Spargeln und Fleisch – eine leckere Kombination. Der Biobetrieb von Stefan und Martina König hat beides im Angebot. Und obwohl der Betrieb versteckt im Thurgauer Hinterland liegt, reisen die Menschen von Weitem hierher, um im Hofladen einzukaufen. Wie hat Familie König das geschafft?
Ein Neuanfang für den Kleinbetrieb
Angefangen hat alles im Jahr 2014. Damals sei der grossväterliche Betrieb im thurgauischen Matzingen praktisch heruntergefahren gewesen, auf dem Grünland hätten ein paar Mutterschafe geweidet, die Mehrheit der 13 ha sei verpachtet gewesen.
«Wie kann ich den Betrieb wieder hochfahren, sodass ich und meine Familie davon leben können?», fragte sich der gelernte Zimmermann Stefan König.
«Ich brauchte etwas, das die Leute auf den Betrieb holt»
Während seiner Zweitausbildung zum Landwirt an den landwirtschaftlichen Schulen Strickhof und Hohenrain sowie während seiner Auslandsaufenthalte in Australien und Kanada fand Stefan König Antworten. «Ich wollte mehrere Kulturen anbauen, damit ich mein Risiko mindern und mich breiter abstützen kann. Und ich brauchte etwas, das die Leute auf den Betrieb holt. Wegen Kartoffeln oder Milch fährt niemand an den Hof heran, aber bei Spargeln, da kommen sie. Das zieht bei den Leuten», erzählt König der BauernZeitung.
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Drei Jahre Aufbauarbeit bis zur Vollernte
Wer Spargeln anbauen möchte, braucht Geduld. Nach dem Setzen vergehen nämlich drei Jahre Aufbauarbeit, bis die ersten Spargeln geerntet werden können. Für Stefan König hiess es somit 2014, als er die ersten Spargeln auf 55 Aren pflanzte, pflegen, warten und über die Runden kommen. «Wir hatten in den ersten Jahren einen Haufen Kosten und keinen Ertrag. In dieser Zeit halfen uns unsere Ackerkulturen. Wir bauen aktuell Speisesoja, Weizen, Dinkel und Körnermais an. Damals waren wir zwar noch in Umstellung, aber Bio-Ackerkulturen waren gesucht und die Preise hoch, so haben wir es schliesslich geschafft», beschreibt König die ersten Jahre.
So funktioniert das Anbausystem von Stefan König
Nerven brauchte Stefan König am Anfang auch beim Spargel, denn da lief nicht alles wie geplant: «In dieser Grössenordnung waren wir Exoten in der Schweiz, wir betraten Neuland und mussten uns unser Wissen erarbeiten», erzählt er. Mittlerweile verfüge man jedoch über ein System, dass sich bewährt. Anbei einige Merkmale:
Bodenbearbeitung und Setzen: Die Vorkultur wird gepflügt, anschliessend wird der Spargel auf zirka 16–18 cm Tiefe gesetzt. Stefan König rechnet mit Pflanzgutkosten von etwa 16 000 Franken pro Hektar. Anschliessend werden Dämme angehäufelt, damit man weiss, wo die Spargeln gesetzt wurden. In den ersten zwei Jahren lässt man das Spargelkraut einfach wachsen.
Erste zwei Jahre: Der Spargel wird noch nicht geerntet. Das Unkraut in der Reihe wird mit Häufeln im Griff gehalten. Zwischen den Reihen wird zu Beginn der Saison gehackt, ab Anfang Mai wird eine Gründüngung eingesät. Diese und das Spargelkraut werden im Winter jeweils gemulcht.
[IMG 3] Gründüngung: Die Gründüngung besteht aus Leguminosen, Kreuzblütlern und mindestens einem Gras. Durch den Bewuchs wird Stickstoff gespeichert, und der Boden ist vor der Witterung geschützt.
Die Erntejahre: Im Dritten Jahr rechnet man mit bis zu 50 Prozent Ertrag. Im Winter wird die gesamte Fläche gemulcht, die Dämme Ende Februar abgezogen. Auf einem Teil der Fläche werden Minitunnels erstellt, darunter treibt der Spargel schneller, und der Erntetermin verschiebt sich etwa drei Wochen nach vorn. Zwischen dem 20. und dem 25. März beginnt die Ernte; im Freiland ohne Tunnel erfolgt diese erst ab Mitte April. Anfang Juni wird schliesslich gedüngt, gefräst und angehäufelt. Gleichzeitig wird die Gründüngung eingesät und man lässt die Pflanzen wachsen.
Schädlinge: Ab Ende Juni überprüft Stefan König die Kultur auf Befall durch das Gemeine Spargelhähnchen, einen zirka 5 bis 6 mm grossen Käfer mit einem grossen Schadpotenzial. Bei zunehmendem Befall wird Neem, ein biologisches Insektizid, gespritzt. In Jahren mit schwachem Befall reicht eine Durchfahrt, in Jahren mit starkem Befall braucht es bis zu drei Durchfahrten.
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Die violetten Spargel kann auch roh gegessen werden
Die Bezeichnung «Frisch ab Feld», bekommt bei dieser Spargelsorte eine völlig neue Bedeutung. Bei der Betriebsbesichtigung zeigt uns Stefan König Flächen, auf denen violette Spargeln wachsen. Diese natürlich entstandene Sorte gibt zwar etwa ein Drittel weniger Ertrag, dafür hat sie viel weniger Bitterstoffe und schmeckt sogar roh ab Feld, was die BauZ gleich vor Ort überprüft.
Die genügsamen Aubrac-Mutterkühe
Neben den Feldern weiden die Aubrac-Mutterkühe mit ihren Kälbern. Stefan König hat die Rasse wegen ihrer Genügsamkeit und ihres problemlosen Abkalbens überzeugt. Das Fleisch wird unter dem Label Bio-Weide-Beef verkauft. Einen grossen Teil verkauft König via Fleischpakete ab Hof.
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Mit Hoftafeln den Absatz steuern
«Wird es im Frühjahr plötzlich wärmer, wächst der Spargel schnell, und ich habe von meinen 130 Aren Spargelfläche plötzlich viel Ware, die ich verkaufen muss», berichtet König über sein Dilemma. Dafür habe er jedoch eine bewährte und einfache Lösung gefunden: «Sobald die ersten Spargeln im Frühjahr da sind, stelle ich eine erste Strassentafel vor dem Hof auf. Damit hole ich die Leute von der Region ab.» Steige die Produktion an, stelle er eine zweite Tafel an einer nahen Kantonsstrasse auf. «Das bringt mir am nächsten Tag sofort etwas mehr Kundschaft. Bei noch mehr Spargeln stelle ich schliesslich eine dritte Strassentafel auf und beliefere zu Erntespitzen auch einen Marktfahrer. Und sind die Kunden einmal auf dem Hof, merken sie, dass wir auch Fleisch produzieren», erklärt er schmunzelnd seine Strategie.
Mit diesem so geschaffenen System ist Stefan König nun zufrieden. «Laufen lassen, so, wie es ist», sei sein Motto. Er ergänzt: «Ich werde höchstens hie und da etwas optimieren, eventuell den Tierbestand herunterfahren und das Fleisch nur noch via Direktvermarktung verkaufen. Das gibt mir mehr Zeit für neue Projekte und die Familie.»
Betriebsspiegel
Stefan und Martina König
Ort: Matzingen TG
Nutzfläche: 13 ha, über 100 Hochstamm-Feldobstbäume, Anbau von Körnermais, Winterweizen, Dinkel, Soja, Beeren und Spargeln
Viehbestand: 10 Mutterkühe mit Kälbern