Im Durchschnitt haben landwirtschaftliche Haushalte 2021 111'284 Franken verdient. Dabei sind Einkommen von Tätigkeiten ausserhalb der Landwirtschaft – z. B. von Frauen – eingerechnet. Dies ist eine von vielen Zahlen, die der Bundesrat in seinem Bericht zu den Einkommen der Bauernfamilien präsentiert. Er erfüllt damit den Auftrag des Parlaments, das eine umfassende Lagebeurteilung verlangt hat. Entsprechend umfangreich ist die Auslegeordnung des Bundesrats.

63 Prozent mehr in den Talzonen

AktualisiertEinkommenszahlenTrotz besserer Ernte sank das landwirtschaftliche Einkommen im Jahr 2022Dienstag, 21. November 2023 Auffallend ist beim bäuerlichen Einkommen dessen grosse Streuung. Wie viel die Familien aus landwirtschaftlicher Arbeit verdienen, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab.

Lage: In der Talregion ist das Einkommen mit knapp 100'000 Franken 63 Prozent höher als in Bergregionen (61'000 Franken). Betriebe in der Hügelzone liegen dazwischen (73'000 Franken). Dasselbe Bild zeigt sich beim Arbeitsverdienst pro Stunde. In Talregionen spielt ausserlandwirtschaftlicher Verdienst eine kleinere Rolle als in Hügel- oder Bergzonen.

Ausbildung: Gut ausgebildete Betriebsleiter(innen) verdienen besser und ihr Arbeitsverdienst ist in den letzten Jahren verglichen mit anderen stärker gestiegen.

Ausrichtung: Spezialkulturen und Veredelung sind lukrativer als z. B. Milchproduktion oder Mutterkuhhaltung.

Grösse: Je grösser der Betrieb, desto höher ist in der Tendenz das Einkommen.

Investitionen: Am unteren Ende der Einkommensverteilung seien häufig Betriebe zu finden, die im Verhältnis zu Fläche und Tierbestand zu viel in Maschinen und Gebäude investiert haben.

17 Franken pro Stunde, 9 Tage Ferien

AboMilchmarkt16 Franken Arbeitsverdienst je StundeFreitag, 15. Dezember 2023 Der Bericht beziffert den mittleren Arbeitsverdienst in der Landwirtschaft mit 17 Franken pro Stunde und stellt fest, dass dies ein im Vergleich zum zweiten und dritten Sektor niedriges Einkommen sei. Im Median sind auch die Löhne anderer repräsentativer Berufe in der Wertschöpfungskette höher als der landwirtschaftliche Stundenverdienst (rund 26 Franken pro Stunde im Gastgewerbe und 46 Franken für Tierärzt(innen)).

Allerdings, heisst es weiter, liegen die vom Bundesamt für Statistik erhobenen durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeiten gemäss Bericht deutlich über den Standardwerten, die für die Berechnung des Arbeitsverdiensts in der Landwirtschaft verwendet werden. Pro Woche arbeiten Betriebsleiter(innen) demnach 66 Stunden, mitarbeitende Partner(innen) 62 Stunden, Familienangehörige 60 Stunden und familienfremde Arbeitskräfte 48 Stunden. Es gibt dazu aber je nach Erhebung und Quelle unterschiedliche Daten.

Im Vergleich zu anderen Sektoren ist neben dem Arbeitsverdienst auch die Anzahl Ferientage in der Landwirtschaft tief. Landwirte sollen sich im Durchschnitt knapp neun Tage Ferien zugestehen, Landwirtinnen deren sieben. Im Gewerbe seien es 21 respektive 17 Ferientage pro Jahr.

Der Grenzschutz ist 99'000 Franken wert – pro Betrieb

Finanzielle Lage der BetriebeBericht zum Einkommen: «Unzureichend» findet der SBLVMittwoch, 6. März 2024 Neben den Direktzahlungen – deren Bedeutung wiederum je nach Betrieb unterschiedlich gross ist – haben verschiedene andere politische Rahmenbedingungen einen Einfluss auf das landwirtschaftliche Einkommen. Der Bundesrat schätzt, dass rund 27 Prozent des Produktionswerts der Schweizer Landwirtschaft vom Grenzschutz abhängig sind. Wobei allerdings nur ein Teil davon – nach Schätzungen der OECD ein Viertel – bei den Produzent(innen) ankommt. Für 2022 würde das bedeuten, dass rund 750 Millionen Franken aus dem Grenzschutz einkommenswirksam in die Landwirtschaft flossen. Demgegenüber profitierten vor- und nachgelagerte Stufen von einem Anteil in der Höhe von 2,25 Milliarden Franken.

Da sie ihre Erlöse zu einem grösseren Teil aus Pflanzenbau, Tierhaltung, Verkauf von Verarbeitungsprodukten und z. B. Maschinenvermietung statt via Direktzahlungen generieren, ist der Grenzschutz vor allem für Talbetriebe von Bedeutung. Pro Betrieb sei er rund 99'000 Franken wert, in der Hügelzone 62'000 Franken und im Berggebiet immerhin noch 35'000 Franken.

