Unsere Kuh Melissa hat dieses Jahr ihr erstes Kalb bekommen. Die Geburt war leider sehr schwer, mein Onkel und ich mussten nachhelfen. Das gestaltete sich jedoch schwerer, als wir zuerst dachten.

Hoffnungsschimmer Physiotherapie

Am Morgen haben wir gemerkt, dass sie mit dem Kalben begann. Bis dahin sah alles aus, als ob es einen normalen Geburtsverlauf geben würde, das war jedoch letztlich nicht der Fall. Nach einer schweren und langen Geburt ging Melissa auf dem linken Hinterbein lahm. Nach mehreren ergebnislosen Kontrollen der Klauen wussten wir nicht mehr, was es noch sein könnte. Also zogen wir John Marti, einen bekannten Physiotherapeuten für Grosstiere, hinzu.

Trotz hohem Erstkalbealter sieht es anfänglich gut aus

Melisa war bei ihrer ersten Geburt mit drei Jahren leider schon etwas zu alt. Wir waren uns bewusst, dass dieses Alter gewisse Probleme mit sich bringen kann, aber nicht muss. Melisa ist eine sehr grosse und rahmige Kuh, jedoch hatte sie zum Zeitpunkt der Geburt genug Speck auf den Rippen.

Als sie mit dem Kalben begann, war zunächst nichts auffällig. Wir haben ihr etwas Zeit gelassen und sind in dieser Zeit frühstücken gegangen. Währenddessen haben wir sie auf der Kamera beobachtet.

Anstrengende Geburt

Eine Klaue war bereits zu sehen, also sind wir wieder in den Stall gegangen. Nach einer Weile ging es immer noch nicht voran, also legten wir die Ketten an und halfen ihr vorsichtig. Nach einer langer Dauer konnten wir das Kalb endlich zur Welt holen, aber leider war es nicht mehr am Leben. Melissa war ziemlich kraftlos. Wir haben ihr viel Wasser gebracht und langsam fing sie wieder an, zu fressen. Jedoch konnte sie nicht gut aufstehen und wir mussten sie stützen. Nach ca. zehn Minuten konnte sie selbst stehen. Jedoch belastete sie den linken Fuss kaum noch.

Homöopathie reichte nicht

Wir haben versucht, ihre Muskeln mithilfe von Homöopathie zu entspannen und das Geburts-Trauma zu behandeln. Nach einigen Wochen dachte ich, es werde etwas besser, jedoch ging sie immer wieder lahm. Ich entschied mich deshalb dazu, John Marti zu kontaktieren. Zum Glück hatte er in der Woche gerade noch einen Termin frei, das war eine grosse Erleichterung für mich.

Behandlung auf der Alp

Melissa war zum Zeitpunkt der Behandlung schon auf der Alp, also haben wir sie morgens im Stall gelassen. Am Mittag traf der Physiotherapeut ein. Wir fuhren auf die Alp und schauten uns Melissa genau an. John schaute sich Melissa beim Laufen und im Stehen an und fing direkt an, die Faszien zu lösen. Faszien können bei Verspannungen und Bewegungsmangel schnell verkleben. Nach kurzer Zeit meinte er, dass sie sich einen Nerv im Beckenbereich eingeklemmt habe. Durch die schwere Geburt und den Druck, den das Kalb auf das Becken ausübte, wurde der Nerv eingeklemmt. Daher ging sie auch auf dem linken Bein lahm.

Wir lösten ihr auch noch die Verspannungen im oberen Rücken, in den Beinen und der Schulter. Am Ende der Behandlung cremte John der Kuh den ganzen Rücken mit seinen eigenen Salben aus Arnika und Wallwurz ein.

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Mit etwas Geduld zur guten Genesung

Wir haben ihren Rücken in der folgenden Woche auch noch eingecremt und sie durch Stupsen an ihren Oberschenkeln dazu animiert, den Rücken gerade zu halten. Ihr Hohlkreuz, das sie anfangs gezeigt hatte, war deutlich besser und erholte sich im Verlauf einer Woche fast vollständig. Ich bin mit der Behandlung sehr zufrieden und werde unsere Tiere auch in Zukunft mit Hilfe von Physiotherapie behandeln.

Dritter Platz für Melissa

Ich hatte dieses Jahr die Ehre, mit Melissa am Flumserberger Kuhrennen auf den dritten Platz zu reiten. Dank der Behandlung von John Marti hat sich Melissa vollständig erholt und wir konnten am Rennen teilnehmen, was mir sehr viel Freude bereitet hat.

[IMG 3]Zur Person: Seraina Pedrolini steht den Tieren schon von klein auf sehr nahe. Aufgewachsen ist die 18-Jährige in Wildhaus SG, dort verbrachte sie die Sommerferien oft auf der Alp. Aktuell arbeitet sie im dritten Lehrjahr als Landwirtin EFZ in Chur auf einem Milchschaf- und Milchziegen-Betrieb. Ihr gefällt es, neue Sichtweisen und Betriebszweige kennenzulernen. Am liebsten arbeitet sie mit Ziegen. Zu Hause hält sie auch eine kleine Herde Burenziegen, die ihr Ein und Alles sind.