Es ist nicht das erste Mal, dass sich Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands, und der grüne Nationalrat und Biobauer Kilian Baumann, wegen der beiden Agrarinitiativen die Klinge kreuzten. Am Dienstagabend war es wieder so weit: Beide folgten der Einladung der Bauernvereinigung Thun unter dem Präsidium von Jürg Iseli, wo sich beide Politiker an einer Podiumsdiskussion über die Trinkwasser- und die Pestizidverbots-Initiative äusserten.
Klare Fronten
Dabei sind die Fronten klar: Ritter ist gegen und Baumann für die Initiativen. «Diese beiden Agrar-Initiativen sind zu radikal. Bei einer Annahme hätten sie weitreichende, schädliche Folgen für die Schweizer Landwirtschaft, die Umwelt und die Ernährungssicherheit», sagte Markus Ritter klar und deutlich. Die Produktion würde durch den Verzicht auf Pestizide und zugekauftes Futter auf vielen direktzahlungsberechtigten Betrieben abnehmen. Als Konsequenz würden diese Betriebe aus dem Direktzahlungssystem aussteigen und müssten die Anforderungen des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN) nicht mehr erfüllen. Damit würde die Umweltbelastung nicht zurückgehen, sondern absurderweise sogar noch zunehmen, ist der Bauernpräsident überzeugt.
Keinen leichten Stand
Für Kilian Baumann, der in Thun keinen leichten Stand hatte, ist klar, dass es so mit der Umwelt, dem Pestizideinsatz und der Wasserverschmutzung in der Schweiz nicht mehr weitergehen könne. «Die zunehmende Industrialisierung in der Landwirtschaft führt zu massiven Umweltproblemen wie Artensterben, ausgeräumte Kulturlandschaften und durch Pestizide und Nährstoffe belastete Gewässer, Trinkwasser und Böden», ist der Bio-Bauer übezeugt. Für Leana Waber und Beat Kämpf, welche die beiden Agrarinitiativen vorstellten, hätte ein Ja am 13. Juni grosse Auswirkungen auf ihren elterlichen Betrieb. «Ich habe grosse Angst vor dieser Abstimmung», sagt die Agronomin. Für Beat Kämpf sind die beiden Initiativen nicht annehmbar. Denn niemand wisse genau, wie es nach einer Annahme weiter gehen würde.
Voten aus dem Publikum
Auch die Voten aus dem Publikum waren klar und deutlich: So sagte Beat Haldimann aus Signau BE, dass er bei einer Annahme keine Rübenschnitzel, keinen Rapskuchen oder keine Schotte, alles Nebenprodukte aus der Landwirtschaft, mehr zufüttern könne. Und eine junge Hafl-Studentin fragte Kilian Baumann, ob es denn sinnvoll sei, dass die Schweiz ihre Produktion runterfahre und alles vom Ausland importiere? Nur Regina Fuhrer, Bio-Bäuerin und ehemalige Präsidentin der Kleinbauern-Vereinigung, stellte sich hinter Baumann. «Es ist eine grosse Chance für die Landwirtschaft, denn auch ohne Pestizide würde es möglich sein, Kartoffeln anzubauen», ist sie überzeugt. Sie brauche auf ihrem Betrieb schon jahrelang keinen Kupfereinsatz mehr für diesen Betriebszweig. «Das funktioniert nur so gut, weil die umliegenden Kartoffelproduzenten die Kraut- und Knollenfäule mit Fungiziden bekämpfen», war die Antwort von Leana Waber darauf.
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