Mit dem Ziel, die Lebensmittel-Verschwendung wirksam zu reduzieren, hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) zwei Studie dazu durchgeführt, wie es in einer Medienmitteilung schreibt. Eine der Schlussfolgerungen: 90 Prozent der Verluste in der Landwirtschaft könnten verhindert werden.
Weitläufige Folgen
Die Produktion von Lebensmitteln ist mit CO2-Emissionen, Land- und Wasserverbrauch verbunden und hat daher auch Auswirkungen auf Biodiversität und Klima. Somit ist es nicht einfach nur schade, wenn einwandfreie Nahrung weggeworfen wird, sondern auch eine unnötige Belastung für das Ökosystem. Wie stark genau diese Belastung ausfällt, variiert je nach Lebensmittel; tierische und stark verarbeitete Produkte sind die negativen Spitzenreiter.
Um das Problem anzugehen, verfolgten die zwei BAFU-Studien die Lebensmittelverluste in jedem Produktionssektor, um diese zu beziffern und deren Vermeidbarkeit abzuschätzen.
Rückstände und Ausschüsse
Der Grossteil der 225'000 Tonnen Verluste innerhalb der Landwirtschaft sind Ernterückstände und -Ausschüsse, vor allem aufgrund von geltenden Industrienormen und nachgelagerter Branchen. Weitere Gründe sind technische Bedingungen und unsachgemässer Lagerung. 200'000 Tonnen, also 90 Prozent davon, könnte man laut Studien mit technischen oder organisatorischen Massnahmen verhindern.
Was aus den "Verlusten" wird
Die meisten (173'000 Tonnen) der Lebensmittel, die es nicht von der Landwirtschaft bis auf den Teller schaffen, landen als Dünger oder Bodenverbesserer auf Ackerflächen. Auf Platz zwei der Verwertungsmöglichkeiten steht Tierfutter (49'000 Tonnen). Nur ein Prozent (2000 Tonnen) werden thermisch zu Elektrizität und Wärme verarbeitet.
1 Million Tonnen in den Haushalten
Die grössten Mengen Food Waste fallen in den Haushalten an: dort sind es jährlich rund 1 Million Tonnen. Fast die Hälfte davon (480'000 Tonnen) werden mit dem Kehricht verbrannt. Recycling-Dünger und Biogas entsteht aus 170'000 Tonnen, während der Rest (350'000 Tonnen) kompostiert oder an Tiere verfüttert wird.
Bei den Haushalten wären laut BAFU fast die Hälfte der Lebensmittelverluste vermeidbar. Das wären 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr, die gegessen, statt entsorgt werden könnten.
Wertschätzung zu gering
Als Gründe für den grossen Food Waste werden zwei Hauptgründe genannt: einerseits sind sich die Leute ihres Tuns nicht bewusst, erkennen Abfall also nicht als solchen. Andererseits sei die Wertschätzung von Lebensmitteln heutzutage zu gering. Man wisse ausserdem zu wenig über Haltbarkeit, Lagerung und mögliche Resteverwertung.
Eine getrennte Grünabfuhr vermindert Food Waste, da das häufig fehlende Bewusstsein für den produzierten Abfall verbessert wird. Man merkt offenbar eher, dass es Lebensmittel sind, die man wegwirft, wenn die Abfälle getrennt gesammelt werden.
Aktionsplan gegen Food Waste
Die Schweiz hat sich bereits 2015 verpflichtet, bis 2030 die Lebensmittelverluste pro Kopf auf Einzelhandel- und Verbraucherebene zu halbieren. Dieses Ziel ist nämlich Teil der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die von der Schweiz wie von über 190 anderen Ländern unterzeichnet wurde. Auch entlang der Produktions- und Lieferkette gelte es, den Food Waste zu verringern.
Im März dieses Jahres kam ausserdem aus dem Parlament der Auftrag für einen Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung an den Bundesrat. Die vorgestellten Studien sollen, zusammen mit Gesprächen mit den Beteiligten aus Branchen und Verbänden, bei der Ausarbeitung dieses Aktionsplans helfen.
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