe zu verkaufen und den schon bestehenden Gästebetrieb auszubauen. Petra Nef ist gelernte Reisefachfrau, das Organisieren von Events und der Umgang mit Gästen beflügelt sie.

«Ich ging mit grossem Elan vorwärts», sagt sie. «Unser Ziel war es, auf dem Betrieb bestehen zu können, ohne dass mein Mann Hans oder ich auswärts arbeiten mussten.»

Harte und leidenschaftliche Arbeit führte zum steilen Erfolg, welchen sie lange mit Stolz erfüllte. «Es wurde zu meinem dritten Kind». Gegen 100 Anlässe waren es im intensivsten Jahr, die sie organisierte und durchführte, mit Hilfe von Familie und Angestellten. Daneben betreute sie ihre damals noch kleinen Kinder.

Nichts geht mehr

Ein Arbeitspensum, das sich rächte: Im Herbst 2007 begann die positive Energie ins Negative zu kippen. An einem Februartag 2008 ging nichts mehr. Es folgten neun Wochen in einer psychiatrischen Klinik.

AboErschöpfungsdepressionBurnout: Das Gefühl, man habe versagtMittwoch, 26. Januar 2022 Dort lernte sie, nur noch die Aufträge anzunehmen, die sie bewältigen konnte und gerne machte. Fortan wandte sie das Ampelsystem an: Wo laufe ich? Im Grünen, im Orangen oder Roten? Wenn sie merkte, dass es kritisch wurde, passte sie ihr Leben an.

Harter Lockdown

«Das konnte ich lange gut, bis zum Lockdown im März 2020.» Petra Nef wischt sich die Tränen ab. «Die Pandemie hat mein ‹drittes Kind› gestohlen.» Statt dem Dekorieren und Kochen gab es schwierige Telefonate mit schwer enttäuschten Hochzeitspaaren. Ohne den Gästebetrieb fiel sie in ein Loch.

An Heiligabend 2020 der nächste Tiefschlag: ihre Mutter erlitt einen Hirninfarkt. Im März 2021 starb sie. «Seit 2020 steht meine Ampel manchmal auf Dunkelorange.»

Lärm kaum erträglich

Es gibt Tage, da mag die Reisefachfrau und Bäuerin mit eidgenössischem Fachausweis Lärm kaum ertragen. «Wenn es dir so geht, dann musst du Hilfe holen», sagt sie.

Trotz ihrer Erfahrung von 2008 war der Schritt in eine Therapie wieder schwierig, aber sie weiss, wie wichtig er ist. Vom ersten Burnout her weiss sie auch, es gibt irgendwo ein Licht, es wird wieder gut kommen. Sie hat viel gelernt aus der tiefen Krise. «Das Burnout war das Beste, das mir geschehen konnte.»