Der spezialisierte Schweinezucht- und -mastbetrieb Pfaffischwand 3 von Adrian Bucheli in Ruswil braucht viel Strom, rund 30 000 kWh jährlich. Dauernd laufen über ein Dutzend Lüfter, und die Ställe wollen auch erwärmt und gekühlt sein. Dazu kommen die Beleuchtung und zeitweise Heubelüftung und Güllepumpen.

Tagesstrom nutzen

Adrian Bucheli hat den Betrieb vor zwei Jahren von den Eltern übernommen, zuvor wurde dieser in Generationengemeinschaft geführt. Schon vor Jahren wurde eine 30-kWp-Photovoltaikanlage auf einem Teil der Dachflächen montiert, mit Einmalvergütung. Das verstärkte Buchelis Wunsch, mehr über Energie und Strom auf dem Betrieb zu wissen – und zumindest einen Teil des Solarstromes tagsüber optimal selber zu nutzen. So wurde auch eine Steuerung eingerichtet, dass der Solarstrom für die Warmwasserbereitung genutzt werden kann.

Adrian Bucheli erkannte, dass bezüglich Energieoptimierung noch viel möglich wäre, der Überblick über die Daten und eine unabhängige Information aber fehlten. So meldete er sich aufgrund eines Aufrufes an der diesjährigen Delegiertenversammlung des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes (LBV) für die Energieberatung Agripeik an, welche der LBV seit diesem Jahr anbietet. Ursprünglich sei der Strom im Fokus gestanden, schliesslich stieg auch das Bewusstsein für den Verbrauch anderer Energieträger auf dem Betrieb. Aufgrund des Betriebsbesuches des Energieberaters Raphael Heini und einer umfassenden Analyse erhielt Bucheli schliesslich einen fast 40-seitigen Bericht samt Aktionsplan. Darin vorgeschlagen werden Sofortmassnahmen sowie kurzfristig und mittelfristig rentable Massnahmen, mit Investitionskosten, Einsparungen und Amortisationsdauer. Das verschaffte ihm einen neutralen Gesamtüberblick. Konkret umgesetzt habe er bisher noch keine Massnahme, der Bericht diene ihm aber als wichtiger Bestandteil für Entscheide zur weiteren betrieblichen Entwicklung und mittelfristigen Investitionsplanung.

Betriebsspiegel Pfaffischwand 3

Betriebsleiter Adrian und Andrea Bucheli mit zwei Kindern (6- und 3-jährig)
Ort Pfaffischwand 3, Ruswil
Fläche 23 ha LN, davon 21 ha Ackerbau (Körnermais, Ackerbohnen, Winterweizen, Raps und Gerste), 4 ha Wald
Tiere 48 Galtsauen, 16 säugende Schweine, 400 Ferkel, 90 Mastschweine
Arbeitskräfte Betriebsleiter, Vater angestellt

Eigenverbrauch steigern

Dieses Frühjahr wurden weitere Dachflächen mit PV-Modulen belegt, auch über dem Güllesilo und an der Scheunenfassade, rund 60 kWp. Auf dem Betrieb steht nun eine Leistung von 90 kWp zur Verfügung, die Wechselrichter und die maximale Einspeisung ins Netz seien allerdings auf rund 57 kW limitiert. Bucheli produziert in verschiedenen Expositionen von morgens bis abends Solarstrom. Ein Grossteil wird allerdings ans Netz abgegeben, der Eigenverbrauchsanteil liege wohl lediglich bei einem Viertel. Aktuell genüge das Netz, eine Verstärkung wäre mit relativ geringem baulichem Aufwand um weitere 13 kW möglich, hat er bei Versorger CKW abgeklärt. Derzeit steht allerdings die Steigerung des Eigenverbrauches im Vordergrund.

Wärmepumpe statt Holz

So steht der Ersatz der alten Holzschnitzelheizung durch eine Wärmepumpe zur Diskussion. Denn das alte Zweifamilien-Bauernhaus wurde im vergangenen Jahr energetisch saniert und der Energiebedarf ist stark gesunken. Dadurch könnte er mehr Solarstrom zur Wohnhausbeheizung nutzen.

