Oberembrach Bereits sechs Generationen führten die Mühle Oberembrach bis heute. Das Ehepaar Urs und Margrith Brunner ist bereits die vierte Generation Brunner. «Nebst diversen Mehlen produzieren wir, räumlich getrennt, auch Futtermittel in Form von Mehl, Schrot und Pellets. Diese stellen wir palmölfrei und ohne Fischmehl her, was vermehrt gefragt und geschätzt wird», so Urs Brunner. Die Mühle Oberembrach wurde erstmals im Jahr 1639 erwähnt. Bis 1926 wurde sie zusammen mit einem Landwirtschaftsbetrieb geführt. Wasserkraft, Turbine und Dieselmotor betrieben das Mühlrad. Ab 1931 wurde die Mühle ans Stromnetz angeschlossen.
136 Elektromotoren
Heute sorgen 136 Elektromotoren für eine konstante Leistungsfähigkeit der Anlage. Die ältesten Maschinen sind die Walzstühle aus dem Jahr 1939, welche an fünf Tagen 24 Stunden lang in Betrieb sind. Für die Familie Brunner, die im gleichen Haus und einen Stock oberhalb der Walzstühle wohnt, gehören deren Geräusche und die zeitweise leichte Erschütterung, die sie verursachen, wie selbstverständlich zum Mühlenalltag. Zur Mühle gehört ein Restaurant mit gutbürgerlicher Speisekarte und einem Ambiente, welches sich für Gesellschaften und Feiern eignet. «Gäste, die im Restaurant essen, dürfen bereits ab fünf bis sechs Personen eine kostenlose Betriebsführung mitbuchen», sagt Margrith Brunner. Geführt wird das Restaurant von Thomas Brunner, dem Bruder von Urs.
Unrealistische Vorstellungen
Bei Führungen stellt Urs Brunner jeweils fest, dass in der Bevölkerung teils unrealistische Vorstellungen zum heutigen Mühlenbetrieb herrschen: «Manche stellen sich vor, dass wir mit dem Mahlstein arbeiten und Säcke schleppen. Deshalb zeigen wir, wie unser Betrieb auf moderner Technik aufgebaut ist. Wir erklären die Abläufe und zeigen in einem anschaulichen Diagramm, wie Produktionsprozesse ablaufen.» Das Mühlenteam Brunner besteht aus sieben Mitarbeitern. «Wir verarbeiten zu 100 Prozent inländisches Getreide, getreu dem Motto ‹Aus der Region, in die Region›. Dieses ist möglich, weil wir auch eine Getreidesammelstelle sind», erklärt Urs Brunner.
An den Führungen nehmen gelegentlich auch Landwirte teil. «Diese stellen in der Regel differenzierte Fragen, sie wollen etwa erfahren, wie die Getreidereinigung funktioniert.»
Grosser Zeitaufwand
Vor ihrer ersten Teilnahme am Schweizer Mühlentag, im Jahr 2016, haben Margrith und Urs Brunner einen Mehlladen errichtet. Das Abwägen, Absacken und insbesondere die individuelle Ausgestaltung der Verpackung forderte einen hohen Zeitaufwand. «Mein Schwiegervater hilft mir bei Verpackungsarbeiten. Niemand in unserer Familie versteht es dabei so gut, an den Säcken oben eine so schön gefaltete Rosette anzubringen», sagt Margrith Brunner beim Gang durch den hellen, freundlich gestalteten Mehlladen.
Für den Mehlladen füllt Margrith Brunner in Präzisionsarbeit Backmischungen in Gläser ab. Lage um Lage wird dabei ersichtlich und das dekorative Glas ein Mitbringsel. «Wir bieten den Kunden auch Spezialitäten an, wie zum Beispiel das Rafzerfelder Gelbmehl. Das meist gekaufte Mehl ist das traditionelle Weiss-Zopfmehl.» Die Kundschaft in Brunners Mehlladen besteht aus Konsumenten, die einen gesundheitsbewussten Lebensstil, verbunden mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit, wählen. «Dank Spezialitäten, Beratung und Nähe zur Kundschaft, sowohl für die Landwirte in der Region wie für regionale Bäckereien, Hofläden und Private sehen wir gute Chancen, am Markt zu bestehen.» Besonders guten Anklang finden laut Margrith Brunner denn auch innovative Zusatzangebote, wie etwa Backkurse: «Als ich in Zusammenarbeit mit der IG Dinkel einen Urdinkelbackkurs mit der Rezeptautorin Judith Gmür-Stalder anbot, stiess dieses auf so gute Resonanz, dass es sich lohnt, diesen zu wiederholen».
Zum zweiten Mal dabei
Morgen Samstag, am 1. Juni, beteiligt sich die Brunner Mühle zum zweiten Mal am Schweizer Mühlentag und öffnet von 10 bis 17 Uhr ihre Türen für Führungen. Für Verpflegung sorgen das Restaurant Mühle, ein Pizzamobil sowie die Landfrauen des Bezirks Bülach. Die Schmiede-Metallbau Brunner präsentiert Schmiede-Handwerk und es werden die Mauersegler im Mühliturm vorgestellt.
Schweizer Mühletag, 1. Juni, 10 bis 17 Uhr, Mühle Brunner, Mühlestrasse 7, Oberembrach.