Friedlich liegen sie da, die Kühe von Peter und Marianne Steffen aus dem bernischen Ortschwaben, und kauen wieder. Erst am Montag vor einer Woche sind sie in ihren neuen Stall eingezogen. Es ist ein Anbindestall, kein Laufstall, was im Mittelland nicht so häufig anzutreffen ist. Doch was bewog die Familie zu diesem Schritt? Wir haben sie besucht.

Hofnachfolger bestimmte alles mit

Es ist ein heller Stall mit viel frischer Luft. Geplant wurde der schöne Holzbau von der Firma Gobeli Bau aus Saanen im Berner Oberland. Bei der Planung war auch immer Sohn Daniel Steffen mit dabei, der den Betrieb in etwa fünf Jahren übernehmen will. «Es war uns wichtig, zu hören, was er will», erklärt Marianne Steffen.

Auch Daniel sei von Anfang an klar für einen Anbindestall gewesen und nicht für einen Laufstall. «Ein Anbindestall gibt nicht mehr zu tun als ein Laufstall», ist Peter Steffen überzeugt. Nicht, wenn man die Kühe gleich sauber haben wolle.

Viel Handarbeit im alten Stall

Wer den alten Stall von Familie Steffen sieht, begreift, dass dieser neue Anbindestall für sie dringend nötig war. Vorher hatten sie 40 Kühe auf vier Lägern verteilt. «Und alles musste man von Hand misten und Füttern», erzählt Marianne Steffen. Auf einem Läger hätten sie sogar noch mit Standeimern gemolken. «Es war klar, dass wenn unser Sohn den Betrieb mit Milchwirtschaft weiterführen will, wir etwas machen wollen», so Peter Steffen.

Kühe mit und ohne Hörner

Ein Laufstall wäre also für die Familie nicht in Frage gekommen. Denn sie züchten sowohl Swiss Fleckvieh-Kühe mit Hörnern als auch Holstein-Kühe ohne Hörner. Zudem ist auch ein Swiss-Fleckvieh-Muni bei der Herde mit dabei.

«Im Anbindestall können die Kühe einander nicht plagen», sagt Peter Steffen.

Hier könnten sie in Ruhe Fressen und Liegen. Das Tierwohl sei mit diesem System nicht schlechter als mit einem Laufstall, ist der Landwirt überzeugt. «Im Anbindestall gibt es viel weniger Probleme mit den Klauen oder mit Kühen die Ausrutschen und sich verletzen», argumentiert er.

RAUS erfüllt aber nicht BTS

Zudem dürfen Steffens Kühe viel auf die Weide. Im Sommer weiden sie nachts und im Frühling und Herbst den ganzen Tag lang. Damit sie auch im Winter genügend Bewegung haben, macht der Betrieb RAUS. Auf die BTS-Beiträge muss die Familie jedoch verzichten. «Es gibt auch sonst schon genügend Vorschriften, die man einhalten muss», sagt die Betriebsleiterin.

Stall von Gobeli geplant

Der neue Stall wurde von der Firma Gobeli geplant. Die Betonarbeiten hat die Firma Krebsbau gemacht. Sämtliche Stalleinrichtungen sowie die Melkanlage stammen von DeLaval.

Im Milchraum steht ein 2200-Liter-Milchtank. Daneben hängen die fünf Melkaggregate mit Selbstabnahme. Bereits im alten Stall haben Steffens mit Selbstabnahme gemolken. «Das hatten wir schon, seit es das gibt», sagt Peter Steffen. Fürs Melken der 52 Kühe brauchen Steffens nun nur noch etwa eine Stunde und auch die anderen Arbeiten sind einfacher geworden.

«Insgesamt bedeutet für uns der neue Anbindestall eine enorme Arbeitserleichterung», sagt die Bäuerin, die nebenbei noch einen Hofladen betreibt.

Im alten Stall hätten sie fast immer zu dritt den Stall machen müssen. Nun kann die Arbeit von jemandem alleine verrichtet werden.

