BauernZeitung: Was sind erste Überlegungen bei einem Neu- oder Umbau?

Petra Bosshard: Als Erstes frage ich immer, wie gross die Familie ist. Bei Bauernfamilie hat es meist noch Angestellte, die mitessen oder sogar im Haushalt mitwohnen. Das hat Auswirkungen auf die Grössenverhältnisse.

 

Zur Person

Petra Bosshard ist Projektleiterin und Schreinerin bei der Wohnschreinerei Hobi in Oberohrringen ZH. Ihr Kundenkreis umfasst auch Bauernfamilien wie die Familie Zumbrunnen.

Haben Bauernfamilien andere Bedürfnisse beim Bauen?

Meist wünschen sich Bauernfamilie einen offenen Wohnbereich zur Küche hin mit einem grossen Esstisch im Zentrum. So hat die Bäuerin das Familienleben im Auge, während sie kocht. Oft planen wir zwischen Aussen- und Wohnbereich eine Schmutzschleuse inklusive Dusche ein. Bäder sollen zeitgemäss auch grösser gestaltet werden, eigentlich wie bei fast jedem Badumbau heute.

Küchen sollten praktisch und leicht zu reinigen sein. Deshalb findet man selten eine schwarze Küche auf einem Bauernhof. Bäuerinnen wissen, dass Schwarz heikel ist; Matt ebenfalls. Bei Holz sieht man am wenigsten, wenn es dreckig ist. Kera­mik und Glas sind ebenfalls einfach zu putzen. Die Materialen sollen robust sein, da sie stärker beansprucht werden.

Was ist die grösste Herausforderung beim Umbau eines alten Bauernhauses?

Die Räume sind in alten Häusern meist kleiner geschnitten. Da jeder Raum wichtig ist, überlegen wir, wie die Räume optimiert werden können, damit wir am richtigen Ort mehr Platz erhalten. Wenn man Glück hat, kann mit einem Anbau geholfen werden.

Weshalb macht es Sinn, eine Fachperson bei der Planung miteinzubeziehen?

Ich denke an Dinge, die leicht vergessen gehen. Ich habe deshalb eine Checkliste, die ich mit meinen Kund(innen) durchgehe. Das sind sehr viele Dinge: Der Boden muss ausgesucht sein, bevor etwas eingebaut werden kann. Auch Wandverkleidungen und Anschlüssen müssen im Voraus geplant werden. Wohin verstaue ich die Geräte? Welche Materialien machen Sinn? Zu jedem Punkt habe ich Inputs oder Adressen von möglichen Lieferanten. 

Ebenfalls ist es wichtig die Handwerker zu koordinieren, dass der Umbau in einem straffen Zeitrahmen realisiert werden kann.

Wo gibt es Sparpotenzial?

Bei der Ausführung: Griffe können von sechs bis achtzig Franken das Stück kosten. Schubladen sind praktischer als Kästchen, dafür aber auch teurer. Bei den Geräten gibt es oft drei Ausführungen von einfach, über mittel bis exklusiv. Ich rate von alten Geräten ab, die sind eventuell billiger, dafür aber Stromfresser.

Falls man den Umbau wegen den Finanzen etappiert, sollte im Vorfeld bereits die komplette Planung gemacht werden. Das spart im Endeffekt Kosten, da Doppelspurigkeiten oder Fehlplanungen minimiert werden können.

Was sagen Sie zur Aussage: «In der Sendung Landfauenküche hat es Küchen, die nicht dem bäuerlichen Durchschnitt entsprechen»?

Die Kandidatinnen sind pfiffige Frauen, die viel Zeit in der Küche verbringen. Ihnen und ihren Männern ist das etwas wert. Übrigens: Für das Geld, das man für einen grossen Traktor ausgibt, kann man sich gut zwei moderneKüchen einbauen lassen.