Wer Freude an Daten hat, der kann sich mit dem Global Food Security Index (GFSI) austoben. Die Website von The Economist Intelligence Unit zeigt diverse Grafiken zu den 113 untersuchten Ländern weltweit. Aber auch für weniger Zahlen-Liebende bietet der einige interessante Informationen.
Die Schweiz ist ernährungssicher
Die Rangliste des gesamten GFSI führt Singapur an. Auf Platz vier, nach Irland und den USA folgt die Schweiz. Bei der Verfügbarkeit von Lebensmitteln schneidet die Schweiz besser ab (Rang 1),bei der Erschwinglichkeit ist es Platz 17. Schlechter schneidet unser Land bei Qualität und Sicherheit ab; in dieser Kategorie sind wir auf der 27. Position im internationalen Vergleich. (Alle Details finden Sie auf der GFSI-Seite für die Schweiz).
Drei Kategorien und ein Korrekturfaktor
Der Global Food Security Index (GFSI) umfasst die folgenden drei Kategorien:
Erschwinglichkeit (hier ist auch die Wirtschaftsleistung über das Bruttoinlandprodukt eingerechnet, zudem enthält es auch den Zugang zu finanziellen Mitteln für Landwirte)
Verfügbarkeit (es fliesst z. B. die Korruption, politische Stabilität oder landwirtschaftliche Infrastruktur mit ein)
Qualität und Sicherheit (etwa die Verfügbarkeit verschiedener Spurenelemente in der Nahrung oder wie abwechslungsreich die Ernährung ist)
Zusätzlich wurde bei den diesjährigen Analysen ein Korrekturfaktor für natürliche Ressourcen und Resilienz verwendet. Untersucht wurde damit, wie sich die Ergebnisse des GFSI je nach Land änderten, wenn z. B. die Gefährdung durch Dürren, steigenden Meeresspiegel, Boden-Degradation oder Hochwasser mit einbezogen werden.
Umweltrisiken gefährden die Ernährungssicherheit weltweit
In der Reihenfolge der GFSI-stärksten Nationen kommt es zum Sesselrücken, wenn Umweltrisiken wie sie etwa durch den Klimawandel drohen, mit einbezogen werden. Damit sinken die Werte für die Ernährungssicherheit in allen Ländern, aber nicht überall gleich stark.
Singapur fällt vom ersten Rang auf den elften zurück, da es vom steigenden Meeresspiegel und überdüngten Ozeanen in Zukunft bedroht wird. Ausserdem ist dieser Stadtstaat höchst abhängig von Lebensmittel-Importen, da es praktisch keine inländische Landwirtschaft gibt (mehr über Bauern in Singapur lesen Sie in unserer Reportage "Ein Land fast ohne Bauern".
Die Schweiz rutscht vor
Da im GFSI-Faktor für Naturrisiken verschiedene Gefährdungen durch das Meer bewertet werden und die Schweiz keine vergleichbaren Dürren erwartet, wie sie im globalen Süden auftreten könnten, rutscht die Schweiz im Szenario mit Umweltgefahren sogar vor. So belegt sie neu Rang drei, hinter Irland und Finnland. Gemäss diesen Analysen ist das hiesige Ernährungssystem also vergleichsweise resilient gegen diese Risiken.
Finanzielle Mittel für Bauern entscheidend
Gemäss dem Bericht zum GFSI 2019 korrelierte ein Faktor besonders stark mit dem totalen Wert. Nämlich wie gut Landwirtinnen und Landwirte Zugang zu finanziellen Mitteln bekamen. Gab es Dinge wie einen Fonds für Naturkatastrophen, Versicherungen gegen Naturgefahren oder ähnliches gibt, steigt demnach die Ernährungssicherheit. Die Schweiz schneidet in dieser Hinsicht mit der Höchstpunktzahl ab.
Internationaler Vergleich ist schwierig
Der länderübergreifende Ansatz des GFSI hat Vor- und Nachteile. Einerseits bietet die Analyse so eine weltweite Übersicht über den Zustand der Ernährungssicherheit. Ausserdem kann man auf diese Weise aufzeigen, was andernorts funktioniert und diese "Best Practise" verbreiten. Der Bericht zum GFSI 2019 bespricht beispielsweise das Potenzial von Agroforst oder Algenzucht.
Details können nicht berücksichtigt werden
Andererseits gehen dabei zwangsläufig Details verloren. Das schlechte Abschneiden der Schweiz in der Kategorie Qualität und Sicherheit rührt z. T. daher, dass es hier in den letzen fünf Jahren keine Überwachungsprogramme für den allgemeinen Ernährungszustand der Bevölkerung gegeben habe. Es gibt aber diverse Ernährungsstatistiken des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesens (BLV).
Auch die Schweiz wird betroffen
Zudem wird auch die Schweiz gemäss Klima-Szenarien in Zukunft mit Naturgefahren konfrontiert werden. Zwar drohen wir nicht vom Meer überschwemmt zu werden, aber z. B. werden unsere Sommer zunehmend trockener.
Die Herausforderungen sind je nach Land sehr verschieden. In Entwicklungsnationen müsste beispielsweise die Infrastruktur (Strassen, Lagerstätten für Nahrung) verbessert werden, was in der Schweiz nicht dringlich ist.
Im internationalen Vergleich der Ernährungssicherheit sind Schweizerinnen und Schweizer also gut gestellt. Jedenfalls viel besser als Venezuela, Burundi und Jemen, die am Ende der 113-stelligen GFSI-Rangliste stehen.
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