Im Nein-Lager zur Biodiversitäts-Initiative fliesst am Sonntagnachmittag Champagner: Die Vorlage ist mit einer Ablehnung von 63% gescheitert. Das Ständemehr wurde nicht erreicht. Der Nein-Anteil liegt hier bei 21.5, der Ja-Anteil lediglich bei 1.5. Schon sehr früh zeichnet sich am Tag der Abstimmung also ein klares Bild ab. Umso erleichtert ist man auf der bäuerlichen Seite. Denn laut Martin Rufer, Direktor des SBV, war ein Sieg nicht von Anfang an klar. «Es war nicht einfach - die Umweltverbände waren sehr aktiv und liessen viel Geld in die Kampagne einfliessen», so Rufer. 

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«Es brauchte die Bauern»

«Die Bauern und Bäuerinnen spielten für die Ablehnung dieser Vorlage eine zentrale Rolle», bestätigt der Direktor. Aber auch das Gewerbe und die Energieproduktion hätten mobilisiert, gute Gegenargumente gefunden und den anfänglichen Trend hin zu einer Annahme der Vorlage in die andere Richtung drehen können, so Martin Rufer. Entsprechend war die Anspannung zu Beginn der Hochrechnungen durchaus noch spürbar - erst später gaben sich die bäuerlichen Vertreter siegessicher. Nun würden keine zusätzlichen Flächen der Landwirtschaft entzogen, sagt Rufer erleichtert. 

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Auch Leana Waber, Leiterin des Fachbereichs Politik und Märkte beim Berner Bauernverband betont die Wichtigkeit der Junglandwirte und Junglandwirtinnen im Abstimmungskampf und räumt ein, dass die Mobilisierung für diese Vorlage schwieriger war, als bei den Agrar-Initiativen 2021. Die Agronomin begründet dies mit den eher vagen Formulierungen des Initiativtextes. «Die konkreten Konsequenzen waren bei dieser Vorlage nicht offensichtlich, es brauchte viel mehr Aufklärungsarbeit». 

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Der Champagner fliesst

Nun aber haben sich die Bemühungen aus bäuerlichen Kreisen, aber auch aus dem Bereich der Energieproduktion, ausgezahlt. Der Präsident des Schweizer Bauernverbandes Markus Ritter schenkt nach dem Verlauten der definitiven Resultate Champagner ein und gibt sich zufrieden. Das Nein zur Initiative sei kein Nein zur Biodiversität. Die Landwirtschaft setzt bereits einen Fünftel ihrer Flächen zugunsten einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt ein, so der Wortlaut des SBV. Eine Annahme hätte laut dem Bauernverband weitgehende negative Auswirkungen auf die nachhaltige einheimische Lebensmittel-, Energie und Holzproduktion gehabt, das Bauen erschwert sowie die Weiterentwicklung des Berggebiets und der Tourismusregionen behindert.

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«Die Bauern befassen sich von Montag bis Sonntag mit der Biodiversität»

Nationalrat Hans Jörg Rüegsegger, ist auch zufrieden mit dem Ausgang der Abstimmung. Es sei sinnvoller, diejenigen über die Biodiversität walten zu lassen, die sich von Montag bis Sonntag damit befassten, nicht nur von Montag bis Freitag. Der Berner ist dennoch erstaunt ob der Klarheit des Resultats.   

Katerstimmung bei den Grünen

Nach der Bekanntgabe der Endresultate am Abstimmungssonntag ist im Lager der Befürworter schon Aufbruchstimmung. Laut Keystone SDA bedauern die Grünen die Ablehnung der Biodiversitäts-Initiative. Es werde einen neuen Anlauf brauchen, heisst es. Das Problem, dass ein Drittel aller Arten und die Hälfte der Lebensräume in der Schweiz bedroht seien, sei mit dem Nein nicht verschwunden. Der Bundesrat müsse zu seinem Versprechen stehen, die Biodiversität im Rahmen der bestehenden Gesetze zu schützen, teilt die Partei mit.