100 Kilo Weihnachtsgüetzi. So viel Weihnachtsgebäck stellt die Sensler Bäuerin Käthi Dutly aus Heitenried im Kanton Freiburg jedes Jahr im November und Dezember her. Trotz dieser Menge sagt sie: «Weihnachtsgüetzi verleiden mir nie!» Aber nach einem Güetzi-Backtag gibt es zum Znacht dann doch eher etwas Salziges. Grösstenteils verkauft sie die süsse Nascherei Anfang Dezember auf dem Adventsmarkt, der dieses Jahr in Heitenried stattfand. Zudem legt Tochter Ursula Dutly im Coiffeurgeschäft in Flamatt, in dem sie arbeitet, jeweils Bestellzettel auf. So kommen, nebst Bestellungen aus der Umgebung, weitere Bestellungen zusammen. Unter den rund 18 Sorten hat es Sorten wie Zimtsterne und Spitzbuben, aber auch Bärentatzen, Orangen-Schoggi-Güetzi, Zitronenherzen oder Schoggikugeln.
Einzeln ausstechen
«Am meisten gefragt sind Zimtsterne und Spitzbuben – genau die Güetzi, die am meisten Arbeit geben», erklärt Käthi Dutly und lacht dabei verschmitzt. Ihr ganz persönlicher Liebling ist das Orangen-Schoggi-Güetzi. Beim Betreten des Bauernhauses erfasst die Nase sofort den typischen süssen Geruch, der beim Güetzibacken entsteht, und lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Bereits stapeln sich mehrere Bleche mit sorgfältig, einzeln von Hand ausgestochenen Güetzis in der Küche und warten darauf, dass der Backofen heiss ist. Beim Guetzlen wird die Bäuerin von ihrer Tochter Ursula Dutly sowie Vera Perler, der Partnerin von Sohn Adrian, unterstützt. «Ohne die Hilfe der beiden ginge es nicht mit dieser Menge», erklärt die Bäuerin, die bereits vor rund 25 Jahren mit dem Backen für den Direktverkauf begonnen hat. Nebst dem Backen von Weihnachtsgebäck ist Käthi Dutly Mitglied des Sensler Bäuerinnen-Backservices.
Brot und Zopf backen für die Landi
Sie backt samstags Zopf und Brot für den Verkauf bei den beiden Landi-Läden Tafers und Flamatt (siehe Kasten zuunterst im Text). An einem Backtag verarbeiten die Bäuerinnen 30 bis 35 Kilo Mehl für die Filiale Tafers und ein andermal etwa 15 Kilo Mehl für die Filiale Flamatt. Dafür hat Käthi Dutly im Ofenhüsli einen grossen Holzofen stehen. Das sei gäbig, meint sie. Einmal im Monat stehen die backenden Bäuerinnen selbst am Verkaufsstand in Tafers. Da sie beim Backservice zu fünft sind, könne immer eine freimachen und es müsse nicht jede Bäuerin an jedem Samstag backen. Auch das wird geschätzt.
Rezept Orangen-Schoggi-Güetzi
Zutaten:
- 100 g weiche Butter
- 150 g Zucker
- 1 Ei
- wenig abgeriebene Orangenschale
- 200 g Mehl
- 2 El Orangensaft
- 100 g fein gehackte Kochschoggi
- wenig Kochschoggi
Zubereitung:
- Butter und Zucker zusammen verrühren.
- Ei und Orangenschale darunterrühren.
- Mehl, Orangensaft und gehackte Kochschoggi zur Buttermasse geben und zu einem Teig zusammenfügen, jedoch nicht kneten.
- Den Teig ein bis zwei Tage ruhen lassen.
- 7 bis 8 Millimeter dick ausrollen und mit Förmli nach Belieben ausstechen.
- Backen bei 180 Grad während zirka 10 Minuten.
- Auskühlen lassen.
- Wenig Kochschoggi schmelzen und die Güetzi mit der flüssigen Schokolade besprenkeln.