Wie verdienen Bauern besser?

Verständnis für UnmutVerbesserung des Einkommens: «Das BLW nimmt dieses Anliegen sehr ernst»Montag, 4. März 2024 In seinem Bericht listet der Bundesrat mögliche Wege zur Verbesserung der Einkommen in der Landwirtschaft auf.

Auf Ebene Betrieb:

In Aus- und Weiterbildung investieren: Z. B. im Bereich der Buchhaltung.

Kostenstruktur und Kapitalintensität optimieren: Durch betriebliches Wachstum oder überbetriebliche Zusammenarbeit.

Marktposition: Sie liesse sich durch den gemeinsamen Einkauf und eine gemeinsame Vermarktung verbessern. Einkaufsgemeinschaffen ermöglichen etwa die Umgehung hoher Margen dank Paralellimporten.

Diversifizierung: Direktverkauf, Hofverarbeitung, Agrotourismus usw.

In der Politik:

Verbesserung der Marktposition: In der Revision des Kartellrechts ist eine neue Regelung vorgeschlagen, die das Entstehen marktmächtiger Unternehmen auch im Agrarbereich erschweren soll. Weiter laufen Arbeiten zur Erfüllung zweier Postulate. «Die Verantwortung für das Funktionieren der Märkte kann aber nicht allein an den Bund delegiert werden», so der Bericht.

Komplexität reduzieren: Die Agrarpolitik so weiterentwickeln, dass Massnahmen mit einem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis bevorzugt werden. Wirksamkeit, einfacher Vollzug und Eigenverantwortung der Branche sollen die Ziele sein.

Innovation stärken: Förderung im Bereich Forschung, Beratung und Wissenstransfer.

Bodenrecht: Anpassungen könnten den Strukturwandel unterstützen, indem «Entwicklungspotenzial für professionell geführte landwirtschaftliche Betriebe» geschaffen wird.

Betriebswirtschaftliche Kompetenzen verlangen: Da die Ausbildung offenbar einen wichtigen Einfluss auf das Einkommen habe, könnten die bildungstechnischen Anforderungen für den Erhalt von Direktzahlungen erhöht werden. Auch die Verknüpfung einer betriebswirtschaftlichen Weiterbildung mit der Gewährung von Investitionshilfen oder Darlehen wäre möglich.

Manko im Sozialbereich

Agroscope und ETHWie das landwirtschaftliche Einkommen eigentlich berechnet werden sollteMontag, 28. Februar 2022 Zu wissen, wie sich die Agrarpolitik auf das landwirtschaftliche Einkommen auswirkt, ist für die Politik wichtig. Daher spielt auch die Art der Berechnung eine wichtige Rolle.

Bisher sei der Einkommensvergleich des Bundes primär auf die Leistungserbringung ausgerichtet. Das heisst, man konzentrierte sich darauf, mit Direktzahlungen Leistungen für die Allgemeinheit abzugelten und damit das bäuerliche Einkommen «zur Erzielung eines angemessenen Entgelts» zu ergänzen. Dabei seien die Auswirkungen auf die Lebensverhältnisse der Bauernfamilien vernachlässigt worden. Im Sinne des Vertrauensschutzes müsste man demnach bei der Anpassung agrarpolitischer Rahmenbedingungen dem Rechnung tragen, dass sich Landwirt(innen) jeweils mit Investitionen und Ausbildungen auf die herrschenden Gegebenheiten angepasst haben. Das Landwirtschaftsgesetz schreibt diesbezüglich bereits vor, dass der Bund für eine sozialverträgliche Entwicklung in der Landwirtschaft sorgen soll.

Die Forderung, in der Berechnung des landwirtschaftlichen Einkommens Aspekte wie die Konsummöglichkeiten einer Bauernfamilie, Einkommensniveau, -stabilität und -verteilung zu berücksichtigen kam vor zwei Jahren auch aus der Forschung.  

Was heisst «ökologisch und ökonomisch leistungsfähig»?

Um den Einkommensvergleich und damit die Wirkungsüberprüfung der Agrarpolitik zu verbessern, schlägt der Bericht weitere Anpassungen vor.

Neudefinition: Bisher gelte der Mittelwert des obersten Viertels der Betriebe als «nachhaltig wirtschaftend und ökonomisch leistungsfähig». Diese Definition reagiere aber stark auf Ausreissen (besonders hohe oder tiefe Werte) und soll daher geändert werden.

Monitoring: Beobachtung des Haushaltseinkommens in der Landwirtschaft im Vergleich zu jenem der Gesamtbevölkerung.

Juristische Personen: Prüfen, ob im Einkommensvergleich auch jene Betriebe einbezogen werden sollten, die als AGs oder GmbHs geführt werden.

In der Verordnung regeln

Eine methodische Überarbeitung des Einkommensvergleichs sei angezeigt, so das Fazit des Bundesrats. Dieser solle künftig auf Verordnungsebene geregelt werden, wofür bis Ende 2026 ein Vorschlag in Auftrag gegen wird.