Was ist etwas typisch Appenzellerisches an Ihnen?
Roger Tanner: Ich pflege Brauchtum und Traditionen. Dazu gehört das «Öberefahre» im Herbst. Selbstverständlich das Silvesterchlausen am Neuen Silvester, 31. Dezember, und am Alten Silvester, 13. Januar. Aktiv bin ich zudem im Schötze-Chörli Stein, wo wir traditionelle Zäuerli und Lieder singen.
Sie haben als zweitbester Ostschweizer die Meisterprüfung abgeschlossen. Sind Sie ehrgeizig?
Das kann man so sagen. Wenn man ein Ziel vor Augen hat, sei es in der Ausbildung oder im Leben, dann will man es auch erreichen.
Waren Sie schon immer sehr gut in der Schule?
Überhaupt nicht. Ich war lieber draussen tätig als im Schulzimmer. Erst in der Lehrzeit hat es mich gepackt. Da wurde es interessant – und erst recht in der Betriebsleiterschule.
Haben Sie Ihren Businessplan in Hinblick auf die Hofübernahme gemacht?
Ja, ich analysierte unseren Betrieb und rechnete einen neuen Betriebszweig, um den Hof umzustrukturieren. Den Businessplan kann ich in Hinblick auf unsere Hofübernahme auf Januar 2026 eins zu eins umsetzen. Deshalb war die Betriebsleiterschule sehr lehrreich. Ich kann anderen Junglandwirten nur empfehlen, die Meisterprüfung zu machen. Man kann wirklich profitieren und sich eingehend mit Betriebs- und Unternehmensführung sowie den Finanzen befassen.
Was planen Sie mit dem Hof?
Bis jetzt betrieben wir Kabierrinder-Weidemast im Auftrag von Sepp Dähler. Wir und Dählers sind schweizweit die einzigen, die diese Kabierrinder produzieren. Bei Dählers steht aber auch die Hofübergabe an, was gewisse Änderungen mit sich bringen wird. Auf der einen Seite ist der Ausstieg aus der Kabierhaltung bedauerlich für uns, auf der anderen Seite ist es auch eine Chance für mich, etwas Neues anzupacken. Neben der Milchwirtschaft wollen wir in Zukunft F1-Remonten für Mutterkuhhalter aufziehen.
Denkt man als 24-Jähriger überhaupt an Vorsorge und soziale Absicherung?
An der Meisterprüfung haben wir uns damit auseinandergesetzt. Momentan sind wir in Hinblick auf die Hofübergabe auch eng im Gespräch mit Versicherungsberatern.
Verliebt, verlobt, verheiratet?
Ich bin mit Mirjam verheiratet und unser Sohn Thomas kam vor drei Monaten auf die Welt.
Sind Sie sparsam?
Zurzeit sicher. Die Betriebsübergabe will finanziert sein. Wir wollen auch das Betriebsleiterhaus umbauen. Meine Eltern ziehen etwa 300 m entfernt in ein zum Betrieb gehörendes Haus. Wir kommen gut miteinander aus – aber ein gewisser Abstand ist ja durchaus gesund.
Was würden Sie anpacken, wenn Sie Direktor von Bio Suisse oder des BLW wären?
Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass jemand anderes diese Aufgaben übernimmt. Aber sie könnten es den Landwirten etwas leichter machen und den administrativen Aufwand verringern. Schön wären auch bessere Produktpreise.