F wie Frauenstimmrecht
Das Jubiläum 50 Jahre Frauenstimmrecht sorgte heuer für eine starke Mobilisierung auch der Bäuerinnen. Höhepunkt des Jubiläumsjahres war die Frauensession in Bern, an der auch eine stattliche Delegation von Bäuerinnen und Landfrauen teilnahm. Sie engagierten sich bei dieser Gelegenheit hauptsächlich für eine bessere Vorsorge für die Frauen auf den landwirtschaftlichen Betrieben, die oftmals immer noch keinen Lohn beziehen und deshalb im Alter oder nach Scheidungen praktisch kein finanzielles Sicherheitsnetz haben.
G wie GVO
Das Moratorium für gentechnisch veränderte Organismen in der Landwirtschaft dürfte weitere vier Jahre (bis Ende 2025) Bestand haben. Allerdings ist Bewegung in die Sache gekommen, da neue Verfahren wie die Genschere Crispr-Cas bei vielen Forschenden und Praktikern grosse Hoffnungen auf neue Sorten auslösen, die den Herausforderungen wie Klimawandel und Einschränkung des Pflanzenschutzes besser gewachsen sein sollen. Als Erstrat hat der Ständerat beschlossen, die sogenannte Genom-Editierung vom Moratorium auszunehmen. Ob ihm die grosse Kammer folgen wird, zeigt sich in der Frühjahrs-Session 2022. Grosse Kontroversen gab es auch um einen Graben. Diesmal ist es nicht der Rösti-, sondern der Stadt-Land-Graben. Dieser erscheint im Moment tiefer als auch schon. Zu diesem Eindruck trugen zuletzt die Abstimmungsergebnisse über die Agrar-Initiativen und das Jagdgesetz bei. Laut LID-Geschäftsleiter Markus Rediger gibt es diesen Graben aber schon fast 100 Jahre. Sein Rezept: Intensive Diskussionen zwischen Stadt und Land sollen diesen zuschütten helfen.
H wie Haferdrinks
Die tierische Produktion kam auch aufgrund des Abstimmungskampfs stark unter Druck und mit der Massentierhaltungs-Initiative liegt schon ein nächstes Scheit bereit, um diesen Ofen heiss zu halten. Dabei geht es nicht nur um Fleisch, sondern auch um die Milch. Milchalternativen haben zumindest medial Hochkonjunktur. Deren Schönheitsfehler ist allerdings, dass heimische Rohstoffe für die Produktion weitgehend fehlen. Nun hat die Fenaco ein Projekt für die Steigerung des Haferanbaus gestartet. Es dürfte allerdings nicht leicht fallen, die hierzulande produzierten Mengen zu steigern. Die Schweiz ist nicht konkurrenzfähig mit den grossen Anbaugebieten und die Preise sind trotz einer Prämie nicht hoch genug, um die Bauern zum Umsteigen zu motivieren. Zudem ist es für die Importeure solcher Getränke sehr lukrativ, auf ausländische Ware zu setzen. Die Margen sind saftig und ermuntern nicht unbedingt zur Eigenproduktion. Eine löbliche Ausnahme ist Emmi, die bei ihrem Haferdrink Beleaf auf Schweizer Rohstoff setzt. Etwas weniger rund läuft es bei der Hochdorf, an der Emmi beteiligt ist. Die Zentralschweizer Milchverarbeiterin kämpft weiterhin mit den Folgen der wilden Expansionsstrategie, welche unterdessen gestoppt ist. Nun will man die Standorte reduzieren und einen Teil des Tafelsilbers in Form von Immobilien verkaufen.
I wie Impfen
Auch dieses Thema sorgte für heisse Köpfe und viele Diskussionen, namentlich in der Landwirtschaft. Die ländliche Bevölkerung zeigte sich in der Tendenz eher impfskeptisch. So skeptisch, dass sich SBV-Präsident Markus Ritter veranlasst sah, die Bauern und Bäuerinnen im Rahmen der nationalen Sensibilisierungswoche zum Impfen aufzurufen. Das trug ihm einige Kritik ein, er dürfte aber doch die eine oder andere skeptische Person zum Umdenken bewegt haben. Unterdessen läuft eine Kampagne für die dritte Impfung, den sogenannten Booster. Die grosse und unbeantwortete Frage ist, ob es gelingt, mit einer besseren Durchimpfung der Bevölkerung der Pandemie Herr zu werden. Nach fast zwei Jahren Corona-Regime traut man sich hier nicht mehr, irgendwelche Prognosen zu machen. Etwas weniger Beachtung findet ein Gesundheitsthema, das die Landwirtschaft ebenfalls stark betrifft. Die Invalidenversicherung (IV) ist für betroffene Bäuerinnen und Bauern nur sehr schwer bis fast unmöglich erhältlich. Zu einfach, so argumentieren die Behörden, ist es für Betriebsleiter(innen), eine alternative Anstellung anzunehmen und die Landwirtschaft aufzugeben. Hier gibt es offensichtlich noch zu wenig Verständnis für die enge Bindung der Bauernfamilien zu ihren Betrieben.
J wie Junglandwirt(innen)
Dank aktivem Lobbying haben sie es geschafft, in die wichtige Arbeitsgruppe eingeladen zu werden, welche die Zukunft der Agrarpolitik bespricht. Immer wieder begegnen uns junge Leute, die mit viel Passion mitten in der Branche stehen und mitreden wollen, wenn es um die Zukunft geht. Dabei vertreten sie ein weites Meinungsspektrum und sind sich wie die Vorfahren keineswegs einig, über den einzuschlagenden Weg. Interessant ist auch, dass viele Junge mit nicht landwirtschaftlicher Herkunft in den Sektor drängen. Das sorgt für frischen Wind und interessante Diskussionen.