Der Mais sei aktuell sehr unterschiedlich entwickelt, gibt Herbert Schmid vom LZ Liebegg Auskunft. Dort, wo bei nassen Bedingungen gesät werden musste und in der Folge eher Bodenverdichtungen auftraten, sei die Kultur schlecht entwickelt. «Bestände, die nach Ostern, oder auch solche, die an Auffahrt gesät worden sind, zeigen eine wellenförmige Höhe», beschreibt der Berater. Solche Maisparzellen seien nun auch schlechter gewappnet für die Trockenheit, die sich in den letzten Tagen abgezeichnet hat. «Aber generell bildet sich das Wurzelwerk während einer Nässeperiode stets schlechter aus und ein abrupter Wechsel hin zu einer trockenen Hitzeperiode stresst die Pflanzen immer», ergänzt Schmid.
Tipps zum Maissilieren
Herbert Schmid, LZ Liebegg, gibt folgende zusätzliche Tipps:
Passende Sorte: So wählen, dass in der zweiten Hälfte September siliert werden kann.
Erntezeitpunkt: In der Teigreifekurz und gut häckseln.
Siliermittel: Imoberen Drittel des Silos und bei Sommerfütterung Siliermittel aus Liste B oder AB einsetzen.
Mischen: Bei Bedarf mit Rübenschnitzeln und Gras.
Warten: Silo erst nach6 bis 8 Wochen öffnen.
Entnahme: Täglich viel Futter entnehmen (im Winter 5–10 cm, im Sommer 10–15 cm). Evtl. im Sommer besser auf Ballensilage setzen.
Zu trockene Silage: Im Winter verfüttern, weil bei den tieferen Temperaturen das Risiko für Nacherwärmungen kleiner ist.
Viel Zucker, wenig Stärke
Hitze und Trockenheit stellen auch eine Herausforderung für das Silieren des Maises dar. In den letzten Jahren sollen Nacherwärmungen von Maissilage vermehrt zu Problemen geführt haben. Herbert Schmid nennt knapp reife Kolben bei reifem oder überreifem Blattwerk als Risikofaktoren dafür. «Das bedeutet viel Zucker und wenig Stärke, wodurch nach der Gärung viel Restzucker übrig bleibt», erklärt er. In der Folge komme es rasch zu Nacherwärmungen, wenn die Entnahmemenge nicht entsprechend nach oben angepasst werde. «Bei Hitzesommern wird der Reifegrad gerne unterschätzt», fährt Schmid fort. Übersteige der TS-Gehalt der Pflanze die empfohlenen maximal 35 Prozent, erwärme sich der Mais bei der Entnahme aus dem Silo rasch.
Da in heissen, trockenen Sommermonaten das Risiko für Nacherwärmungen steigt, sei der Bedarf an Siliermitteln erhöht, sagt Herbert Schmid. Denn der Gärprozess funktioniere am besten bei moderaten Temperaturen.
Im Normalfall brauche es zur Förderung der Milchsäuregärung keine Siliermittel, hält Agroscope fest. Die Forschungsanstalt empfiehlt deren Einsatz aber zum Vorbeugen von Nacherwärmungen, etwa bei:
• hohem TS-Gehalt
• weitem Transportweg nach der Ernte
• Öffnen des Silos vor einem Monat nach der Befüllung
• Maissilage für Sommerfütterung
«Hitze kann die Pollen grillieren, was die Befruchtung vermindert.»
Herbert Schmid, LZ Liebegg, über die Folgen hoher Temperaturen auf den Mais.
Jährliche Zusammenstellung
Vor allem chemische Produkte auf der Basis von Propionsäure zeigten für diesen Anwendungsbereich eine gute Wirksamkeit, so Agroscope. Homofermentative Milchsäurebakterien verbesserten zwar die Gärqualität der Silage, machten sie aber auch anfälliger für Nacherwärmungen; deshalb dürfe das Silo frühestens nach sechs Wochen geöffnet werden. Es sind allerdings diverse Produkte mit Mischungen von Säuren oder Salzen sowie Milchsäurebakterien erhältlich. Auskunft über Einsatzbereiche, Dosierungen und Kosten pro Kilo Futter gibt die jährliche Zusammenstellung von Agroscope (siehe Link unten).
Hier finden Sie die aktuelle Siliermitteliste
«Bei früher Ernte liegen die Temperaturen während Gärung und Entnahme oft über dem optimalen Bereich – deshalb erwärmt sich die Silage auch rascher», bemerkt Herbert Schmid. Besonders häufig sei das der Fall bei Hochsilos, in denen die obere Hälfte schlechter verdichtet ist. Schmid empfiehlt daher, bei der Sortenwahl und dem Festlegen des Saattermins darauf zu achten, dass die Ernte auf etwa Mitte bis Ende September fällt.
