LID: Wo sehen Sie die Schweizer Bauernfamilien aktuell?
Stefan Müller: Die Bauernfamilien bewegen sich in ein einer Realität, in der sie zu gewissen Aktivitäten gezwungen werden. Einerseits sind sie an Bestimmungen von Bundesrat und Parlament gebunden, andererseits müssen sie auch Geld verdienen. Es ist eine wahnsinnige Herausforderung, dies unter einen Hut zu bringen.
Und wie ist das für die Bauernfamilien zu bewerkstelligen?
Am Schluss vom Tag ist die Kernaufgabe der Bauernfamilien, ihr Land zu bewirtschaften und Produkte für uns alle herzustellen. Die Produktion und die Pflege der Landschaft sind auch zukünftig die wichtigsten Aufgaben der Bäuerinnen und Bauern. Und dies ist unseren Bauernfamilien ja auch sehr bewusst und sie tun dies mit Überzeugung. Darum bin ich zuversichtlich, dass ihnen dieser Balanceakt zwischen Anspruch und Realität auch in Zukunft gut gelingt und dies honoriert wird.
Wo steht Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren in Bezug auf Anspruch und Realität? Die Landwirtschaftsdirektorinnen und -direktoren stehen ja als Mittelfrauen und Mittelmänner auch irgendwo zwischen Bund und den Bauernfamilien ihrer jeweiligen Kantone?
Für uns ist es vor allem eine riesige Arbeit, um all die Ansprüche, die vom Bund kommen, zu analysieren, in Empfehlungen umzumünzen und schliesslich auf Kantons- und Gemeindeebene und auch auf die Ebene der Bauernfamilien zu applizieren. Das ist nicht ganz einfach. Wir müssen versuchen, möglichst gute Lösungen vorzulegen, die nicht nur den Anliegen des Bundes entsprechen – auch die Basis muss damit leben können.
Wo liegen da die Instrumente der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren?
Wir müssen auf die Branche hören und wir müssen die Bedürfnisse der Bauernfamilien abholen und diese auf Bundesdeutsch übersetzen. Die Ansprüche aus Bern setzen sich aus den Ansprüchen von Bevölkerung, Konsumentinnen und Konsumenten, Wirtschaft und Umwelt zusammen – umgesetzt werden sie aber von den Bauernfamilien. Auch sie müssen darum eine Stimme haben, damit ein Konsens entsteht und die Anforderungen so gestellt werden, dass auch die Bauernfamilien damit einverstanden sind und diese auch umsetzen können.
Mutterkuh Schweiz blickte anlässlich der 46. Vereinsversammlung auf ein erfreuliches letztes Jahr zurück: Präsident Mathias Gerber freute sich, dass sich der jahrelange Kampf von Mutterkuh Schweiz für eine bessere Belohnung der Weide mit dem neu eingeführten Weidebeitrag ausgezahlt hat. Geschäftsführer Urs Vogt zeigte sich erleichtert über die wiedergefundene Normalität nach den Pandemiejahren, bedauerte jedoch die altbekannten Markterscheinungen an saisonalen Angebots- und Nachfrageschwankungen, die nun ebenfalls wieder Einzug hielten.