Markus Zürcher steht vor einem Flachbildschirm und zeigt auf ein Ungetüm von Excel-Tabelle: «Wir erfassen jeden Tag eine grosse Menge Daten.» Anhand dieser sehe man auf den ersten Blick, wenn etwas nicht stimme im Hühnerstall. Zürcher ist 47, Landwirt und seit knapp einem Jahr leidenschaftlicher Eierproduzent. Weil er Zahlen, die stimmen und effiziente Arbeitsabläufe mag, hat er eine Eierputzbürste entwickelt. Der offizielle Name der Erfindung ist «Schöntal Ei Cleaner». Auf dem Hof wird sie liebevoll «Eiermarie» genannt.
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Einfache Maschine mit Bürsten
Mit der gleichen Leidenschaft hat Markus Zürcher davor schon 16 Jahre lang Pouletmast betrieben, die Flächen um seinen Betrieb im thurgauischen Schönholzerswilen ausgeebnet und profimässig Schlagzeug in Bands gespielt. Diese Art zu arbeiten und sich für etwas zu begeistern, habe er im zweiten Lehrjahr mit auf den Weg bekommen: «Auf dem Lehrbetrieb hatten wir Spezialkulturen und Hühner, da war immer viel los.»
Von Haus aus hatten Zürchers seit 1818 Milchkühe. Diese sucht man heute vergebens. Den Vater, der vor fünf Jahren verstarb, zu überzeugen, dass Milchwirtschaft nicht die Zukunft ist, brauchte etwas Zeit. Doch war Godi Zürcher erst mal mit dem Hühnervirus infiziert, kniete er sich voll in die neue Materie rein.
«Als ich am Sortiertisch stand und die Eier von Hand putzte, fand ich das sehr ineffizient», erklärt Markus Zürcher. Man könne nur mit einer Hand arbeiten und der raue Schwamm schürfe die Haut der anderen Hand auf. Die Lösung dagegen ist eine einfache Maschine mit drehenden Bürsten (siehe Kasten). Bei täglich rund 17 000 Eiern, die sortiert werden, bringe die Innovation ein Zeitgewinn von ungefähr einem Drittel. «Unser Ziel ist, dass ein stark verschmutztes Ei in maximal acht bis zehn Sekunden sauber ist und den Qualitätsmerkmalen unseres Abnehmers Lüchinger und Schmid entspricht.»
Schöntal Ei Cleaner
- gewinnt den 2. Preis beim Suisse-Tier Innovations-Wettbewerb
- reinigt ein Ei in kürzester Zeit
- wird auf dem Eier-Sortiertisch montiert
- besteht aus zwei Bürsten in unterschiedlicher Intensität
- gibt es in Klein oder Gross (vier Rollen) und kostet je nach Montageaufwand rund 3'800 respektive 4'900 Franken
- hat zwei bis vier Wochen Lieferfrist
Nicht die erste Erfindung
«Ich weiss, wie ich es haben möchte und mein Angestellter Godi Flückiger, entwickelt und baut mir dann zusammen mit einem Freund das entsprechende Gerät», erklärt Markus Zürcher. Der «Schöntal Ei Cleaner» ist nicht die erste Erfindung, die umgesetzt wurde. Für die Pouletmast entwickelten sie Maschinen für den Geflügelverlad.
Zürcher kann nicht alle Arbeit alleine stemmen. Bei den Legehennen unterstützt ihn Vollzeit eine Angestellte. Auch auf dem Betrieb, auf dem Acker-, Futterbau und Hochstammbäume dominieren, hat er Angestellte. «Alles in allem beschäftigen wir neun Personen, die sieben Vollzeitstellen ausmachen.»
Wir, das sind Markus Zürcher und seine Frau Andrea. Zusammen haben sie fünf Kinder. «Seit wir Legehennen haben, ist Andrea mehr im Betriebsablauf integriert.» In einem Verarbeitungsraum macht sie aus Bruch- und zu kleinen Eiern Teigwaren oder stellt andere Hofprodukte her. «So haben wir eine viel bessere Wertschöpfung», sagt der umtriebige Bauer und zeigt erneut auf die Excel-Tabelle, in der dieser Fakt natürlich auch mit den dazugehörigen Zahlen abgebildet ist.
Betriebsspiegel «Schöntal»
Markus und Andrea Zürcher mit Finja, Levin, Elia, Neele und Mitja, Schönholzerswilen Thurgau
- LN: 30 ha
- Bewirtschaftung: Konventionell
- Betriebszweige: Eierproduktion, Rinderhaltung, Acker- und Futterbau, Obstbau
- Tierbestand: 35 Quarantänerinder, 18'000 Legehennen
- Arbeitskräfte: 9 Angestellte (700%), plus Aushilfen
Offizielle Preisverleihung an der Suisse Tier Messe
Die Preisverleihung der Spezialpreise sowie der bäuerlichen Innovationen findet in diesem Jahr anlässlich der Suisse Tier Eröffnungsfeier am 22. November 2019 (9.30 Uhr bis 11.00 Uhr) statt. Begleitet wird diese von einer Podiumsdiskussion zum Messethema «Tiergesundheit».