Mechanischer Viehtrainer funktioniert gut

Da in neuen Anbindeställen keine elektrischen Viehtrainer mehr erlaubt sind, hat sich Familie Steffen für einen mechanischen Viehtrainer entschieden. Dies ist ein fixes Konstrukt mit Metallrohren. «Da müssen die Kühe nach hinten stehen, wenn sie den Buckel machen», sagt Peter Steffen.

Ein pneumatischer Viehtrainer wäre für ihn nicht in Frage gekommen, denn diese würden zu wenig gut funktionieren. Natürlich sei die fixe Metallkonstruktion aber massiv teurer als ein alter elektrischer Viehtrainer. Der neue Viehtrainer funktioniere gut, sagt Steffen.

Kühe liegen Kalk-Stroh-Matraze

Für die Entmistung hat es im Anbindestall einen Schwemmkanal mit Schubstangenentmistung. Sämtlicher Mist landet bei Steffens im Gülleloch.

Die Kühe liegen auf einer Kalk-Stroh-Matraze mit Häckselstroh. Mist hätten sie bereits genügend von den Laufställen in welchen die Aufzuchttiere gehalten werden. Auch die Mastkälber bleiben bei Familie Steffen immer auf dem Hof, bis sie schwer genug sind. Ein nahegelegener Privatmetzger schlachtet die Kälber danach.

Auch Heuraum gebaut

Gefüttert wird im neuen Stall mit dem Mischwagen. Alle zwei Tage macht Peter Steffen die Mischung. In die Ration kommen Heu, Emd, Grassilage und Maissilage. Das Kraftfutter wird von Hand verabreicht. Der Stalldurchschnitt liegt derzeit bei 9000 kg Milch.

Für die Heulagerung wurde im neuen Stall 1200 m3 Heuraum gebaut. Leider konnte das diesjährige Heu noch nicht in den neuen Heuraum eingelagert werden und muss nun noch in Handarbeit aus dem alten Heustock genommen werden.

Finanziert ohne Bauland

Noch ist nicht alles ganz fertig beim neuen Stall von Familie Steffen. Im Stall fehlen noch ein Fenster zum Büro und zwei Türen. Auch die Umgebung muss noch fertig gemacht werden. Zudem fehlt noch die Steuerung für die automatischen Windschutznetze.

Gekostet hat der neue Anbindestall mit Heukran rund 900 000 Franken. Für diese Summe wurde jedenfalls die Baueingabe gemacht. Beim Bauen haben Daniel und Peter Steffen viel Eigenleistung erbracht, wodurch es günstiger wurde. Familie Steffen hat den neuen Stall nur mit der Unterstützung der Bank finanziert.

Auf BAK-Gelder haben sie dabei verzichtet. Es wären zu viele Auflagen zu erfüllen gewesen, erklären sie. «Auch Bauland haben wir keines verkauft, um den Stall bauen zu können», sagt Peter Steffen stolz. Sowieso habe die Familie noch nie Bauland verkauft. «Alles Land, das fort ist, ist fort, das ist doch klar.» Mit dem Bau angefangen haben Steffens vor etwa einem Jahr.

Kühe auf einmal ablassen

Nun wollen aber die Kühe doch noch auf die Weide. Ganz ungeduldig muhen sie. Mussten sie doch extra für den Besuch der Redaktorin länger im Stall bleiben. Zackig binden Peter und Marianne Steffen die Schwänze los. Dann dreht Peter an einem Hebel der Anbindevorrichtung und schon können alle Kühe auf einmal los. Ruhig gehen sie hinaus auf die ersehnte Weide, wo die Sonne scheint.

 

Betriebsspiegel

Name Peter und Marianne Steffen

Ort Ortschwaben BE

LN 36,5 ha

Viehbestand 52 Milchkühe, 1 Muni, 50 Aufzuchttiere und eigene Mastkälber, 25 Texel-Schaf-Auen

Kulturen Winterweizen, Gerste, Raps, Silomais, Kunst- und Naturwiesen, 81 Hochstammobstbäume (Äpfel, Zwetschgen, Birnen, Pflaumen), Kürbisse und Gemüse für Hofladen