Nach meiner Erstausbildung war für mich sicher: Ich ziehe in einen anderen Kanton. In welchen war nicht wichtig, er musste nur deutschsprachig sein und nicht Bern! Nein, ich mochte Bern nicht. Den Dialekt fand ich furchtbar. Darum habe ich sehr erfolgreich ein Jahrzehnt lang einen Bogen um unseren Hauptkanton gemacht, bis ich auf der dringenden Suche nach einer Praktikumsstelle vor meiner Zweitausbildung doch noch dort gelandet bin.

«Berndeutsch hat ein paar sehr kreative Begriffe»

Während der Lehre gab es nur ein Problem: Berndeutsch hat ein paar sehr kreative Begriffe, die man nirgendwo sonst in der Schweiz verwendet und die ich, da ich Bern ja immer mied, nie zuvor gehört hatte. So kam der erste Schultag, und wir standen da alle ganz scheu und still im Raum, weil ja keiner den anderen kannte, und der Instruktor erzählte in vollem Dialekt etwas von «Eichte» und «Grien». Erwähnen muss ich, dass Landmaschinen insgesamt neu für mich waren. Also fragte ich, und ein Schmunzeln ging durch die Reihen, bevor mein Nachbar mich aufklärte mit «Egge und Kies».

Häufig nur den Zusammenhang verstanden

Während der Lehre gab es mit dem Lehrmeister immer wieder Situationen, in denen ich nur anhand des restlichen Satzes daraus schliessen konnte, was genau er meint. In welche Richtung bitte dreht man ein Rad, wenn man «Eiwääg» drehen soll? Wo sucht man ein Blackeneisen, wenn man in die «Budigg» geschickt wird? Und was sagt man, wenn man gefragt wird, ob man «Rätich» gern hat? Aber eins ist klar: Der Horizont wurde erweitert. Durch Sprache, Erfahrung und neue Freunde.

 

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