Die Wertschöpfung guter bäuerlicher Praktiken zu verbessern, ist nach Meinung von Uniterre unerlässlich. Doch dieses Ziel verfolge das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) mit seinem Verordnungspaket 2023 nicht, sondern es agiere einseitig im Bereich Umweltschutz. Schädliche Auswirkungen von Spezialisierung, Mechanisierung sowie der agronomischen und zeitlichen Standardisierung der bäuerlichen Praktiken würden ignoriert.
Zielkonflikte nicht angegangen
In ihrer Stellungnahme nennt Uniterre ein weiteres Versäumnis des BLW: Zielkonflikte zwischen den agrarpolitischen Massnahmen und Regelungen blieben unberücksichtigt: «Der politische und wirtschaftliche Druck auf die Preise durch die Forderung nach Wettbewerbsfähigkeit und Steigerung der Produktivität auf der einen, und Zielvorgaben zu Versorgungssicherheit und Umwelt auf der anderen Seite.»
Anderes Budget für Versorgungssicherheit anzapfen
Die Versorgungssicherheitsbeiträge (VSB) müssten bei den ursprünglichen 900 Franken pro Hektaren bleiben, heisst es weiter. Ausserdem schlägt Uniterre vor, das nötige Geld dafür aus dem Vertedigungs- statt dem Agrarbudget zu ziehen. «Die letzten Jahre haben uns gezeigt, wie wichtig die Selbstversorgung ist», so die Argumentation. Die Belastung des Verteidigungsbudgets für die VSB hält man daher für folgerichtig.
Nur ein Amt soll kontrollieren
Was den administrativen Aufwand für Landwirt(innen) angeht, fordert die Bauerngewerkschaft eine Plafonierung und Senkung. Mehraufwand durch neue Programme sei dafür andernorts zu kompensieren und ein einziges staatliches Amt solle die Anforderungen zu Biodiversität, Nährstoffverlusten, Wasserqualität und Tierschutz kontrollieren. Das System soll hauptsächlich auf griffiger Selbstkontrolle basieren und gänzlich ohne Verbote und Strafen, dafür vermehrt mit wirtschaftlichen Anreizen arbeiten
Gegen Nährstoffverluste bei Hofdünger ansetzen
[Wie in der Mitteilung ausgeführt wird, sieht Uniterre die konsequente Aufwertung von Hofdüngern als richtigen Weg zur Reduktion von Nährstoffverlusten. Da dies aber mit Investitionen und viel Arbeit verbunden ist, sei die Reduktion der Verluste zeitlich gestaffelt umzusetzen und auch hier sollten passende Anreize geschaffen werden. Dies für bäuerliche Praktiken, die die Nährstoffreserven im Boden erhöhen und ihre Vitalität verbessern.
Produzenten im Markt besserstellen
Die ablehnende Haltung von Branchenverbänden gegenüber der Direktauszahlung der Milchpreisstützung an die Produzenten erklärt sich Uniterre mit der Furcht vor Druck auf die Preise. «Die direkte Auszahlung der Verkäsungszulage muss mit einer Verbesserung der Position der Produzenten und ihrer Dachorganisation innerhalb des Marktes einhergehen», heisst es in der Stellungnahme. Dazu bräuchte es keine neuen Regeln, sondern lediglich eine entsprechende Auslegung der Artikel 8, 8a und 9 des Landwirtschaftsgesetzes.
300‘000 Erwerbstätige in die Landwirtschaft
Laut Agrarbericht waren 2022 rund 150‘000 Personen in einem Landwirtschaftsbetreib beschäftigt. Um auf die zahlreichen Herausforderungen reagieren zu können, fordert Uniterre eine Umkehr des Strukturwandels: Künftig solle es in der Schweiz 300‘000 Erwerbstätige geben.
Die künftige Agrarpolitik sei auf eine bessere Wertschätzung der Arbeit von Landwirt(innen) und ihrer Produkte auszurichten und soll kurze Wege sowie umweltfreundliche Praktiken fördern. Den «sterilen Gegensatz» zwischen Produktion und Nachhaltigkeit müsse der Bundesrat aufgeben, «zugunsten eines Neben- und Miteinanders», schliesst Uniterre.