«Die Jungen sind unsere Nachfolger auf den Betrieben. Daher ist es umso wichtiger, dass sie gut ausgebildet sind», sagte Christoph Graf, Präsident des Schaffhauser Bauernverbands anlässlich des ersten Schaffhuuser Hof-Höck, der vor einer Woche in Wilchingen stattfand. Dies sei besonders auch in einem Umfeld entscheidend, in dem die Ansprüche ständig steigen. Vor diesem Hintergrund sei die Lehrlingsausbildung auf dem Hof zum Thema des Abends gewählt worden.
Mit einer Anfrage vom Nachbar fing es an
Gastgeber waren Hansueli und Peter Gysel, welche im Rahmen ihrer Gebrüdergemeinschaft die zwei Betriebe Unter den Wiesen in Osterfingen und Raahof in Wilchingen bewirtschaften. Sie betreiben Ackerbau, Milchwirtschaft, Schweinemast sowie Rinder- und Munimast. Darüber hinaus bieten sie Lohnarbeiten an. Nebst den beiden Familien arbeitet auch ein Lehrling mit. Wie es dazu kam, erzählte Peter Gysel: Es sei eine Anfrage eines jungen Nachbars gekommen, der eine Zweitausbildung als Landwirt ins Auge gefasst habe. «Da konnten wir nicht nein sagen, insbesondere auch, weil er als Erstberuf Landmaschinenmechaniker gelernt hatte», meinte Gysel lachend.
Dazu kam laut dem Wilchinger, dass er und sein Bruder mit Lehrlingen aufgewachsen sind und gute Erinnerungen daran haben. Zudem wollen sie beide ihr Wissen und die Leidenschaft für die Landwirtschaft weitergeben. Und nicht zuletzt: «Ein Lehrling auf dem Hof ist auch eine Unterstützung bei der Arbeit, vor allem in Spitzenzeiten.»
Tierhaltung mit täglichen Routinearbeiten
Zu den Anforderungen an den Betrieb an die Lehrlingsausbildung nannte Peter Gysel folgende Punkte, die seiner Erfahrung nach wichtig sind:
- Arbeitspensum: nicht zu viel, nicht zu wenig, auf eine ausgewogene Balance achten.
- Bereiche: Tierhaltung ist wegen den täglichen Routinearbeiten von Vorteil.
- Diversifizierung: Verschiedene Bereiche von Vorteil, da gute Verteilung der Arbeit und für Lehrling interessanter.
- Mechanisierung: Es braucht angemessene Anforderungen an den Lehrling, nicht alle Maschineneinsätze an ein Lohnunternehmen auslagern.
- Sicherheit: Arbeits- und Arbeitsplatzsicherheit gewährleisten (BUL-Kurse, Agritop-Trainerkurs).
Man sollte flexibel sein
Anforderungen stellen sich auch an den Lehrmeister und seine Familie. «Eine Voraussetzung ist, dass man Jugendliche grundsätzlich mögen muss», betonte Peter Gysel. Er empfahl zudem, eine Bewerberin oder einen Bewerber zum Schnuppern einzuladen, damit man merke, ob die Chemie stimmen könnte. Ausserdem wies der Lehrmeister darauf hin, «dass die Familie flexibel sein sollte und sich dem Lehrling anpassen muss». Man soll sich laut Gysel bewusst sein, dass jedes Jahr ein anderer Lehrling auf dem Hof ist, mit unterschiedlichen Charakterzügen, Stärken und Schwächen. Ausserdem ist es notwendig, sich als Lehrmeister Zeit zu nehmen, um den Lehrling einzuarbeiten und ihn auf die Besonderheiten des Betriebs aufmerksam zu machen. Auch gilt es, klare Leitlinien festzulegen, die Arbeiten genügend zu kontrollieren sowie regelmässige Rückmeldungen zu geben.
Arbeiten zu zweit ist einfacher
«Wir sind froh, dass wir uns für die Lehrlingsausbildung entschlossen haben», sagte Peter Gysel abschliessend. Es sei eine gesunde Herausforderung, die motiviere und einen selbst weiterbringe. Zudem bleibe man am Ball, was etwa den Schulstoff und die Jugend betrifft. Und nicht zuletzt: «Zu zweit lassen sich Arbeiten einfach besser erledigen.»
Der Hof-Höck war vom Schaffhauser Bauernverband und vom Genossenschaftsverband Schaffhausen (GVS) organisiert worden. Zum Abschluss sagte Markus Angst, Geschäftsführer des GVS: «Für die Lehrlingsausbildung braucht es attraktive Betriebe, in denen ein gutes Klima herrscht, und die abwechslungsreiche Arbeiten bieten können.»