Landwirt Peter Röthlisberger steht im befestigten Auslauf für die Pensionspferde und zeigt auf die Grünfläche hinter der Abzäunung. «Ohne den Landabtausch mit meinen Berufskollegen vom Dorf hätten wir vom Hof aus sehr wenig Zugang zu unseren Weiden.»

Der Betrieb war vor dem Abtausch zerstückelt

Peter Röthlisberger hat seinen Betrieb schon längst seinem Sohn und der Schwiegertochter übergeben, aber er ist immer noch sehr aktiv am Tagesgeschäft beteiligt. Aktiv war er auch in jüngeren Jahren. Es störte ihn nämlich, dass seine Betriebsflächen entweder sehr klein, zerstückelt oder nicht ideal zum Hof lagen. Um angrenzende freiwerdende Flächen zu kaufen, dafür fehlten ihm die notwendigen finanziellen Mittel. Bei Gesprächen mit den Nachbarn zeigte sich bald ein gegenseitiges Interesse an einem Landabtausch, der für beide Seiten einiges vereinfachen könnte. Unterdessen tauscht er mit fünf Kollegen Flächen ab.

[IMG 4] 

Fast jeder tauscht mit jedem

Wenn man mit Peter Röthlisberger durch den Weiler Bärfischenhaus BE läuft und er mit viel Gestik untermalt, wo eigentlich die Parzellengrenzen durchgehen würden, bekommt man das Gefühl, jeder tauscht mit jedem etwas ab. «Am meisten arbeite ich mit meinem Nachbarn Martin Häberli zusammen.» Martin Häberli erklärt den regen Flächenabtausch wie folgt: «Früher hatten alle Betriebe Milchkühe und gingen in die Käserei. Mit dem Wegfall der Milchkontingentierung änderte das schlagartig.» Innerhalb von zwei Jahren gaben alle Betriebe im Weiler die Milchwirtschaft auf; Pferde- und Mutterkuhhaltung folgten. «Für diese Art von Landwirtschaft braucht es Weiden nahe beim Hof.»

Alles Land ist gleichwertig

[IMG 5] 

Getauscht wird Quadratmeter gegen Quadratmeter ohne Bonitierung. «Wenn jemand das Gefühl hat, dass sein Land besser ist als das andere, geht diese Art von Zusammenarbeit nicht», ist Peter Röthlisberger überzeugt. «Am Anfang hatten wir das nicht einmal schriftlich geregelt, ein Handschlag genügte.» Wegen der Direktzahlungen regelt Martin Häberli den Abtausch mit Peter Röthlisbergers Sohn nun mit einem einfachen Vertrag: «Das ist ein Zettel, darauf stehen die Namen und die Fläche, zwei Unterschriften darunter und fertig. Die Abmachung kann jeweils Mitte Jahr per Jahresende gekündigt werden.»

«Jetzt kann ich mit dem Pflug durchfahren.»

Peter Röthlisberger, durch den Flächenabtausch gewann der Altbauer lange Furchen.

Etwas oberhalb des Betriebs liegen Peter Röthlisbergers Ackerflächen. «Ein schöner, langer Bitz Land ist das jetzt», meint er begeistert. «Ich werde schliesslich auch nicht jünger. Jetzt kann ich einfach mit dem Pflug durchfahren.» Beim Abschreiten der Fläche sieht man hie und da Anzeichen, wo früher die Grenzen durchgingen, weil mitten im Feld von beiden Seiten her gepflügt werden musste.

Flächentausch geht auch mit Biobetrieben

Kann man auch mit Biobetrieben abtauschen? «Klar geht das, die Betriebe müssen einfach für die getauschten Flächen die regulären Umstellzeiten einhalten», erklärt Peter Röthlisberger. Denn, obwohl die Verträge jährlich gekündet werden können, wird nicht wild herumgetauscht, sondern die Flächen sind langfristig in den Fruchtfolgen integriert. Hat man trotz aller Vorteile nicht vielleicht ab und zu das Gefühl, der andere schaue zu wenig zum Land? «Man darf keine Gespenster sehen und muss sicher tolerant sein», meint der Altlandwirt.

Wieso «verkaufen» sich die Landwirte die Flächen nicht gegenseitig, sprich lassen sie unter ihrem Namen im Grundbuch eintragen? Geld fliessen müsste ja nicht. «Das ist eine gute Frage», sagt Röthlisberger. «Bis jetzt war die nicht aktuell. Doch mit dem fortschreitenden Strukturwandel wird sich hier im Dorf sicher einiges ändern.» Doch diese kommende Veränderung hindert den Landwirt nicht daran, Freude zu haben anseinen langen Furchen und an den arrondierten Weideflächen gleich hinter dem Auslauf.

 

Mehr Informationen zu überbetrieblicher Zusammenarbeit