Eingebettet zwischen gelben Rapsfeldern und der welschen Stadt Yverdon-Les-Bains liegt das verschlafene Dorf Mathod. Da ist der 20-jährige Lehrling ein glattes Gegenteil zur Stimmung, die in der kleinen Westschweizer Ortschaft in der Luft hängt. «Ich brauche grosse Maschinen und ein bisschenAction», sagt Patrick von Rotz. Das glaubt man dem jungen Mann spätestens dann, wenn er von seinem Hobby erzählt «Ich bin schon immer Fahrrad gefahren». Aber mit «Fahrrad fahren» meint er haarsträubende Jumps über Baumstämme im Wald.

 

Steckbrief

  • Name: Patrick von Rotz
  • Alter: 20 Jahre
  • Zuhause: In Dändlikon, Hombrechtikon ZH
  • Ausbildung: Im dritten Lehrjahr zum Landwirt

    auf dem Betrieb «Marendaz et Fils» in Mathod

«Ich wollte die Zusammenhänge besser verstehen»

Patrick von Rotz putzt den Küchentisch mit einem Lappen und räumt noch das letzte Geschirr auf die Seite. «Das hier ist halt Westschweiz», scherzt er, richtet seine Haare zurecht und kommentiert seine Interviewvorbereitung: «Ich muss schauen, dass ich nicht daherkomme wie unsere Hühner». Auf die Frage, warum er sich nach dem Wirtschaftsgymnasium für eine Landwirtschaftslehre entschied, hat er eine ganz klare Antwort: «Ich wollte schon immer mehr darüber erfahren, wie die Landwirtschaft als Ganzes funktioniert und welche Zusammenhänge bestehen. Ich wollte auch die Komplexität der Landwirtschaft verstehen». Die zweijährige Lehre zum Landwirt erschien ihm daher als Vorbereitung für die HAFL mehr zu bieten als das einjährige Vorstudienpraktikum auf einem Landwirtschaftsbetrieb. Nach der Lehre und dem Agronomie-Studium würde er gerne als Berater arbeiten und nach Möglichkeit einen Betrieb übernehmen.

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Eine gute Basis fürs Leben

Patrick von Rotz erhofft sich auch, dass er mit der landwirtschaftlichen Lehre in der Tasche und nach dem Abschluss des Agronomie-Studiums bei Beratungen auf mehr Anerkennung und Verständnis von den Bauern stossen wird. «Die landwirtschaftliche Lehre als Zweitausbildung ist für mich eine gute Basis, für jede weitere Ausbildung», sagt er bestimmt, «egal, in welche Richtung es mich verschlagen wird. Angesichts des zunehmenden Drucks von Politik oder Bevölkerung sehe ich, dass man sich breit ausbilden muss, um am Ball zu bleiben», ergänzt er und zeigt auf den grossen Kartoffelacker, unweit des Betriebs. Gerade ist eine Equipe des Teams am Vorbereiten des Pflanzbetts, während eine andere Gruppe bereits Kartoffeln der Sorte Agria setzt.

 

5 Kurzinfos

  • Diese Superkraft würde ich mir wünschen: Sich teleportieren zu lassen. 
  • Meine Lieblingstiere: Löwen (und Kühe natürlich).
  • Mein Lieblingsessen: Älplermagronen. 
  • Meine Lieblingsarbeit: Bodenbearbeitung, schwere Arbeiten mit den Maschinen. 
  • Das mache ich weniger gern: Maschinen waschen. Wenn die eine Seite sauber ist, ist die nächste schon wieder schmutzig. 

«Immer Vollgas»

«Ich absolviere mein drittes Lehrjahr auf einem intensiven Ackerbaubetrieb, der 145 Hektaren umfasst – hier läuft es immer Vollgas», meint er und findet offenbar Gefallen daran. Dementsprechend finden wir seinen Lieblingsort nicht etwa neben einer schönen Kuh oder auf einem Hügel mit Sonnenuntergang, sondern auf dem 2 Meter hohen New Holland. «In meiner Freizeit ging ich meinem Bruder schon früher auf einem Lohnunternehmen aushelfen». Er zeigt in die Ferne des Kartoffelackers. «Diese Aussicht erklärt doch alles», sagt der begeisterte Junglandwirt. «Aber manchmal ist es schon weit – von Dändlikon nach Mathod», fügt er hinzu und lässt den Blick über den schwarzerdigen Acker schweifen.

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Lehrbetrieb setzt auf Direktvermarktung

Zurück im Dorfzentrum zeigt der Lehrling stolz den kleinen Hofladen auf dem Marktplatz, wo sein Lehrbetrieb «Marendaz et Fils» die Mehrheit der produzierten Kartoffeln verkauft. Zusammen mit einem grossenGemüseproduzenten und anderen Betrieben aus der Region haben sie sich hier zusammengeschlossen, um ihre Ware direktzuvermarkten. Der Rest der Produktion fliesst normalerweise in nahegelegene Gastronomiebetriebe oder Mensen. Patrick von Rotz kniet zwischen den Dämmen auf dem gerade bearbeiteten Kartoffelacker, gräbt an einer Stelle zwei Knollen aus und zückt den Doppelmeter. «Eigentlich müssten die Kartoffeln 20 cm auseinander liegen», sagt der Junglandwirt während er den Abstand misst und diesen auch gleich ein bisschen vergrössert. «Aber das hier ist natürlich gerade der Vorführ-Effekt», sagt er mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht.

In die Berufsschule geht Patrick von Rotz im Freiburgerischen Grangeneuve. «Ich muss sagen, ich gehe gerne in die Schule – da bin ich ganz ehrlich», gibt er zu und denkt nach, was sein Lieblingsfach ist. «Weil ich hier auf einem Ackerbaubetrieb arbeite, würde ich Acker- und Pflanzenbau sagen.»

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«Alles zu erzählen, was ich über die zukünftige Landwirtschaft denke, würde den Rahmen sprengen», meint der selbstbewusste angehende Landwirt, aber er ist überzeugt, dass es gerade jetzt umso wichtiger ist, junge Berufsleute für die kommenden Herausforderungen auszubilden und zu motivieren.

 

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Die BauernZeitung kürt den «Lehrling des Jahres 2021»

Aus über 80 fantastischen Bewerbungen hat die Jury Mitte März 2021 10 Favoritinnen und Favoriten für den «Lehrling des Jahres 2021» ausgewählt. Zwischen dem 16. April 2021 und dem 14. Mai 2021 werden alle 10 Favoritinnen und Favoriten vorgestellt. Pro Woche werden jeweils 2 neue Lernende vorgestellt. Zu jedem Lernenden gibt es einen Artikel und ein Video. Ab Mitte bis Ende Mai folgt das Leser-Voting, bei dem Sie bestimmen, wer schlussendlich der «Lehrling des Jahres 2021» wird. Alle Artikel und Porträts finden Sie im in unserem Dossier

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