«Es sind die Junglandwirt(innen), welche die Entscheide von heute umsetzen», konstatiert die nationale Junglandwirtekommission (Jula) in einem offenen Brief. Schliesslich würden 2030, wenn die nächste Agrarpolitik eingeführt wird, 40 Prozent der heutigen Betriebsleiter pensioniert sein. Die Janglandwirt(innen) stünden aber nicht nur für die Landwirtschaft von morgen, sondern auch für Innovation und Engagement.
Anliegen ernst nehmen
Die Versorgung der Bevölkerung in der Schweiz mit gesunden Lebensmitteln, eine vielfältige und standortgerechte Landwirtschaft, Sorgetragen zu den natürlichen Produktionsgrundlagen und Gewährleistung des Tierwohls: Das sind die erklärten Ziele der Junglandwirt(innen). «Damit wir diesen Ansprüchen gerecht werden können, sind unsere Anliegen ernst zu nehmen», schreiben sie in ihrem offenen Brief. Man sei auf faire Produzentenpreise angewiesen, um in die Betriebe investieren zu können und diese zusammen mit den Erwartungen der Konsument(innen) weiterzuentwickeln.
Stabile Rahmenbedingungen müssten dabei Raum lassen für Selbstverantwortung und Unternehmertum. «Viele Leistungen bestellen und gleichzeitig das Agrarbudget reduzieren, ist nicht vertrauensfördernd.»
Forderungen an diverse Akteure
Der offene Brief der Jula ist an die Branchenverbände, die Marktpartner, den Bundesrat und die Verwaltung adressiert. Entsprechend richten sich auch die Forderung an eine breite Palette von Akteuren (siehe unten). Namentlich genannt wird unter anderem die Fenaco, die sich als bäuerliche Genossenschaft in den Verhandlungen für die Interessen ihrer Basis einsetzen solle. Dasselbe gilt für die Branchenverbände.
Vom Bund erwarten die Junglandwirte neben «echter Mitsprache» – schliesslich investiere man viel Zeit in Stellungnahmen, Positionspapiere und Lösungsvorschläge – auch ein Ende der Sparversuche beim Agrarbudget. Weiter solle nichts mehr eingeführt werden, was den administrativen Aufwand vergrössere, was insbesondere Digiflux betreffe.
Die Forderungen der Junglandwirte
(im Wortlaut):
Faire Marktpreise: Vier von fünf Franken in unserem Portemonnaie stammen aus dem Verkauf der Produkte. Die Produzentenpreise müssen die effekiven Produkionskosten decken, dieser Grundsatz sollte selbstverständlich sein. In der Realität muss die Branche aber für jeden Rappen kämpfen, während die Detailhändler jährliche Gewinne im mehrstelligen Millionenbereich einfahren. Für eine faire Entlöhnung braucht die Landwirtschaft eine Preiserhöhung von 10 Prozent. Wir erwarten von den Branchenverbänden und der bäuerlichen Genossenschaft Fenaco, dass sie sich in den Verhandlungen für die Interessen ihrer Basis einsetzen. Gleichzeitig müssen die orangen Riesen ihre Verantwortung wahrnehmen und die effektiven Kosten der Produktion anerkennen. Da sie auf mehreren Stufen der Wertschöpfungskette tätig sind, müssen sie in der Lage sein, die Gewinnspannen für alle Beteiligten gerecht zu verteilen.
Starke Reduktion des administrativen Aufwandes: Das heutige Mikromanagement ist nicht zukunftsfähig. Wir sind gut ausgebildet und bereit, auf den Betrieben wieder mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir erwarten von der Bundesverwaltung, dass sie den bürokratischen Aufwand grundlegend vereinfacht. Bei neuen Massnahmen und Programmen gilt: Was zu administrativen Mehraufwänden führt, darf nicht eingeführt werden. Das betriffz insbesondere digiFLUX.
Langfristige Perspektiven von Seiten des Bundes: Wir akzeptieren keine ständigen Angriffe aufs Landwirtschaftsbudget und Sparversuche auf Kosten der Bauernfamilien. Die Ausgaben für die Landwirtschaft sind in den letzten 20 Jahren unverändert geblieben. Real ist die Unterstützung des Bundes also gesunken, während die eingeforderten Leistungen massiv gestiegen sind. Wir erwarten vom Bundesrat ehrliche Bemühungen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die unsere wirtschaftliche und soziale Zukunft sichern.
Echte Mitsprache in den politischen Prozessen: Die Jula engagiert sich für konstruktive und zukunftsfähige Lösungen. Wir investieren neben der Arbeit auf den Betrieben viel Zeit, um die Meinung unserer Mitglieder einzuholen, mehrheitsfähige Lösungsvorschläge auszuarbeiten, Stellungnahmen und Positionspapiere zu schreiben und unsere Anliegen in diversen Gremien einzubringen. Die Jula ist für einen offenen Dialog und ist jederzeit bereit, bei konstruktiven Lösungen Hand zu bieten. Im Gegenzug erwarten wir, dass unsere Anliegen ernsthaft angehört und stärker berücksichtigt werden.