So spät wie dieses Jahr waren wir schon lange nicht mehr dran, doch die regnerischen Monate liessen uns keine andere Option. Seit Wochen hoffen wir auf gutes Wetter für die Heuernte. Jetzt sieht es endlich gut aus, wir riskieren den ersten Schnitt in Deutschland.

Herausfordernder Heuet

Normalerweise machen wir aus dem ersten Schnitt Siloballen, doch dieses Jahr haben wir aufgrund des Wetters gleich geheut. Das Wetter spielt mit und wir bringen das Heu trocken in die Scheune. Das Heu darf nicht zu feucht sein, da es sonst warm werden kann und verdirbt. Der Zielwert ist über 85 Prozent Trockensubstanz. Diesen Wert haben wir erreicht, doch die Qualität des Heus ist nicht gut, da wir es in einem sehr späten Stadium geerntet haben.

Zudem sind sehr viele «extensive Pflanzen» vorhanden, damit es als QII-Fläche zählt. Wir haben keinen fix terminierten Schnitttermin, müssen aber schauen, dass die Artenvielfalt beibehalten wird. Für angestammte Flächen erhalten wir von der Schweiz 75 % der Direktzahlungen.

Die Heuernte in Deutschland ist jedes Jahr ein «Highlight» auf eine andere Art. Es sind nicht meine Lieblingsstücke, denn es ist alles sehr steil. Zwischendurch bekommt man schon mal fast ein «Herzchriesi», wenn man das Gefühl hat, man kippe um – ohne Doppelräder geht gar nichts. Viele Stellen sind gar nicht erst befahrbar und es ist viel Handarbeit angesagt, doch mit einem coolen Team und Musik macht auch diese Arbeit Spass!

Glück am Zoll

Wir haben das Gras am Montag gemäht, wir mussten es zweimal zetten und konnten es am Mittwoch bereits «zusammenmachen» und pressen. Am Abend haben wir die Ballen dann in die Schweiz importiert. Wir mussten alles beim landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsverkehr anmelden. Doch ich hatte den Bewilligungsbrief zu Hause vergessen und natürlich kam ich in die Zollkontrolle. Zum Glück hat der Zollbeamte ein Auge zugedrückt und liess mich weiterfahren.

Bürokratische Hürden

Das Land, das wir in Deutschland bewirtschaften, ist schon lange in unserem Familienbesitz. Vor dem 19. Jahrhundert gehörten diese Teile des heutigen Deutschlands zur Schweiz. Als die Grenzen neu gezogen wurden, zählten diese Stücke zu Deutschland. Viele Bauern bei uns besitzen daher noch Wald und Land in Deutschland.

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Die Bewirtschaftung des Landes über der Grenze ist nicht ohne Herausforderungen. Neben den bürokratischen Hürden gibt es auch immer wieder logistische Herausforderungen. Der Transport des Heus über die Grenze muss gut geplant werden.

Anspruchsvoll, aber schön

Die Landschaft in Deutschland, die wir bewirtschaften, ist wunderschön, wenn auch anspruchsvoll. Die steilen Hänge bieten eine atemberaubende Aussicht auf den Rhein und die Altstadt, erfordern aber auch viel Geschick und Vorsicht bei der Arbeit. Besonders im Frühling, wenn alles in voller Blüte steht, ist die Gegend wunderschön. Es ist ein besonderes Gefühl, auf diesem Land zu arbeiten, das so lange in unserer Familie ist und so viel Geschichte hat.

[IMG 3]Zur Person: Der 17-jährige Junglandwirt aus dem Kanton Aargau steht aktuell im zweiten Lehrjahr. Er besucht die Berufsschule am Strickhof in Lindau und absolviert neben der Grundbildung zusätzlich die Berufsmittelschule. Sein zweites Lehrjahr verbringt er bei der Familie Kobel in Veltheim AG, die einen Holsteinzuchtbetrieb mit Futter- und Ackerbau betreibt.

In seiner Freizeit spielt er gerne Unihockey bei Red Taurus Wislikofen, wo er auch als Vorstandsmitglied tätig ist. Besonders gerne ist er im Stall bei seinen Kühen, bereitet seine Rinder auf Ausstellungen vor und nimmt regelmässig daran teil.