Ich habe Anfang Monat das dritte Lehrjahr auf einem Milchschaf- und Milchziegen-Betrieb gestartet. Milchschafe sind nicht ein sehr verbreiteter Betriebszweig, deshalb interessiert mich das Ganze. Schon jetzt haben es mir die Milchschafe angetan, ich bin positiv überrascht.

Beim Melken mit viel Ruhe arbeiten

Jeden Morgen um sechs Uhr gehen wir in den Stall, meistens zu zweit. Wir füttern die Ziegen und misten den Stall. Anschliessend gehen wir zu den Schafen und trennen die schon abgelammten Schafe vom Rest. Ich melke die Schafe sehr gerne, weil man ruhig arbeiten muss, denn sie sind eher misstrauisch. Wenn sie merken, dass man etwas von ihnen will, können sie schnell weg sein.

Im Melkstand bekommen die Schafe eine Futtermischung aus Getreide, Maiswürfeln, Graswürfeln und Hafer. Damit motivieren wir sie jeden Tag wieder, selbständig in den Melkstand zu kommen. Wenn wir das Tor öffnen, kommen die Schafe in einer Kolonne in den Stand. Zehn Schafe haben Platz, pro Tag geben sie zwischen einem und fünf Liter Milch.

Es gibt Nachwuchs im Schafstall

Am schönsten finde ich es, wenn die Schafe ihre Lämmer zur Welt bringen. Von einem Lamm bis zu drei Lämmern war alles dabei bisher. Als ich jedoch ins Wochenende gegangen bin, habe ich ein Foto von meiner Mitstiftin bekommen von einer Vierlings-Geburt. Wenn bei so einer Geburt alle wohlauf sind, freut man sich natürlich sehr.

Schafe sind oft sehr selbständig bei der Geburt, aber natürlich beobachten wir die Tiere immer, sodass wir im Notfall eingreifen könnten. Unsere Lämmer bleiben einen Tag bei der Mutter, damit sie die Kolostrum-Milch direkt von der Mutter trinken können. Nach einem Tag kommen die Lämmer in den «Lämmer-Kindergarten», dort lernen sie, an unserem Tränke-Automaten zu trinken. Ab jetzt können die Lämmer so viel Milch trinken, wie sie wollen.

Die Schafe mögen es lieber kühl

Schon in der ersten Woche ist es mir ins Auge gestochen, dass die Schafe im Stall und auf der Weide den Kopf oft in Richtung Boden halten. Als ich nachgefragt habe, wieso sie das machen, wurde mir gesagt, das sei, weil sie zu warm haben. Mich hat das erstaunt, weil es nach meinem Empfinden im Stall sehr kühl war; auch der Ventilator läuft den ganzen Tag über. Bei den Ziegen hat es keinen Ventilator und sie wirken nicht so, als ob sie zu warm hätten. Im Gegenteil: Sie liegen gerne noch etwas im Sonnenlicht, das in den Stall scheint. Weil die Schafe so hohe Temperaturen nicht mögen, dürfen sie auch immer in der Nacht auf die Weide – bei kühlen und angenehmen Temperaturen.

[IMG 2] Zur Person: Seraina Pedrolini steht den Tieren schon von klein auf sehr nahe. Aufgewachsen ist die 18-Jährige in Wildhaus SG, dort verbrachte sie die Sommerferien oft auf der Alp. Aktuell arbeitet sie im dritten Lehrjahr als Landwirtin EFZ in Chur auf einem Milchschaf- und Milchziegen-Betrieb. Ihr gefällt es, neue Sichtweisen und Betriebszweige kennenzulernen. Am liebsten arbeitet sie mit Ziegen. Zu Hause hält sie auch eine kleine Herde Burenziegen, die ihr Ein und Alles sind.