Diesen Sommer hat der Berner Grossrat und Winzer Bruno Martin (Die Grünen) eine Motion im Zusammenhang zur Regulierung der Kormorane im Bielerseegebiet eingereicht. Martin weiss, dass es speziell ist, dass ein Grüner sowas fordert. Er sei aber der Bauernvertreter im Seeland und das Anliegen sei an ihn getragen worden. Mitunterzeichnet wurde die Motion überparteilich von diversen Grossrätinnen und Grossräten. Konkret wurde der Regierungsrat beauftragt:
- Den Kormoranbestand auf einem Niveau zu stabilisieren, so dass eine nachhaltige Berufsfischerei möglich sei.
- Bedrohte Fischarten, deren Laichgebiete und die Ökosysteme sind besser vor den Kormoranen zu schützen.
- Der Regierungsrat soll Massnahmen mit den Nachbarkantonen koordinieren.
Die Antwort der Berner Regierung
Dass der Bestand im Drei-Seen-Gebiet stark zugenommen hat, erkennt auch der Regierungsrat in seiner Antwort. Die Brutkolonie im Fanel wuchs von 640 Brutpaaren auf 1021 Brutpaare im Jahr 2021 an. Die 2020 gegründete Kolonie im Hagneck-Delta wuchs von 5 auf 14 Brutpaare im 2022. Kormorane haben einen Tagesbedarf von 300 bis 500 Gramm Fisch. Bereits heute würde ein relevanter Anteil der schweizweit jagdbaren Kormorane im Kanton Bern geschossen (ca. 260 Tiere/Jahr von schweizweit 1600 geschossener Vögel/Jahr).
Lokale Vergrämungsmassnahmen auf dem See führen dazu, dass der Druck auf bedrohte Fischarten in Fliessgewässern steigen könnte, gibt der Regierungsrat zu bedenken. Und: «Daher ist eine gezielte Lenkung des Bestandes anzustreben.» Er unterstütze jagdrechtliche Massnahmen. So wurde Berufsfischern mit Jagdpatent eine Sonderbewilligung erteilt, um ganzjährig an Infrastrukturen schadenstiftende Einzelvögel im Bielersee zu vergrämen.
Weiter werde die Jagd vom Boot per 1. März 2023 erleichtert. Ausserdem ist er bereit, Massnahmen zur Stabilisierung der Kormoranbrutplätze im Hagneck-Delta unter Einhaltung der Schutzgebietsziele zu prüfen. Der Regierungsrat betont aber auch, dass eine Gefährdung bedrohter Fischarten durch Kormorane in Seen schwierig nachzuweisen sei.
Engagement ist bereits vorhanden
Der Regierungsrat beantragt, die Ziffern 1 und 2 der Motion als Postulat anzunehmen. Die Ziffer 3 wird vom Regierungsrat zur Annahme und gleichzeitiger Abschreibung beantragt. Motionär Bruno Martin reicht das jedoch nicht. Er wird nun mit seiner Fraktion und den Mitunterzeichnenden diskutieren, ob er deren weitere Unterstützung für das Anliegen hat. Ist dies nicht der Fall, zieht er die Motion zurück und behandelt das Thema als Postulat. Andernfalls will er die Motion beibehalten. Diese kommt in der nächsten Session im Grossen Rat zur Beurteilung. Bruno Martin erklärt, dass er lieber eine Motion verliere, als diese in ein Postulat umzuwandeln, wenn nach deren Annahme vonseiten Regierungsrat dann doch nichts passiere.