Die bäuerliche Landwirtschaft sei heute gefangen zwischen einem immer globaleren Lebensmittelmarkt, dem damit verbundenen Druck auf die Produzentenpreise und dem notwendigen Erhalt natürlicher Ressourcen, des Klimas und der Biodiversität. So fasst Uniterre die Lage in ihrer Stellungnahme zum Verordnungspaket 2022 zusammen. Dabei sei jüngst deutlich geworden, wie wichtig eine sichere Versorgung ist, bei der – wie auch bei der Dekarbonisierung – die bäuerliche Landwirtschaft zentral sei. Diesem Umstand wird nach Ansicht der Bauerngewerkschaft zu wenig Beachtung geschenkt.
Strukturwandel vom BLW verordnet
Uniterre vermisst eine Debatte über ein kohärentes Ernährungssystem. «So geht die Zerstörung der bäuerlichen Landwirtschaft durch den vom Bundesamt für Landwirtschat (BLW) verordneten Strukturwandel immer noch weiter und wird nicht in Frage gestellt.»
Es sei der richtige Zeitpunkt, um die Arbeit von Bäuerinnen und Bauern gebührend aufzuwerten. Auch im Hinblick auf die grosse Anzahl der Selbstmorde und Burn-outs in der Landwirtschaft fordert Uniterre daher eine Angleichung der Standardarbeitskraft (SAK) an eine Vollzeitstelle im BLW: Eine SAK würde damit statt der heute 2600 Jahresarbeitsstunden weniger als 2000 entsprechen und die Berechnungsfaktoren wären nach oben zu korrigieren. Dies allerdings ohne die SAK-Schwellenwerte zu verändern.
Demokratie übergangen
Im Weiteren ist Uniterre nicht zufrieden mit der Politik im Bereich Milchmarkt. Ihrer Ansicht nach müsste das BLW die Motion «Verbesserung der Bedingungen des Standardvertrags der Branchenorganisation Milch» umsetzen, nachdem sie von beiden Parlamentskammern angenommen wurde. Ein neuer Standard-Milchvertrag sollte die Freiwilligkeit der Lieferung von B-Milch ohne Sanktionen garantieren. Die Unterlassung des BLW bezeichnet Uniterre als eine «klare Übergehung der Demokratie».
Statt den Export von Käse aus B-Milch ohne Wertschöpfung zu fördern und gleichzeitig Butter zu importieren sei die Inlandversorgung sicherzustellen. Passend dazu fordert Uniterre verstärkten Grenzschutz für Futter- und Brotgetreide, Ölsaaten sowie Eiweisspflanzen.
Der Bund in einer moralischen Pflicht
Was neue Beiträge angeht, so müsse dafür der Finanzrahmen der Direktzahlungen angepasst werden, heisst es weiter. Ausserdem erwarte man vom Bund eine grundlegende Ernährungspolitik. Schliesslich sei klar, dass die Landwirtschaft Auswirkungen auf viele andere Bereiche wie Umwelt, Gesundheit, Raumplanung usw. habe und ihre Leistungen daher auch von diesen Bereichen finanziell anerkannt werden sollten. «Diese Überlegungen dürfen jedoch kein Grund sein, die verschiedenen Akteure des Marktes davon abzuhalten, die landwirtschaftlichen Produkte zu kostendeckenden Preisen abzunehmen», ergänzt Uniterre. Der Bund ist aus Sicht der Bauerngewerkschaft in der moralischen Pflicht, faire Rahmenbedingungen für eine gerechte und transparente Verteilung der Wertschöpfung zu schaffen und zu fördern.