Im Zuge dieser Entwicklung würden Grundnahrungsmittel massiv teurer. Hungersnöte, politische Unruhen sowie Migration drohen, schreiben Forschende des Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) im Fachjournal "Nature Climate Change".
Die Wissenschaftler um Franziska Gaupp vom IIASA in Laxenburg bei Wien untersuchten, wie gross das Risiko ist, dass in mehreren der wichtigsten Anbaugebiete (in den USA, Argentinien, Europa, Russland und Ukraine, China, Indien, Indonesien und Brasilien) durch Klima-Extremereignisse Ernten katastrophal ausfallen. Diese Regionen deckten 2012 56 Prozent des weltweiten Weizen- und Maisbedarfs, lieferten 73 Prozent Soja und 38 Prozent Reis.
Ausgleich wohl schwer möglich
Klimavariabilität ist für mindestens 30 Prozent der jährlichen Schwankungen bei den globalen Nahrungsmittelerträgen verantwortlich, erklären die Forscher. In der Vergangenheit konnten Missernten in einzelnen Regionen aber durch Vorräte und den Handel mit anderen Regionen ausgeglichen werden. Sie bezweifeln, dass dies bei fortschreitendem Klimawandel immer noch der Fall sein wird.
In den vergangenen 50 Jahren stieg nämlich das Risiko für gleichzeitige Missernten in mehreren Regionen für Weizen, Soja und Mais an. Die Gefahr für Ernteausfälle im selben Jahr in fünf Regionen gleichzeitig war zum Beispiel bei Weizen 1967 bis 1990 mit 14 Prozent zu beziffern, 1991 bis 2012 mit 24 Prozent.
Das Risiko für Missernten in sechs Regionen stieg auf mehr als das Doppelte (von vier auf neun Prozent). Dass sogar in sieben Regionen die Weizenerträge im selben Jahr miserabel sind, wurde vier Mal so wahrscheinlich (von 0,3 auf 1,2 Prozent). Bei Soja (z.B. von 1,7 auf 2,3 Prozent für fünf Regionen gleichzeitig) und Mais (z.B. von acht auf zehn Prozent für fünf Regionen) sind die Risikoanstiege weniger dramatisch, aber signifikant, so die Forscher.
Lediglich bei Reis schrumpfte das Risiko (z.B. von 21 auf 12 Prozent in drei Regionen gleichzeitig), weil Änderungen in der Sonneneinstrahlung sein Wachstum begünstigten, meinen die Studienautoren.
Gleichzeitige Hitzewellen bedrohen Ernte
Ein Team des Potsdam-Instituts für Klimaforschung berichtet in "Nature Climate Change" ebenfalls über eine Gefährdung mehrerer Brotkammern: "Bestimmte Muster im Jetstream, das ist ein die Erde umströmender Höhenwind, können gleichzeitige Hitzewellen in die Weltregionen bringen, die für bis zu einem Viertel der globalen Nahrungsmittelproduktion verantwortlich sind", erklären sie. Besonders anfällig wären der Westen Nordamerikas und Russlands, Westeuropa und die Ukraine.
Sie berechneten, dass bestimmte Muster im Jetstream ein zwanzigfach erhöhtes Risiko für gleichzeitige Hitzewellen in den wichtigen Anbaugebieten bringen. "Die Hitzewellen werden künftig durch die menschengemachte globale Erwärmung häufiger verschiedene Gegenden gleichzeitig treffen, und sie werden auch heftiger werden", schrieben sie in einer Aussendung. Davon wäre die weltweite Nahrungsmittelsicherheit betroffen.