«Eigentlich macht man das maschinell, aber mein Spargelfeld ist eben nur ein Versuchsprojekt», erklärt Florian Stucki. Der Landwirt aus dem Berner Diemtigtal hat heuer das zweite Jahr Spargeln auf dem Acker und brauchte Helfer, um die Dämme aufzuschütten und die Fahrgassen von Grasmutten zu befreien. «Praktisch von einem Tag auf den anderen war der Frühling da – und mit ihm jede Menge Arbeit», schildert er.

Ausländische Helfer werden knapp

Somit stand er vor einem ähnlichen Problem, wie es viele Bäuerinnen und Bauern in den nächsten Wochen bekommen könnten: Woher die nötigen Arbeitskräfte nehmen? Meist greift man dabei auf Helfer aus dem Ausland zurück, was aber in diesem Jahr wegen der Corona-Krise stark erschwert ist. Angesichts geschlossener Schulen und Universitäten, sowie der Kurzarbeit oder alternativlosen Auszeit des Personals in anderen Branchen gäbe es eigentlich genug Menschen, die aushelfen könnten.

Mehr Resonanz erwartet 

Florian Stucki hat schon seit längerem Kontakt zur Landwirtschaftsgruppe des Klimastreiks (mehr dazu im Interview mit Stucki: Inputs eines Landwirts beim Klimastreik). Diese war bereits für Arbeitseinsätze mit dem Berner Bauernverband im Gespräch gewesen. Stucki stellte eine Anfrage um Mithilfe in den Gruppen-Chat. «Ich hätte mit mehr Resonanz gerechnet», gibt er zu. «Aber die Corona-Krise hat vermutlich den einen oder anderen in seinem Eifer ausgebremst.»

Schliesslich fanden sich aber doch sechs Interessierte und vier konnten am vergangenen Donnerstag ins Diemtigtal reisen.


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Florian Stuckis Spargelfeld ist eine Versuchsfläche mit 12 Reihen. (Bild zVg)

Motivation ist das Wichtigste 

«Es war eine strenge Arbeit, für alle Beteiligten», erklärt der Berner Landwirt. Zudem sei man nach dem Winter noch nicht bei bester Kondition. «Aber die Leute waren motiviert, und das ist das Wichtigste», meint er. Seine vier Helfer kamen freiwillig und bezahlen musste er sie nicht. Dass aber für eine Verpflegung zu Mittag gesorgt sein musste, war für Stucki klar. Da er selbst und seine Eltern mit Arbeiten beschäftigt waren, sprang eine Nachbarin ein und kochte für die Spargelpfleger. «Wir haben guten nachbarschaftlichen Kontakt und da war das Mittagessen eine genutzte Synergie. Meine Nachbarin kocht nämlich auch gerne», so Stucki.

 

Positives Echo von den Helfern

«Ich denke, beide Seiten konnten profitieren», meint Pascal Kipf zum Einsatz auf Stuckis Spargelacker. Kipf studiert an der Uni Neuenburg und ist Teil der Landwirtschaftsgruppe des Klimastreiks. Am Ende des Tages habe er etwas gelernt gehabt und mittags eine feine Gemüselasagne essen können. Landwirt Florian Stucki auf der anderen Seite habe einen Teil seiner Arbeit von seinen Helfern erledigen lassen können.  «Es war anstrengend, aber die Stimmung entspannt», schildert er. So habe man Gelegenheit für Gespräche gehabt.

«Ich würde gerne noch an mehr solchen Arbeitseinsätzen teilnehmen. Mit der Zeit bekomme ich dann Hornhaut und werde robuster», meint Kipf. Auch von den anderen drei Beteiligten sei das Echo ähnlich gewesen.

 

Mehr Wertschätzung dank Mitarbeit

Zwar kamen sie an diesem Tag nicht ganz so weit wie geplant (abends waren die Dämme von fünf statt der geplanten sieben Reihen aufgeschüttet), Landwirt Florian Stucki zieht aber eine positive Bilanz und würde auch gerne erneut mit Leuten von ausserhalb der Landwirtschaft arbeiten. «Das ist mir ein grosses Anliegen, mehr Leute in die Landwirtschaft zu bringen. So würde auch die Wertschätzung gegenüber Bäuerinnen und Bauern bzw. deren Arbeit steigen», erklärt er.

 

Erntehelfer bei Agrarjobs finden

Die landwirtschaftliche Jobbörse «Agrarjobs» wurde aus aktuellem Anlass geöffnet, um Schweizer Bäuerinnen und Bauern in der aktuellen Corona-Krise bei der Suche nach Arbeitskräften bestmöglich zu unterstützten.

Neu gibt es bei Agrarjobs ein eigenes Portal für Ernte- und temporäre Aushilfe. Es können Stellenangebote kostenlos platziert werden. 

Zum Ausschreiben von Stellen: https://www.agrarjobs.ch/inserieren-auf-agrarjobs/

Für die Stellensuche: http://www.agrarjobs.ch/erntehelfer/. Interessierte können direkt mit den Autoren der Inserate Kontakt aufnehmen. 

Weitere Plattform

Auch «Landwirtschaft mit Zukunft» vermittelt Erntehelfer (mehr dazu lesen: Bauern und Schweizer Erntehelfer vernetzten) über die Plattform Landwirtschafts-Solinetz.

 

Lohnvorstellungen könnten zum Problem werden

Allerdings seien nicht alle Arbeiten dazu geeignet, gerade wenn Maschinen im Spiel sind. «Am besten gehen leicht begreifliche Dinge». Ausserdem sei es wichtig, immer den Sinn der Sache zu erklären. Grundsätzlich sei es also eine gute Idee, ein Problem sieht Stucki allerdings in der Entlöhnung: «Die Lohnvorstellungen können wahrscheinlich nicht immer eingehalten werden. Gerade im Gemüsebau ist das Entgelt nicht hoch», meint er.

«Wir könnten aus der Not eine Tugend machen und nach der Pandemie z. B. etwas im Gesetz verankern. Ich denke da etwa an Zivildienstleistende».