Grosse Gewinnerin der Wahlen 2023 ist die SVP. Sie kann laut Hochrechnung im Nationalrat acht Sitze gutmachen. Wir haben mit alt Bundesrat Ueli Maurer über das «sensationelle Resultat» gesprochen und ihn gefragt, ob er zufrieden sei. «Ja, ich bin sehr zufrieden», sagt Ueli Maurer. Das Resultat zeige, dass die Politik der SVP die Leute überzeugt habe und all die Träume der grünen Parteien zu einem grossen Teil beerdigt worden seien. Mit Blick auf «seinen» Kanton Zürich ist der alt Bundesrat überzeugt, dass mit Martin Haab und Martin Hübscher zwei sehr starke bäuerliche Vetreter nach Bern gehen. Die SVP habe den bäuerlichen Flügel generell stärken können, auch in anderen Kantonen. «Ich hoffe, dass die Landwirtschaftspolitik wieder etwas pragmatischer und näher an der Basis sein wird», so Ueli Maurer.
SBV erfreut: «Neue bäuerliche Vertretende gewählt»
Wie der Schweizer Bauernverband (SBV) in einer Mitteilung im Verlaufe des Abends schreibt, zeige es sich nach der aktuellen Einschätzung, dass die Massnahmen im Rahmen von Perspektive Schweiz wie auch das ergänzende Engagement der landwirtschaftlichen Organisationen zur Mobilisierung Früchte tragen würden. Die Stimmbeteiligung im ländlichen Raum habe sich gegenüber 2019 verbessert. Es zeichne sich ab, dass zurückgetretene bäuerlichen Parlamentarier mit neuen ersetzt werden könnten und allenfalls sogar weitere dazu kämen. «Der Bauernverband ist mit dem Ausgang der Parlamentswahlen aus aktueller Sicht sehr zufrieden. Diese sind bedeutend, weil in der nächsten Legislatur, viele für die Bauernfamilien wichtige Geschäfte anstehen. Eine vertiefte Beurteilung mit einer Liste der Namen folgt in den nächsten Tagen», teilt der SBV mit.
Die Grünen werten den Rechtsrutsch als schlechte Nachricht
Zu den grossen Verlierern der Wahlen 2023 gehören die Grünen wie auch die GLP. Mit einem Verlust von sieben bzw. fünf Sitzen müssen beide Parteien «unten durch». Die Grünen reagieren in einer Mitteilung am Abend wie folgt: «Nach den historischen Sitzgewinnen von 2019 können die Grünen heute ihre Stärke und ihre Sitze in vielen Kantonen bestätigen. Sie bleiben die starke Stimme für Klima und Gleichstellung im Parlament. Diese braucht es nach dem heutigen massiven Rechtsrutsch mehr denn je.» Trotzdem sei der Rechtsrutsch eine schlechte Nachricht für das Klima und die Gleichstellung, wie die Wahlkampfleiterin Lisa Mazzone betont. «Wir Grüne werden nicht zusehen, wie die Rechten die Zukunft unseres Planeten aufs Spiel setzen», macht zudem Parteipräsident Balthasar Glättli deutlich. «Wollen wir die Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzen, müssen Bundesrat und Parlament in der nächsten Legislatur griffige Massnahmen verabschieden. Genau dafür setzen wir Grüne uns konsequent ein», so Glättli weiter.
Grosse Zufriedenheit im Kanton Thurgau
Die Freude der SVP ist spürbar. Das schlägt sich auch in der Stimmung der bäuerlichen Vereine nieder; so beispielsweise im Kanton Thurgau. Die BauernZeitung hat mit Maja Grunder, Präsidentin des Verbandes Thurgauer Landwirtschaft (VTL) gesprochen. Sie ist sehr zufrieden mit dem Wahlergebnis. In einer ersten Stellungnahme sagt sie: «Ich freue mich riesig, dass unser Vize-Präsident Manuel Strupler mit einem so guten Resultat in den Nationalrat wiedergewählt wurde und Jakob Stark seinen Ständeratssitz verteidigen konnte.» Dass die SVP den freigewordenen Nationalratssitz mit Pascal Schmid verteidigen konnte, helfe der Landwirtschaft sicher, ist sie überzeugt, auch wenn Schmid kein bäuerlicher Kandidat sei. Abzuwarten bleibe, ob auf den ersten Ersatzplätzen landwirtschaftliche Kandidaten gelandet sind. «Dann kann ich definitiv Bilanz ziehen», so die VTL-Präsidentin.
Bürgerliche Seite bei Wahlen in St. Gallen gestärkt
St. Gallen ist einer jener Kantone, in denen das gute Abschneiden der SVP für die GLP spürbar wird. Hier wurden alle bisherigen bäuerlichen Kandidaten wiedergewählt. Es sind dies die Nationalräte Markus Ritter (Mitte) und Mike Egger (SVP) und Ständerätin Esther Friedli (SVP). Der Unternehmer und Winzer Walter Gartmann (SVP, neu) holte auf Kosten der GLP einen weiteren Sitz für das bürgerliche Lager. Peter Nüesch, Präsident des St. Galler Bauernverbands, freut das gute Abschneiden: «Unsere bäuerlichen Kandidaten aus SVP, Mitte und FDP haben einen wichtigen Beitrag geleistet, dass die bürgerliche, landwirtschaftsfreundliche Seite im Kanton St. Gallen bei diesen Wahlen gestärkt wurde.»
Gadient und Züger auf erstem Ersatzplatz
Auf einer aussichtsreichen Position ist Landwirt Marco Gadient (SVP) aus Flums. Er schaffte es auf den ersten Ersatzplatz seiner Partei. Christof Züger, CEO Züger Frischkäse AG, schaffte es bei der FDP ebenfalls auf den ersten Ersatzplatz. Auch die Mitte-Bäuerinnen Barbara Dürr und Franziska Steiner-Kaufmann haben mit dem zweiten und dritten Ersatzplatz gute Resultate erzielt. Nüesch, der für die FDP kandidierte, ist mit seinem eigenen Resultat trotz Nichtwahl zufrieden. «Wir hatten ein starkes Kandidatenfeld. Mein Ziel, in der vorderen Hälfte zu landen, habe ich mit dem dritten Ersatzplatz erreicht.»