Die Herbstzeit gehört wahrscheinlich zu den intensivsten Zeiten im ganzen Jahr. Es muss möglichst viel und so schnell wie möglich passieren, denn die Tage werden immer kürzer. Am Morgen ist es meist neblig und nass und am späten Nachmittag wird es bereits wieder dunkel. Wenn man Glück hat, finden vereinzelte Sonnenstrahlen den Weg durch den Nebel.

Nasse Grasernte

In diesem Herbst hatten wir vor allem mit der Grasernte zu kämpfen. Die feuchten Wiesen, die hohe Luftfeuchtigkeit und die wenige Sonne machten es uns schwierig, das Gras in genügender Qualität zu konservieren. Die Meteo-Vorhersagen liessen zu wünschen übrig, teils regnete es fast doppelt so viel wie angekündigt.

Wir mussten oft abwägen, ob das Wetter stabil genug ist, um das Gras zu mähen, oder ob es doch zu riskant ist. Wir gingen mit dem Motto «no risk – no fun» in die Sache hinein, weil wir wussten, dass es wohl kaum mehr besser werden würde.

Hätten wir Pech gehabt, hätten wir das Gras liegen lassen müssen. Beim letzten Schnitt im Herbst wäre das eine Möglichkeit, da man keinen Folgeaufwuchs mehr hat und das Gras bis im Frühling einwachsen kann. Zum Glück drangen noch einige Sonnenstrahlen bis zum Boden durch und wir konnten auch den letzten Schnitt noch zu Ballen pressen.

Besonderes Saatgut

Zeitgleich fand auch die Weizensaat statt. Neben den bekannten Weizensorten wie Axen oder Montalbano haben wir in diesem Jahr einen Saatgutversuch durchgeführt. Auf einem Teil unserer Flächen haben wir eine Weizenmischung ausgesät, die aus mehreren alten Weizensorten besteht. Die Körner waren alle unterschiedlich gross, sodass wir kein Tausendkorngewicht hatten. Die Sämaschine haben wir auf 200 kg/ha eingestellt.

Das Besondere an diesem Saatgut ist, dass wir es selbst vermehren können. Wir ernten es und können einen Teil der Ernte wieder für den Anbau verwenden.

Weshalb unser Versuch?

Üblicher Getreidesamen bringt sehr viele Vorteile: Die Pflanzen sind genetisch ähnlich, der Bestand auf dem Feld ist überall gleich hoch und zur gleichen Zeit erntereif. Das vereinfacht den Zeitpunkt der Stickstoffgaben und der Unkrautbekämpfung um ein Vielfaches. Die Kerne sind alle gleich gross, was die Weiterverarbeitung vereinfacht – der Ertrag ist enorm.

Da fragt man sich, weshalb wir auf alte Sorten zurückgreifen. Das Ziel unseres Versuches ist die Unabhängigkeit von Grosskonzernen, die heute den Markt beherrschen, um in Krisenzeiten mehr Versorgungssicherheit zu haben.

Zur Person

[IMG 2]Der 17-jährige Junglandwirt aus dem Kanton Aargau steht aktuell im zweiten Lehrjahr. Er besucht die Berufsschule am Strickhof in Lindau und absolviert neben der Grundbildung zusätzlich die Berufsmittelschule. Sein zweites Lehrjahr verbringt er bei der Familie Kobel in Veltheim AG, die einen Holsteinzuchtbetrieb mit Futter- und Ackerbau betreibt. In seiner Freizeit spielt er gerne Unihockey bei Red Taurus Wislikofen, wo er auch als Vorstandsmitglied tätig ist. Besonders gerne ist er im Stall bei seinen Kühen, bereitet seine Rinder auf Ausstellungen vor und nimmt regelmässig daran teil.