Der generelle Widerstand gegen neue Verfahren der Gentechnik, wie etwa die Genschere Crispr-Cas, scheint zu bröckeln. Dies aber unter einer wichtigen Bedingung: Es sollen über Genom-Editierung keine artfremden Gene ins Erbgut von Pflanzen eingeschleust werden. Diese Bedingung hatte der kürzlich neu gegründete Verein «Sorten für morgen» genannt und sie ist auch Teil der Ausnahmebestimmung für das Gentech-Moratorium, die am 2. Dezember im Ständerat angenommen worden ist.
Im Frühling in den Nationalrat
Als Nächstes geht das Geschäft in den Nationalrat, der sich laut der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in der kommenden Frühlingssession damit befassen wird. Dass das geltende Moratorium Ende 2021 ausläuft, sei kein Problem – es würden einfach bis zur Bereinigung des Gesetzes keine Versuchsprojekte bewilligt.
Bericht vom Bundesrat gefordert
Der Ständerat hat ausserdem das Postulat «Züchtungsverfahren mit Genom-Editierungsmethoden» angenommen, das von seiner Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur eingereicht worden war. Somit erhält der Bundesrat den Auftrag, innert Jahresfrist einen Bericht zu erarbeiten. Darin soll er die Möglichkeiten aufzeigen, die oben genannte Technologie vom Gentech-Moratorium auszunehmen. Der Bundesrat selbst hatte die Annahme des Postualts beantragt.
Grüne hoffen auf den Nationalrat
Für die Befürwortung einer Ausnahmeregelung für Genom-Editierung des Ständerats haben die Grünen kein Verständnis. Man setze mit der Gentechfreiheit eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale der Schweizer Lebensmittel aufs Spiel, kritisiert die Partei in einer Mitteilung. Die Pflanzenzüchtung mit dieser Technologie stecke noch in den Kinderschuhen uns es gebe weder marktreife Produkte noch viel Risikoforschung. Der Nationalrat müsse diesen Fehlentscheid korrigieren.
Kleinbauern sehen «immense Rechtsunsicherheit»
«Der Entscheid widerspricht jeglicher Vernunft, denn die vorgeschlagene Deregulierung führt zu Intransparenz und unverantwortbaren Risiken», schreiben die Kleinbauern-Vereinigung (VKMB) und die Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG). Eine Ausnahmeregelung würde ihrer Meinung nach Rechtsunsicherheit schaffen. Konsument(innen) hätten sich in den neusten Umfragen ebenso gegen Gentechnik ausgesprochen, wie die durch den Schweizer Bauernverband und die VKMB vertretenen Produzenten. Auch SAG und VKMB hoffen, dass der Nationalrat im kommenden Frühling bei seiner Meinung bleibt und nicht dem Ständerat folgen wird.