Adrian Bucheli liebäugelt auch mit einem Batteriespeicher, um mehr Solarstrom für die Geräte zu nutzen, die auch nachts laufen. Dazu hat er bei der landwirtschaftlichen Kreditkasse bereits ein Gesuch um Förderung eingereicht. Weitere Massnahmen wären der Ersatz des Elektroboilers durch einen Durchlauferhitzer, effizientere Lüfter im Schweinestall oder der Ersatz der Beleuchtung durch LED-Röhren. Bereits diesen Herbst will Bucheli isolierte Vorhänge bei den Ferkelnestern montieren. Allein damit könnte er jährlich über 900 Franken Strom sparen, die Investitionen würde sich nach zwei Jahren bezahlt machen.

 

Energieberatung auf Bauernhöfen nutzen

Seit Anfang Jahr bietet der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) die umfassende Energieberatung Agripeik für die Landwirtschaft an. Auch in weiteren Kantonen ist dieses Angebot verfügbar. Auf Luzerner Landwirtschaftsbetrieben ist der Energieverbrauch aufgrund der Tierintensität deutlich höher als im Schweizer Schnitt. 

Sparen gegen hohe Preise
«Auf jedem Betrieb besteht ein Potenzial zur Optimierung. Eine Aussensicht hilft, mögliche Massnahmen zu erkennen», sagt LBV-Energieberater Raphael Heini. Aufgrund der weiter steigenden Strompreise, aber auch der übrigen hohen Energiepreise sei dies aktueller denn je. Mit einfachen Sofortmassnahmen könne jeder Betrieb auch ohne Beratung Energie sparen.
Wer einen Schritt weiter gehen will, füllt auf der LBV-Website zuerst einen Potenzialcheck aus. Zu diesem gibt es einen kostenlosen Kurzbericht und eine Offerte für eine umfassendere Beratung. Diese findet dann vor Ort statt, mit Analyse und Besprechung möglicher Massnahmen, welche in einem umfassenden Bericht festgehalten werden. Diese Beratung kostet einen Durchschnittsbetrieb lediglich rund 340 Franken, weil der Kanton und Bund daran Förderbeiträge leisten.

Erste Erfahrungen
Inzwischen hat Raphael Heini bereits 15 Bauernfamilien beraten und die entsprechenden Berichte erstellt. Im Schnitt haben diese Betriebe Energiekosten von gesamt rund 28 000 Franken (Strom, Treibstoff, Heizenergie). Würden alle vorgeschlagenen Massnahmen umgesetzt, könnten sie im Schnitt rund 8000 Franken sparen.
Strom verbrauchen die eher grösseren Betriebe im Schnitt über 72 000 kWh (teilweise ist darin auch der Verbrauch der Wohnhäuser enthalten), nach den Optimierungsmassnahmen wären es noch rund 52 000 kWh. Interessant sind die Auswirkungen der gestiegenen Strompreise. Lange Zeit lag der Preis bei rund 20 Rappen pro kWh, innert zweier Jahre stieg er nun vielerorts auf über 30 Rappen an. Auf die untersuchten Betriebe umgerechnet, hatten diese vorher Stromkosten von rund 14 400 Franken zu tragen, wegen der Preiserhöhung sind es nun 21 600 Franken. Werden die Stromsparmassnahmen umgesetzt, sind es trotz teurerem Strom 15 600 Franken, die Ersparnis vermag die gestiegenen Stromkosten somit nicht ganz aufzufangen.
Energieberater Raphael Heini ruft dazu auf, die vielfältigen Förderprogramme für die Landwirtschaft zu nutzen, so von Agro Clean Tech für energieeffiziente Ferkelnester oder Umstellung auf Wärmepumpenboiler. Neu werden von der Stiftung Klik auch elektrische Hoflader auf Bauernhöfen gefördert.