Eine Deklarationspflicht von Flugtransporten sei klar abzulehnen, schreibt die Swiss Retail Federation in einer Mitteilung. Die Organisation vertritt den Detailhandel und betont dessen Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit. So würden mehrere Mitglieder bereits komplett auf eingeflogene Waren verzichten. Den ökologischen Effekt einer Flugdeklaration schätzt die Swiss Retail Federation aber als «minimal» ein.
«Absolut unrealistisch»
In ihrer Mitteilung argumentiert die Organisation einerseits mit dem geringen Anteil Frischprodukte, die per Flugzeug in die Schweiz kommen (je nach Kategorie zwischen einem und vier Prozent). Andererseits seien die Emissionen bei der Produktion oft grösser als jene beim Transport. «Damit ist der ökologische Effekt minimal, falls eine solche Deklaration für die Kundschaft überhaupt zu einem Nichtkauf führen würde.»
Weiter hält es die Swiss Retail Federation angesichts des kleinen Schweizer Marktes und der nicht vorhandenen Deklarationspflicht in anderen EU-Ländern für «absolut unrealistisch», dass internationale Hersteller eigens spezielle Verpackungen für die Schweiz bereitstellen und die damit verbundenen Mehrkosten übernehmen.
Fünf bis 20 Rappen mehr
Die Detailhändler schätzen die Mehrkosten für die Umdeklarierung eingeflogener Importprodukte auf zwischen fünf und 20 Rappen pro Produkt. «Wird auch der Mehraufwand für die Kontrolle aller Frischprodukte berücksichtigt, stehen die Kosten erst recht in keinem Verhältnis zum fragwürdigen ökologischen Nutzen und würden sich auf die Kundenpreise auswirken.» Es sei äusserst zweifelhaft, dass die Kund(innen) bereit wären, dass zu akzeptieren. Daher befürchte man neben neuen technischen Handelshemmnissen eine Zunahme des Einkaufstourismus.
Eine weitere Befürchtung des Detailhandels: Nach der Deklarationspflicht für Flugtransporte könnten weitere neue Vorschriften folgen. Der Vorschlag in Vernehmlassung sei geradezu ein Blankoscheck für sämtliche Transportdeklarationen.
«Künstlich weiter verteuern»
Im Gegensatz zur Swiss Retail Federation hat sich der Schweizer Bauernverband (SBV) klar für die Deklarationspflicht von Flugtransporten ausgesprochen. Eine Haltung, für die der Detailhandel kein Verständnis hat und die er als «fragwürdig» bezeichnet. Schliesslich bestehe dank entsprechend ausgewiesener schweizerischer und regionaler Produkte bereits die Möglichkeit, diese beim Einkauf bewusst zu bevorzugen. Ausserdem stehe die Unterstützung des SBVs in dieser Sache im Widersprich zur üblichen Forderung aus bäuerlichen Kreisen nach einer Reduktion der Administrations- und Regulierungsdichte, die der Detailhandel generell befürworte.
«Wir können diese Haltung nur so verstehen, als dass man ausländische Produkte künstlich weiter verteuern und damit den inländischen Lebensmittelmarkt weiter abschotten will», so die Swiss Retail Federation. Das gehe aber letztlich auf Kosten der preissensitiven Kundschaft, «wir bedauern diese Haltung».