Zügig einsilieren und gut verdichten – diesen Zweiklang gilt es beim Konservieren von Mais ebenso zu beachten wie beim Gras. Um das Material gut verdichten zu können, ist eine kurze Häcksellänge von Vorteil. «Damit die Futterstruktur wiederkäuergerecht ist, soll Mais nur so kurz wie nötig gehäckselt werden», gibt Herbert Schmid zu bedenken. Für die optimale Konservierung werde Mais auf 6 bis 7 mm Länge gehäckselt und sauber geschnitten. Eine Besonderheit in dieser Hinsicht ist die Shredlage (siehe Kasten).
Herausfordernde Shredlage
Im Zusammenhang mit der passenden Häcksellänge fällt des Öfteren der Begriff der Shredlage. Dabei handelt es sich laut Agroscope um ein eingetragenes Warenzeichen, das ein Patent auf eine besondere Bauform des Crackers umfasst. Damit erfolge eine Nachzerkleinerung des Ernteguts. Charakteristisch für eine Shredlage sei demnach eine Häcksellänge zwischen 20 und 30 mm bei intensiver Aufbereitung der Körner und starkem Auffasern der Restpflanze. «Das ist gut gemeint für die Wiederkäuer, besonders bei hohem Maisanteil in der Ration, aber schwierig für die Konservierung», findet Herbert Schmid. Damit eine solche Silage stabil bleibe, sei die Entnahmemenge stark zu erhöhen und eine Behandlung mit einem passenden Siliermittel vorzunehmen.
Der richtige TS-Gehalt
Temperatur, Häcksellänge und Verdichtung bestimmen, wie die Gärung im Silo verläuft. Herbert Schmid betont aber auch die Bedeutung eines hochwertigen Ausgangsmaterials. «Die angestrebten TS-Gehalte liegen im Normalfall bei 30 bis 35 Prozent TS», erläutert der Fachmann. Bei Siloballen, überdurchschnittlichen Entnahmemengen (über 5–10 cm im Winter bzw. 10–15 cm im Sommer, wobei im Fahrsilo die doppelten Mengen als normal gelten) könnten die TS-Gehalte aber höher sein. «Im Fall von Harvestorsilos müssen sie sogar höher liegen», sagt Schmid.
Das Stichwort TS-Gehalt führt zurück zur aktuellen Entwicklung der Maisbestände. «Wenn die Befruchtung in eine Hitzeperiode fällt, können die Pollen grilliert und die Befruchtung vermindert werden», erklärt Herbert Schmid. Den Erfolg der Befruchtung kann man an den Kolben einige Tage nach der Blüte der Maispflanze überprüfen: Zuerst die Lieschblätter entfernen und dann den Kolben am Stiel haltend schütteln. Die Narbenfäden von befruchteten Körnern fallen ab.
Je nach Saatzeitpunkt und Sortenreife seien die Felder unterschiedlich stark von den momentan hohen Temperaturen betroffen, so Schmid. «Das Gröbste ist aber hoffentlich überstanden, wenn die Hitze nicht länger als eine Woche andauert und es nicht allzu heiss wird.»
In der Teigreife ernten
Bei einem TS-Gehalt von 30 bis 35 Prozent der Ganzpflanze befindet sich der Mais bzw. sind dessen Kolben in der Teigreife. Das ist laut Agroscope das optimale Stadium für die Ernte, da zu diesem Zeitpunkt die wichtigsten Inhaltsstoffe – vor allem die Stärke – maximal seien. Die Mais-kolben weisen in der Teigreife einen TS-Gehalt von 50 bis 60 Prozent auf.
Weniger Verluste
Die Ernte in der Teigreife biete den Vorteil guter Bedingungen für die Milchsäuregärung, heisst es weiter. Ausserdem gebe es kaum Verluste durch Gärsaft, das Material lasse sich gut verdichten, Energiegehalt und Verdaulichkeit seien hoch und der TS-Verzehr sei optimiert.
Wird der Mais zu früh geerntet, drohten neben kleinerem Ertrag eher Konservierungsverluste. Da bei Hitze und Trockenheit, wie sie in den letzten Jahren gehäuft auftreten, die Reife aber leichter unterschätzt wird (siehe Haupttext), steigt eher das Risiko, zu spät zu ernten.
Restpflanze zu trocken
In einem solchen Fall ist der TS-Gehalt der Restpflanze zu hoch. «Die harten, sperrigen Stängel lassen sich weniger gut verdichten», beschreibt Agroscope. Das erhöhe das Risiko für Nacherwärmungen und Fehlgärungen, es sei mit schlechterer Verdaulichkeit sowie einem geringeren Futterwert zu rechnen.
Der Silomais-Reifegrad lässt sich auf der Agroscope-Website berechnen oder mit der Fingernagelprobe schätzen. Das Korn sollte teigig bis mehlig, aber noch ritzbar sein.