Vor fünf Jahren ist in den Labors der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) eine Schokolade gewachsen. Genauer gesagt handelte es sich um Zellen unreifer Kakaobohnen, die von den Forschenden zum Wachsen gebracht und am Ende mit weiteren Zutaten verarbeitet worden sind. In Finnland gelang es, in einem pfannengrossen Bioreaktor eine Art Beerenmus fürs Frühstück herzustellen. «Die Forschung zur zellulären Landwirtschaft steht noch am Anfang», fassen ZHAW und die Fenaco in einer gemeinsamen Mitteilung zusammen. Nichtsdestotrotz verspricht sich die Genossenschaft einiges davon – oder will zumindest die Möglichkeiten abklopfen.
Langfristig zusammenarbeiten
Konkret geht es um «entscheidende Impulse für die Lebensmittelindustrie», die eine zelluläre Landwirtschaft liefern soll. Man wolle die Geschäftsmöglichkeiten für Schweizer Landwirt(innen) in diesem Bereich prüfen, so die Fenaco. In der langfristig angelegten Forschungszusammenarbeit soll sie praktisches Wissen aus der Landwirtschaft beisteuern.
Neues «Kraftfutter» für die Zellen
Die beiden Forschungspartner wollen gemeinsam ein neues Pflanzenkulturmedium entwickeln. Es handelt sich dabei um die Substanz, auf der Zellen und Gewebe – z. B. Kakaobohnen – kultiviert werden. Dieses neue «Kraftfutter», wie es in der Mitteilung bezeichnet wird, soll im Gegensatz zu den heutigen Kulturmedien deutlich preiswerter werden. Das würde seinen Einsatz in der Lebensmittelindustrie attraktiver machen und «im grossen Stil ermöglichen». Das Projekt starte im Februar 2023, Resultate werden bis Ende 2025 erwartet.
Weniger Food Waste dank Nebenprodukten
Billiger, aber auch einheimischer sollen die Kulturmedien werden. Dies dank der Nutzung von pflanzlichen Rohstoffen aus der Schweiz und Nebenströmen der Lebensmittelindustrie, was wiederum Food Waste reduziere.
Einsteigen wird die Fenaco nicht in die Herstellung von pflanzlichen Zell- und Gewebekulturen, wird in der Mitteilung betont. Es gehe vielmehr um eine Prüfung dieses Geschäftsfelds im Sinne des Genossenschaftsauftrags. Fenaco sieht Schweizer Landwirt(innen) als mögliche Produzenten der für Kulturmedien benötigten Rohstoffe.