KMU werden als Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bezeichnet. Was spricht dagegen, dass sich Landwirtschaftsbetriebe in den Glanz und das Image von KMU in der Schweiz einreihen? Die Antwort der IG Agrarstandort Schweiz (IGAS) ist klar: Nichts. In «Die Volkswirtschaft» am 10. Dezember 2024 hat die IGAS aufgezeigt, warum Landwirtschaftsbetriebe als KMU geführt werden sollten und folgerichtig als KMU zu behandeln sind. Kurzgefasst: Landwirtschaftliche KMU beschaffen ihre Vorleistungen genau gleich wie «normale KMU» auf freien Märkten und sie nutzen freiwillige Label- und Vermarktungsorganisationen, um ihre Position am Markt zu stärken und ihre Mehrwerte den Konsumierenden näherzubringen. Die Verwendung von Begriffen wie «bäuerlicher Familienbetrieb» führte in der Vergangenheit zu vielen Missverständnissen. Die KMU sollen sich frei organisieren können. Egal ob AG, GmbH, einfache Gesellschaft, Nebenerwerbsbetrieb oder Genossenschaft, Frauen oder Männer als Unternehmende.

Der Coach Ernst Flückiger bringt es im soeben erschienen Fokus-Magazin des Bauernverbandes auf den Punkt: «Ein Landwirtschaftsbetrieb muss heute wie ein KMU in der übrigen Wirtschaft geführt werden.» Warum ist es relevant, dieses KMU-Bewusstsein zu etablieren?

Wertschätzung steigert Freude am Beruf

Es geht erstens um Wertschätzung. Die Freude am Beruf und an der Betriebsführung steigt mit der Wertschätzung, das heisst, mit dem motivierenden Feedback von Markteilnehmern und lohnender Entschädigung. Die Verwaltung, Politik, Medien und alle Marktpartner sollten Landwirtschaftsbetriebe als eigenständig geführte Unternehmen respektieren. Daraus folgt, dass Bauernverbände und Produzentenorganisationen sich stärker als Vertreter von KMU sehen und ihre Mitglieder als solche respektieren. Bitter notwendig!

Zweitens geht es auch um das Selbstverständnis. Es geht um das Erkennen und Nutzen von Freiheiten und die Freude am unternehmerischen Entscheidungsspielraum. Kein Unternehmen muss sich verpflichtet fühlen, nicht rentierende Betriebszeige aufrecht zu erhalten. Politische Vorgaben sind für den Betriebserfolg zu nutzen, nicht umgekehrt. Das bedeutet auch, dass sich landwirtschaftliche KMU in Zukunft mehr mit Betrieben vergleichen sollen, die ähnlich ausgerichtet sind. Und sich nicht von politischem Gesäusel wie «Eiweisspflanzen statt Tierhaltung», «Transition zu nachhaltigem Konsum» oder «Selbstversorgungsgrad» in eine wertschöpfungsschwache Produktion drängen lassen.

Weniger gewerkschaftlich vorwärtskommen

Drittens sind KMU als Bild für Landwirtschaftsbetriebe auch geeignet, um mehr unternehmerisch-liberal und weniger gewerkschaftlich vorwärtszukommen. Preise werden zwischen Unternehmen ausgehandelt, nicht vom Staat oder Verbänden. Staatliche Einmischung in die Angebots-, Preise oder Margengestaltung führen zu Missverständnissen, Frust und wenig Freude am Beruf. Das gilt auch, wenn sich, wie aktuell wieder der Fall, Marktteilnehmer so verhalten, als gäbe als Erfolgsmodell nur den möglichst tiefen Einkaufspreis. Die Produzentenseite hat aber auch das Recht (und die Notwendigkeit), ihr Angebot zu bündeln und gemeinsam Innovation, Differenzierung und Absatzalternativen zu finden. Und sie hat das Recht, auf Augenhöhe behandelt zu werden, als Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Behandelt wie ein KMU oder gemeinsam auftretende KMU. Weil sie’s auch sind.