Die Führung des familiären Bauernhofs in Alchenstorf am Rand des Emmentals hat Aebi Anfang dieses Jahres an den Sohn weitergegeben. Doch hilft der eben 62-jährig gewordene Aebi wenn möglich noch täglich auf dem Betrieb aus, wie er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagt.
Als Auktionator versteigert Aebi seit 23 Jahren in der Schweiz und auch im Ausland beispielsweise Nutztiere oder das Inventar von aufgelösten Bauernhöfen. Aebis Reisebüro hat keine Angestellten und keine Verkaufslokalität: Es ist ein Familienunternehmen, das einige wenige Erlebnisreisen pro Jahr anbietet.
Landwirtschafts- und Aussenpolitiker
Seine politische Karriere begann Andreas Aebi auf kommunaler Ebene. Von 1998 bis 2008 war er Alchenstorfer Gemeindepräsident. Ohne je Kantonsparlamentarier gewesen zu sein, gelang ihm 2007 der Sprung in den Nationalrat. Dreimal wurde er seither wiedergewählt – stets mit einem kantonalen Spitzenresultat.
Der Major in der Armee bezeichnet sich als Landwirtschafts- und Aussenpolitiker. Seit Jahren ist Aebi Mitglied der Aussenpolitischen Kommission, die er in den Jahren 2012 und 2013 präsidierte. Das kommt nicht von ungefähr: Schon früh zog es den jungen Aebi hinaus in die Welt.
Ein begeisterter Vogelkundler
Eines seiner zwei landwirtschaftlichen Lehrjahre absolvierte er in Cuarnens VD. 1977 machte er ein Auslandpraktikum in Kanada. Vor der Meisterprüfung im Jahr 1984 folgten Aufenthalte in Australien, Neuseeland und den USA. Als Reiseführer hat er seither zahlreiche weitere Weltgegenden gesehen.
Andreas Aebi ist auch begeisterter Ornithologe und Initiant des Vereins «Vogeldorf Alchenstorf». Ziel des Vereins ist, dass Landwirte und die Bevölkerung ausgewählte Vogelarten fördern und so die Biodiversität stärken. Auf Aebis Hof brüten Mehl- und Rauchschwalben, Falken und Schleiereulen. Wer Aebis persönliche Internetseite besucht, landet umgehend bei Nestkameras.
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Das Projekt Vogeldorf Alchenstorf nimmt sowohl die Landwirtinnen und Landwirte, als auch die anderen Dorfbewohner beim Thema Vogelschutz und Biodiversität in die Pflicht. (Bild Screenshot Vogeldorf)
Bio sei nicht unbedingt besser als IP
Auf Biobetrieb umsatteln wollte Aebi aber nie: Es dürfe nicht sein, dass Bauern immer mehr zu Dienstleistern und Landschaftsschützern würden statt Lebensmittelproduzenten, sagte er in einer Rede.
Im Gespräch mit Keystone-SDA sagt Aebi, ein Biohof sei nicht unbedingt ökologischer als ein Hof mit Integrierter Produktion (IP). Zudem verfüge der Familienbetrieb über einen guten Absatzkanal für die Milch, sodass es keinen Grund gebe, auf Bio umzustellen.
Ein wichtiges Amt übte Aebi in den Jahren 2004 bis 2013 aus: Er war Präsident von Swissherdbook, des Schweizerischen Fleckviehzuchtverbands. Noch heute ist er als Gantrufer aktiv, beispielsweise an der Viehschau in Kemmeribodenbad.
Aebis Kernthemen
Auf seiner Website schreibt der SVP-Politiker, er wolle seine Anliegen zielorientiert, ausdauernd und hartnäckig umsetzen. Dabei sei ihm aber auch wichtig, Andersdenkende und -handelnde respektvoll zu behandeln.
Er setze sich ein für
- die Stärkung des ländlichen Raumes mit einer Partnerschaft von Stadt und Land.
- eine produktive und innovative Landwirtschaft.
- eine geordnete Einwanderungspolitik.
- Vollbeschäftigung mit Arbeitsplätzen in Gewerbe, Landwirtschaft und Industrie.
- eine intakte Umwelt.
- Schweizer Werte wie Leistung, Qualität, Sauberkeit und Zuverlässigkeit.
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Der Berner Landwirt (hier ein Bild von 2003) hat seinen Betreib zwar an seinen Sohn übergeben, ist der Landwirtschaft aber treu geblieben: Er hilft auf dem Hof auf und setzt sich in der Politik für die Landwirtschaft ein. (Bild BauZ)
SBV-Präsident wurde Aebi nicht
Im Jahr 2008 schlug die SVP des Kantons Bern Aebi sowie den Berner Oberländer Adrian Amstutz für die Nachfolge von Bundesrat Samuel Schmid vor. Gewählt wurde im Dezember 2008 Ueli Maurer.
Im Jahr 2012 scheiterte Aebi knapp beim Versuch, das Präsidium des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) zu ergattern. Die Entscheidung an der Delegiertenversammlung fiel erst im vierten Wahlgang zugunsten von CVP-Nationalrat Markus Ritter aus dem Kanton St. Gallen.
Im Fokus der Öffentlichkeit stand Aebi im darauffolgenden Jahr dennoch: Als OK-Präsident des Eidgenössischen Schwingfests von 2013 in Burgdorf. Es sei ein exzellentes und sympathisches Fest gewesen, hiess es am Ende.
Für das Nationalratspräsidium konnte er sich durchsetzen
Das Glück, das Aebi bei der SBV-Versammlung fehlte, beschert ihm nun das Nationalratspräsidium: Im September 2018 bestimmte die SVP-Fraktion nämlich den Bündner Nationalrat Heinz Brand zum Kandidaten fürs zweite Vizepräsidium der grossen Kammer. Brand setzte sich damals fraktionsintern gegen Aebi und zwei weitere Nationalräte durch. Der Bündner wurde aber bei den nationalen Wahlen von 2019 nicht wiedergewählt und Aebi konnte sich kurz danach in einer fraktionsinternen Kampfwahl gegen zwei Kollegen durchsetzen.
Was macht ein Nationalratspräsident?
Das Nationalratspräsidium wird jeweils zu Beginn der Wintersession besetzt und hat eine Amtsdauer von einem Jahr. Eine Wiederwahl ist nicht möglich.
Kurz zusammengefasst leitet der Nationalratspräsident die Ratsverhandlungen, legt die Tagesordnung fest (Sessionsplanung), leitet das Ratsbüro und vertritt den Nationalrat nach aussen. Zu den Aufgaben des Ratspräsidenten gehört zudem, die Dringlichkeit von Anfragen abzuklären, parlamentarische Initiativen und Vorstösse auf ihre Rechtmässigkeit zu prüfen und für Ordnung zu sorgen.
Mehr Informationen finden Sie im Faktenblatt zum Nationalratspräsidium