Käthi Dutly und ihr Mann Markus haben den Hof 2021 an Sohn Thomas übergeben. Der kleinere Betrieb mit 12 Hektaren Land hält 20 Milchkühe mit Aufzucht und betreibt wenig Ackerbau. Die Muttersauen wurden vor zehn Jahren weggegeben, als Markus Dutly ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt.
Die Kaninchenhaltung wurde vom Hobby zum Standbein
Thomas Dutly hat dafür den Einstieg in die professionelle Haltung von Kaninchen gewagt. Der Schweinestall wurde umgebaut und hat jetzt Platz für 1000 Mastkaninchen. Von Kindesbeinen an war die Kaninchenmast ein Hobby der beiden Brüder Adrian und Thomas. Dieses Hobby hat der junge Betriebsleiter zu einem Standbein des Betriebes gemacht. Im Jahr 2021 kamen noch 120 Zippen dazu. Die Jungtiere werden zur Hälfte selbst gemästet, die andere Hälfte wird verkauft. Vater Markus Dutly hilft auf dem Betrieb mit. Käthi Dutly hilft nur noch auf dem Betrieb, wenn Not am Mann ist.
Die Arbeit reicht
Mit Backen, grossem Gemüsegarten für wenig Direktverkauf und dem Sigristendienst in der Kirchgemeinde kommt für Käthi Dutly einiges an Arbeit zusammen. Sie wolle daher das Backen nicht noch weiter ausbauen, erzählt sie, während die Güetziproduktion weiter auf Hochtouren läuft.
Der Bäuerinnen-Backservice
Der Sensler Bäuerinnen-Backservice wurde vor rund 16 Jahren gegründet. Eine Gruppe von fünf Frauen tat sich zusammen, um regelmässig samstags Brot, Zopf und vorgängig Süssgebäck zu produzieren. Dieses wurde bei einer Bauernfamilie im Mühletal bei Wünnewil auf deren hofeigenem Samstagsmärit verkauft.
Die separate Lagerung der Produkte
Die Gründung der Backgruppe wurde durch das Landwirtschaftliche Institut Grangeneuve begleitet. In Kursen wurden die Frauen geschult, was es betreffend Hygienevorschriften und Backen in der eigenen Haushaltsküche für den Direktverkauf zu beachten gilt. So müssen etwa alle Zutaten sowie die Endprodukte separat von den privaten Produkten gelagert werden.
Der Verkauf wird ausgebaut
Später hat sich der Backservice weiterentwickelt. Die Bäuerinnen starteten mit dem Verkauf von Brot und Zopf in der Landi Tafers. Der Verkauf jeden Samstag bei der Landi Flamatt löste denjenigen auf dem Hofmärit ab. Daneben gibt es in den Landi-Filialen das ganze Jahr über Sensler Brätzeli, gerollte Brätzeli, Schlüferli, Anisbrötli, Amaretti und Husläckerli zu kaufen. Pro Jahr gehen so 12 000 bis 13 000 Säckli mit dem süssen Gebäck über den Ladentisch.
Eine Menge Rahm wird verarbeitet
Mit Ausnahme der Sensler Brätzeli backt jede Bäuerin bei sich zu Hause in Eigenregie. Die Sensler Spezialität wird im Backraum von einem der Mitglieder hergestellt. Heuer wurden dafür bereits über 480 Liter Rahm verarbeitet. Aus der Kasse der Gruppe wird jeder Bäuerin ihre hergestellte Ware ausbezahlt. 20 Prozent verbleiben jedoch in der Kasse. Mit diesem Geld wird gemeinsam Verpackungsmaterial beschafft. Der Sensler Bäuerinnen-Backservice besteht heute aus fünf Frauen: Rosmarie Bill, Tafers; Helene Gurtner, Flamatt; Margrit Mäder, Courlevon; sowie Brigitte Linder und Käthi Dutly, beide aus Heitenried. Der Backservice kann auch für private Aufträge angefragt werden.