Frage: Ich, 62, und meine Frau, 60, werden den Hof in drei Jahren meinem Sohn und seiner Frau übergeben. Sie möchten, dass meine Frau und ich dann wegziehen. Sie brauchen auch unsere Hilfe auf dem Hof nicht mehr. Ich habe Angst vor diesem Schritt. Was kann ich machen?
Antwort: Ich gratuliere Ihnen, dass Sie so offen über Ihre Angst sprechen. Es ist gut, wenn Sie das Gefühl der Angst nicht verdrängen.
Die Vorbereitung
Die Angst ist ein sehr hilfreiches Gefühl. Sie hilft uns, ein Thema, das uns beschäftigt, sorgfältig und vorsichtig zu bearbeiten. Wenn wir die Angst verdrängen, dann wird uns das Thema überrollen und uns überfordern.
Die wichtigste Gesprächspartnerin für dieses Thema wird Ihre Frau sein. Mit ihr werden Sie möglicherweise noch 25 oder mehr Jahre gemeinsam verbringen. Wenn Sie eine gute Gesprächskultur pflegen, dann können das schöne Jahre werden.
Teilen Sie ihr Ihre Ängste mit. Fragen Sie sie nach ihren Gefühlen. Hat sie auch Angst oder freut sie sich auf den wohlverdienten Ruhestand? Wie sehen die finanziellen Verhältnisse aus? Was für eine Wohnform können und wollen Sie sich leisten? Wie viel Zeit wollen Sie mit Enkelkindern verbringen? Wer hat welche Hobbys? Was haben Sie beide schon immer machen wollen, und die Zeit dafür hat bisher einfach immer gefehlt? [IMG 2]
Solche und ähnliche Themen schaffen Verbindung zwischen Ihnen als Paar. Sie werden zu einem Team, das gemeinsam den verdienten Ruhestand plant. Das macht Sie stark.
Ein solcher Schritt ist eine riesige Chance. Wenn Sie auf dem Hof bleiben würden, wäre das Loslassen viel schwieriger. Nach einem Umzug werden Ihnen neue Nachbarn geschenkt. Man kann neue Freundschaften eingehen. Selbstverständlich können Sie auch die alten Freundschaften weiterhin pflegen, wenn Sie nicht weit wegziehen. Neue Freundschaften oder neue Hobbys können helfen, neue Lebensenergien zu wecken.
Wohlwollend verabschieden
Sie haben in Ihrem Leben vermutlich sehr viel gearbeitet. Vielleicht wurden Sie mit dem Leitsatz erzogen: «Nur wer arbeitet, ist ein guter Mensch.» Der hat Sie zu einem arbeitsamen Menschen gemacht. Vielleicht haben Sie aber auch Wünsche wegstecken müssen, weil die Arbeit es nicht zugelassen hat. Vielleicht haben Sie das Leben und die Arbeit auch sehr genossen. Egal, welche Variante auf Sie zutrifft – Sie haben in Ihrem Leben viel gearbeitet und haben den Ruhestand verdient! Nehmen Sie es als Chance, klopfen Sie sich auf die Schulter für all das, was Sie geleistet haben. Nun dürfen Sie als Belohnung den nächsten Schritt angehen.
Öffnen Sie das Fenster für neue Ideen. Schauen Sie auf Ihr Leben zurück. Wo gab es Momente, in denen Sie dachten: «Das wäre jetzt auch noch schön, aber da habe ich jetzt keine Zeit, oder die Kinder sind noch zu klein ...» Jetzt können Sie alles nachholen. Vielleicht nicht ganz alles, vielleicht macht der Körper nicht mehr alles mit. Aber glauben Sie mir: Sie können viel mehr, als Sie im ersten Moment denken.