Fredi Strasser hat sich den Biolandbau zur Lebensaufgabe gemacht. Nebst seiner Tätigkeit als Bioberater und Lehrer am Strickhof führte er mit seiner Frau Maria einen Biobetrieb mit 12 ha Land, davon 8,5 ha Reben, und Kellerei. Besonders am Herzen liegen ihm die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwi-Sorten). Die BauernZeitung blickt mit ihm auf sein Wirken zurück.
N wie Neugierde
« Wir Biobauern sind Kracks und Tüftler, suchen nach Erklärungen. Die Natur ist spannend, da wird man automatisch neugierig.» Natürlich wollte Fredi Strasser mehr wissen, als er das erste Mal von den Piwi-Sorten hörte. «Mein Professor an der ETH sagte, das sei vielleicht etwas für abgelegene Rebberge, die müsse man dann weniger spritzen. Aber den Wein, den könne man nicht trinken.»
O wie Offenbarung
Die ersten Piwi-Weine empfand Fredi Strasser als Neugeburt des Weins. «Die Natürlichkeit der Rebberge spiegelt sich darin wider.»
P wie Pionier
«Ja, wahrscheinlich kann man mich als Pionier bezeichnen. Ich nahm das aber nicht bewusst war», meint Fredi Strasser. Er sei ein Agronom, der mehr will, deshalb habe er Versuche gemacht und Neues ausprobiert. «Ich wollte die Welt verändern!»
Q wie Qualität
«Hinter diesem Wort steckt für mich die hohe Qualität des Biolandbaues für Nahrung , Natur und Leben.»
R wie Rebbau
Als Bub ging Fredi Strasser nicht gerne in die Reben. Es war ihm zu heiss, zu trocken und alles war kahl gespritzt. «Irgendwann überwiegte dann die Liebe zu den Pflanzen das Melken. Rebbau fordert ein vertieftes Wissen, das gefiel mir.»
S wie Sortenliste
Die verpflichtende Rebsortenliste wurde 1994 abgeschafft (siehe auch Buchtstabe E).
T wie Thurgau
«Ich bin in Nussbaumen, im Thurgau aufgewachsen und lebe im zürcherischen Stammheim, gleich an der Grenze zu meinem Heimatkanton.» Im Gegensatz zum urbanen und temporeichen Kanton Zürich empfindet Fredi Strasser den Thurgau als bewahrend. «Jedoch im positiven Sinn. Die Leute sind stille Schaffer.» Strasser pflegte eine intensive Zusammenarbeit mit dem Thurgauer Bioberater.
U wie Unterricht
Am 9. Juli übergab Fredi Strasser den Schülerinnen und Schülern seiner letzten zwei Klassen die Diplome. «Während 37 Jahren hatte ich vor jeder Schulstunde ein Kribbeln im Bauch und etwas Lampenfieber. Sobald ich jedoch vor der Klasse stand, lief ich zur Höchstform auf.» Seine Wandtafelzeichnungen z. B. zu den Knöllchenbakterien oder zur Photosynthese bezeichnet er als legendär. Er sei nicht Schulmeister gewesen, sondern habe die jungen Leute für den Biolandbau begeistert, ihre Neugierde und ihren Pioniergeist geweckt.
V wie Vermarktung
Piwi-Weine sind anders als herkömmliche Weine, die Vermarktung sei deshalb nicht ganz einfach. «Es sind neue Weine – für neugierige und unvoreingenommene Menschen.» Die ersten Flaschen verkaufte Fredi Strasser an Hoffesten und Biomärkten. Er gründete zusammen mit Biowinzerkollege Roland Lenz die Firma Naturtalent, die die Vermarktung der Piwi-Weine weiter vorantreibt.
W wie Wein
«Ich liebe meinen Muscanero, ein Wein aus der Traubensorte Muscat Bleu mit einem Teil trockener Beeren und aus dem Barrique. Er ist schön traubig, knackig, mit einem Bouquet von Veilchen und Rosen. Der kraftvolle Wein ist gehaltvoll und breit. Er ist der letzte grosse Wurf aus unserem Keller, ich entwickelte ihn zusammen mit Sohn Andri.»
X wie x-mal
«Ich musste mich im Leben immer wieder aufrichten. Sei es nach persönlichen Schicksals- oder beruflichen Rückschlägen. Als Biomensch war ich einem rauen Klima ausgesetzt. Rückblickend kann ich aber sagen, das Glück war immer auf meiner Seite.»
Y wie Yoga
Yoga habe er noch nie gemacht, aber er turne regelmässig und entspanne sich auf der Fakirmatte, meint Fredi Strasser. «Manchmal bin ich von morgens 4 Uhr bis Mitternacht mit dem Traktor unterwegs. Das würde ich ohne Turnübungen gar nicht durchhalten.»
Z wie Zukunft und zweites Buch
Seine Zukunft wolle er ruhig, gelassen und gemächlich angehen, sag Fredi Strasser. «Ich werde keine Führungen, keinen Unterricht und keine Bioweinkurse mehr machen. Ich will Freundschaften pflegen und wenn Not am Mann ist, meinem Sohn etwas auf dem Hof helfen.» Er sei froh, als Agronom nicht mehr liefern zu müssen.
Ob es ein zweites Buch geben wird? «Das erste war ein Riesenaufwand, noch ist die Zeit nicht reif für ein weiteres. Aber Geschichten hätte ich noch viele zu erzählen.»